Peking-Moskau

May - June 2017
A 19-day adventure by Guido Kaufmann Read more
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  • Day 1

    Das letzte grosse Bahnabenteuer der Welt

    May 19, 2017 in Switzerland ⋅ ⛅ 8 °C

    Seit ich vor fast vierzig Jahren, als kleiner Fünftklässler im Fernsehen die Verfilmung von Jules Vernes faszinierendem Roman «Der Kurier des Zaren» gesehen habe, schlummert in mir der Wunsch, auf den Spuren von Michael Strogoff, die 7880 Kilometer lange Strecke zwischen Moskau und Peking in meinem Leben irgendwann auch mal zu bereisen.

    Wahrscheinlich waren es auch die unverkennbaren, dunkelblauen Wagen des Orientexpresses, die ich öfters auf dem Heimweg von der Arbeit im Hauptbahnhof Zürich erblickte, welche diesen Gedanken nie mehr ganz aus meinem Kopf verschwinden liessen. Der Blick hinein in den Speisewagen, der durch die Lämpchen an den von der langen Reise verschmutzten Fenstern geheimnisvoll ausgeleuchtet war, weckte jeweils das Fernweh und liess mich dann für ein paar Minuten träumen: Von der faszinierenden Wüste Gobi, dem tiefblauen Baikalsee, den unendlichen Wälder- und Wiesenlandschaften im Ural oder der westsibirischen Tiefebene, begleitet vom gleichmässigen, monotonen Rattern des Zuges.

    Es sei das letzte grosse Bahnabenteuer der Welt, las ich anfangs Jahr in einem Reisekatalog, als ich aufgrund meines Sabbaticals entschied, dieses Abenteuer nun nicht bis zu meiner Pensionierung rauszuschieben, sondern die geschenkte Zeit zu nutzen und mich hineinzustürzen.

    Wenn du mich in den nächsten Wochen aus der Ferne dabei begleiten willst, freue ich mich auf deine weiteren Besuche auf meinem Reiseblog.
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  • Day 2

    Los geht's

    May 20, 2017 in Switzerland ⋅ ⛅ 11 °C

    Soeben habe ich die ersten meiner geplanten rund 8000 Eisenbahnkilometer in Angriff genommen: Meine Heimstrecke Gümmenen-Zürich, die ich überschlagsmässig alleine in den letzten zehn Jahren etwa 2’500 Mal zurückgelegt habe und dabei mit der Rückfahrt zusammen 500'000 Kilometer gefahren bin, was etwa 12 Mal um die Erde oder anderthalb Mal zum Mond entspricht. Dies relativiert die Distanz der bevorstehenden Zugsfahrt von Peking nach Moskau doch etwas…Read more

  • Day 2

    last minute - Einkauf

    May 20, 2017 in Switzerland ⋅ ⛅ 14 °C

    Was macht man, wenn alles gepackt und man eigentlich "ready for take-off" ist? Man prüft noch schnell das Wetter am Zielort! Oh Schreck - dieser Wetterbeschrieb... Der Sonnenschutz ist dabei, aber das ist ja nicht das Hauptproblem. Ab, noch schnell in die nächste Apotheke... 😳😷😂Read more

  • Day 3

    "Go Russia" - schon noch nicht sofort

    May 21, 2017 in China ⋅ ⛅ 25 °C

    "Go Russia" - nein, noch nicht sofort und schon gar nicht mit dem Auto oder einer Maschine der Aeroflot. Aber auch die transsibirische Eisenbahn muss noch bis Dienstag warten. Zuerst stehen nun drei Tage Peking auf dem Programm, mit all den Sehenswürdigkeiten dieser Millionenmetropole (23 Mio. Einwohner), die ich keinesfalls verpassen will. Aber es stimmt zuversichtlich, dass mein Guide offensichtlich genau weiss, in welche Richtung es nach Russland geht... 😉Read more

  • Day 4

    Eine rührende Liebesgeschichte

    May 22, 2017 in China ⋅ 🌧 13 °C

    Heftiger Regen weckte uns heute Morgen, mit dem positiven Effekt, dass die Luft in Peking wieder mal richtig gereinigt worden ist und ich nun während der nächsten Tage meinen "last minute Einkauf" wahrscheinlich nicht benötige. 😷

    Mit 4 Kollegen, die gestern aus Australien via Shanghai dazu gestossen sind und mich bis Moskau begleiten werden sowie unserem Guide Summer machten wir uns auf zur "Great Wall", die sich mit ihrer Mächtigkeit ja auch in die sieben Weltwunder einreiht. (Anm. für meine Kinder: Dass sie vom Mond aus sogar noch als Linie zu sehen ist, sei übrigens eine Mär).

    Inspiriert durch den Regen der uns auf der zweistündigen Fahrt begleitete, erzählte uns Summer dann eine rührende Liebesgeschichte:

    "Die über 7000 km lange Mauer wurde über mehrere Dynastien, ohne Rücksicht auf Verluste in der dafür rekrutierten Arbeiterschaft erstellt. Wer unter Erschöpfung oder Hunger starb, ist gleich als Baumaterial weiter verwendet worden. In jener Zeit wurde auch ein junger Mann am Tage nach seiner Hochzeit aus Südchina für das Bauprojekt eingezogen. Seine Vermählte vermisste ihren Mann jedoch so sehr, dass sie sich auf die Suche nach ihm machte und dabei mehrere tausend Kilometer der Mauer abmarschierte, ihr jedoch niemand etwas über dessen Verbleib sagen konnte. Als sie schliesslich doch einen Soldaten fand, der sich an ihn erinnern konnte, eröffnete ihr dieser, dass ihr Mann verstorben sei und zeigte ihr den Ort, wo er in der Mauer lag. Sie wich fortan nicht mehr von dieser Stelle und weinte unaufhörlich. So lange und so fest, dass sich der Mörtel langsam auflöste und die Mauer in der Folge einstürzte. Der Kaiser hörte davon und als ihm seine Boten dann den Grund für den Mauereinsturz berichteten, fragte er nach der so traurigen Frau. Er liess sie zu sich bringen und verliebte sich sofort in sie. Sie willigte jedoch erst ein, ihn zu heiraten und Kaiserin zu werden, nachdem sie die sterblichen Überreste ihres Ehemannes in den Palast bringen und dort beisetzen durfte..."
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  • Day 5

    Die Stadt in der Stadt

    May 23, 2017 in China ⋅ ⛅ 29 °C

    Kein touristischer Peking-Besuch ohne einen Ausflug zur verbotenen Stadt. Vor ihren Toren liegt der Platz des himmlischen Friedens, der durch den blutigen Niederschlag der Proteste der Bevölkerung für mehr Demokratie ja auch bei uns 1989 Bekanntheit erlangte. Unser Guide Summer, der mir bisher eigentlich sehr aufgeschlossen vorkam, wurde gleich überraschend schroff, als ich ihn in unbedarfter Weise darauf ansprach, und stoppte die Diskussion sogleich...

    Die Touristenströme waren wie schon gestern beim olympischen Park (auf einem Bild ist das bekannte Vogelnest von Herzog und de Meron zu sehen, das mir bei meinen australischen Freunden bewundernde Blicke schenkte, bis Summer erklärte, dass die erste Version statisch nicht Stand hielt und einstürzte) enorm, obwohl wir ausserhalb der Ferienzeiten sind. Die Chinesen sind sehr stolz auf ihre Haupstadt und die Monumente aus vergangener und neuerer Zeit, die entsprechend auch alle perfekt unterhalten werden. Die 80'000 Tickets für die verbotene Stadt, die täglich vergeben werden, sind am Morgen jeweils in Kürze weg und in solchen Momenten ist man jeweils sehr froh um den lokalen Guide, der all die Tricks kennt.

    Bei der verbotenen Stadt handelt es sich um eine Stadt in der Stadt. Für die einfache Bevölkerung war der Zutritt bis 1911 verwehrt, was den Namen erklärt. Sie beherbergte den überschwänglich ausgebauten Kaiserpalast mit 9999 Räumen, einem weniger als der Palast des himmlischen Kaisers. Dies der Sage nach, eine Nachzählung (nicht von mir!) kam jedoch nur auf 8886 Räume. Wie schon beim Bau der Mauer, wurden auch hier über eine Million Bauern eingezogen, um dieses Weltkulturerbe zu errichten. Jedes Element hat seine symbolische Bedeutung, was auch die Erklärung ist, wieso es daneben offenbar noch 200'000 Architekten brauchte. Für den Rest lasse ich nun die Bilder sprechen.

    Weil wir morgen Peking Richtung Wüste Gobi verlassen, nicht wissen, was uns im Zug kulinarisch erwartet und viele unterschiedliche Versionen hörten, haben wir uns dann alle zum Mittagessen eine Pekingente bestellt. Im Moment, wo ich während der Siesta diesen Blog verfasse, habe ich nun das Gefühl, dass ich es sogar bis Moskau problemlos ohne Verpflegung aushalten könnte.
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  • Day 6

    Adieu Peking, Moskau wir kommen

    May 24, 2017 in China ⋅ ⛅ 26 °C

    Heute ist es nun soweit, wir haben die erste Etappe mit der transsibirischen Eisenbahn in Angriff genommen, die uns bis morgen Nachmittag von Peking nach Ulan Bator führt, der Hauptstadt der Mongolei. Nach der Hektik der Grossstadt Peking und ihren enormen Menschenmengen an allen etwas interessanteren Punkten freue ich mich nun richtiggehend auf die von dieser Reise erwartete Ruhe und Entschleunigung während der langen Zugsfahrt.

    Hektik kam dann lediglich am grossen Pekinger Bahnhof nochmals auf, als die drei chinesischen Frauen vom Security-Check im Gepäck mein Schweizer Sackmesser erblickten und mir dieses um keinen Preis mehr zurück geben wollten. Alle Diskussionen halfen nichts, auch mit Charme war bei den rund 25 Jahren jüngeren, reizenden Damen nichts zu machen und selbst der Mutterinstinkt oder das Mitleid sprachen nicht an, als ich erläuterte, dass dies mein einziges Besteck sei für meine Mahlzeiten während der nächsten zwei Wochen. Nichts zu machen, ich gab auf, auch meinen australischen Kollegen zu liebe, die auf der anderen Seite dachten, ich sei in eine Flirterei verwickelt oder vielleicht auch nur ungeduldig mein Äusseres musterten und versuchten, die beängstigenden Züge meiner Person zu erkennen, die dazu führten, dass in diesen Tagen stets ich einer Kontrolle unterzogen wurde. Die drei Frauen beobachtete ich übrigens fünfzehn Minuten später nochmals, als sie immer noch heftig diskutierten, wer wohl die Trophäe am Abend heimbringen darf - und war froh, dass sie das zweite Sackmesser nicht auch noch entdeckt hatten...

    Nun habe ich meine Kabine bezogen, wir sind vier Leute aus vier Kontinen stellten wir sogleich fest: Ein chinesischer Stanford Informatikstudent, der in San Francisco wohnt und als passionierter Tennisspieler, unbedingt sein Idol Rafael Nadal am French Open sehen will, ein indischer Marathonläuder, der dieses Wochenende den Great-Wall-Marathon auf der chinesischen Mauer erfolgreich absolviert hat und von Irkutsk aus nachhause fliegt sowie ein neuseeländischer Maschineningenieur, der frisch verliebt voller Erwartungen zu seiner französischen Freundin in Lyon zieht und seine Zelte in Auckland deswegen komplett abgebrochen hat. Schnell haben wir genügend Gesprächsstoff, und um den chinesischen Dolmetscher sind wir natürlich doppelt dankbar, noch mehr weil er zugleich auch den Internetzugang sicherstellt.

    Und nun natürlich noch der obligate Kommentar zum Essen: Mit einem äussert schmackhaften Mittagessen im Speisewagen haben uns die Chinesen gleich zur Begrüssung überrascht. Das ist die positive Nachricht, die negative ist die, dass die Aussage offenbar leider doch stimmt, dass die Chinesen auf dieser Strecke kulinarisch verwöhnen, während die Russen (wo wir den Grossteil der Reise absolvieren) diesbezüglich eher einfach unterwegs sind, um es mal vorsichtig zu formulieren. Schauen wir mal...

    PS: Danke Peter für deine Warnung im gestrigen Kommentar, ich habe noch ein paar Instantsuppen im Gepäck.
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  • Day 7

    Emsiges Treiben um Mitternacht

    May 25, 2017 in Mongolia ⋅ ⛅ 23 °C

    Das enorme Wirtschaftswachstum von China ist auf meiner Reise auch von der Eisenbahn aus unübersehbar. Es sind nicht so sehr nur die neuen Wohnblöcke entlang der Bahnlinie, sondern es ist die erstaunlich moderne Infrastruktur, die das demonstriert. Neue, äußerst grosszügig konzipierte Strassen, moderne Hochgeschwindigkeitseisenbahnen auf riesigen Brückenviadukten oder riesige, fortschrittliche Windenergieparks entlang der traditionellen transsibirischen Route zeigen, dass China gewillt ist, auch in der nordwestlich von Peking gelegenen inneren Mongolei, die ja ebenfalls noch zu ihrem Territorium gehört, zu investieren.

    Welch ein Kontrast dann in der äusseren Mongolei, die wir heute passieren und einen eigenen Staat zwischen China und Russland bildet. Fast fünfzig Mal so gross wie Schweiz, aber nur knapp drei Millionen Einwohner verhelfen der Mongolei zum Rekord des am wenigsten dicht besiedelten Landes der Welt.

    Zuvor haben wir um Mitternacht aber erst noch die Grenze zur Mongolei passieren müssen, ein rund dreistündiges Prozedere. Am Grenzbahnhof von Erlian bot sich fast ein bisschen ein gespenstisches Szenario als sich chinesischen Beamten im Stechschritt dem Zug näherten, uns alle mit unverständlichen Worten aber klaren Gesten in die Abteile beorderten und die Pässe einsammelten, die wir erst etwa zwei Stunden später mit einem wortlosen Nicken wieder zurück erhalten sollten. Ganze sechs Kontrollen mussten wir über uns ergehen lassen. Der ganze Zug wurde zwischenzeitlich mit uns noch in eine riesige Fabrikhalle gefahren, wo aus Lautsprechern monotone Stimmen den etwa fünfzig wartenden Eisenbahnmitarbeitende Arbeitsanweisungen erteilten. Da China eine andere Spurbreite der Eisenbahn aufweist als die Mongolei und Russland, galt es in etwa anderthalb Stunden die Wagen umzubauen. Mit den Passagieren an Bord wurden diese dazu durch hydraulische Lifte etwa einen Meter in die Höhe gehoben, so dass die Arbeiterschaft in ihrer Nachtschicht den gesamte Unterbau mit dem bereitstehenden, schmaleren Fahrgestell ersetzen konnte.

    An ein Schlafen war bei diesen vielen und langwierigen Kontrollen, wo wir jeweils nicht liegen bleiben durften und uns zu erheben hatten, sowie dem Getöse beim Umbau und Koppeln der Wagen nicht zu denken. Um zwei Uhr Morgens setzte sich der Zug dann zu unserer Erleichterung aber doch wieder in die Bewegung.
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  • Day 7

    Auf den Spuren Dschingis Khans

    May 25, 2017 in Mongolia ⋅ ⛅ 25 °C

    Nach dem Grenzübertritt von letzter Nacht in die Mongolei stand heute der erste der drei Aufenthaltstage in diesem landschaftlich so faszinierenden Land an. Mongolei heisst eigentlich "Land des blauen Himmels", weil an über 250 Tagen im Jahr - wie auch heute - einfach nur blau den Himmel ziert. Die zwölfstündige Zugsfahrt führte uns zunächst durch die Wüste Gobi, wo sich während Stunden bis zum Horizont nichts als Sand- und Steinlandschaften, mit kaum grünen Flecken, präsentieren und es für mich erstaunlich war, dass sich trotzdem vereinzelt Pferde und Schafe in diese unwirtliche Gegend "verirrten". Allmählich verwandelte sich diese Wüste aber in eine nie enden wollende hügelige Steppenlandschaft, wo sich nun Mensch und Tier immer mehr um kleine Jurtensiedlungen herum eine (temporäre) Bleibe eingerichtet hatten.

    Nach dem Mittag sind wir dann in der Hauptstadt in Ulan Bator eingetroffen, haben den Zug verlassen und diesen ohne uns weiter ziehen lassen, um begleitet von einem auf uns wartenden Uniprofessor mit einem Bus uns im Landesinnern auf die Spuren des allgegenwärtigen Kriegers und Nationalhelden Dschingis Khan zu machen.

    Wirtschaftlich ist die Mongolei ein armes Land, kämpft mit Korruption, Misswirtschaft und der damit verbundenen Abwanderung der Elite nach Korea, China oder Europa. Das war jedoch zu Dschingis Khans Zeiten im 13. Jahrhundert ganz anders. Durch seine Eroberungszüge schuf er von der Mongolei aus ein gewaltiges Reich das von Südostasien über China und Russland bis vor die Tore Westeuropas reichte.

    Der Höhepunkt nach diesem so spannenden Tag erwartete uns dann aber am Abend, als wir bei Sonnenuntergang in einem Jurtendorf in den Bergen (1500 müM) zur Übernachtung eintrafen. Lieblich eingebettet zwischen Berggipfeln und Wäldern, standen für uns drei traditionelle Jurtenzelte als Nachtlager bereit.

    An diesem herrlich warmen Frühsommerabend, mit der frischen Luft (die man nach Peking wieder doppelt schätzt), der absoluten Ruhe in dieser Abgeschiedenheit sowie einem fantastischen Sternenhimmel wäre man am liebsten gar nicht unter die Decke der mit soviel Gastfreundschaft zubereiteten Betten gekrochen. Doch unser Guide prophezeite uns auch noch wunderbare Träume an diesem von zahlreichen Kraftorten der Schamanen umgebenen Platz, und die wollten wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen...
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  • Day 8

    Die Mongolei im Umbruch

    May 26, 2017 in Mongolia ⋅ ⛅ 23 °C

    Punkt 20:35 hat sich unser Zug in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator wieder in Bewegung gesetzt, Richtung der mongolisch-russischen Grenze, dem Baikalsee und unserer nächsten Destination Irkutsk, wo uns dann übermorgen der nächste grössere Halt erwartet.

    Zuvor haben wir heute nochmals die Mongolei genossen. Das Land begeistert mich ausserordentlich und wäre alleine schon einen ganzen Ferienaufenthalt wert. Die herrliche Gegend im Tereldsch Nationalpark mit seinen mächtigen, abgeschliffenen Granitformationen, lichten Wäldern und Bächen mit kristallklarem Wasser, die sich durch die Täler schlingen, lädt richtiggehend zu ausgedehnten Wanderungen oder Treckingtouren ein. Wir haben uns jedoch in den Pferdesattel gesetzt und sind so gemütlich eine Weile durch die Wälder gestreift. Für mich eine Premiere, was die Reiterinnen und Reiter unter den Lesern des Blogs beim Betrachten des Bildes wahrscheinlich unschwer feststellen können...

    Die Mongolei unternimmt einiges, um den Tourismus anzukurbeln. Mit der herrlichen Landschaft sowie der beeindruckenden Gastfreundschaft der Leute sind die Vorsussetzungen dafür eigentlich gegeben und es ist dem Land zu gönnen, dass es in naher Zukunft auch wirtschaftlich einen Schritt vorwärts macht. Offenbar will es sich nun eher nach China statt nach Russland orientieren, wahrscheinlich um auch am dortigen Wirtschaftswachstum zu partizipieren. Die Mongolei hat ja erst 1989, im Rahmen des Zerfalls der Sowjetunion nach achtzigjähriger Herrschaft durch Russland wieder die Unabhängigkeit erlangt. Die letzten Jahre waren, wie gestern berichtet, nicht leicht und im Juni stehen die nächsten Präsidentschaftswahlen an. Unser Ethonolgieprofessor, der uns die zwei Tage begleitete, zeigte sich jedoch bei der kurzen Vorstellung der Kandidatenprofile verhalten optimistisch was den Ausgang der Wahlen angeht...

    Entsprechend hat Ulan Bator wohl auch eines der neusten Parlamentsgebäude der Welt, wo der Eingang mit Dschingis Khan und seinen Generälen als überdimensionale Statuen flankiert ist. Auf dem Parkplatz unmittelbar vor dem Gebäude ebenso unübersehbar die zahlreichen teuren Luxuskarossen der Parlamentarier, was vor Augen führte, dass der Weg zum Wohlstand für das ganze Land noch lang sein könnte. Erst einmal dürfte die Wohlstandsschere wohl auch in der Mongolei vorerst noch weiter auseinander gehen...
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