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  • Dag 2

    Polarlicht

    13 mars 2020, Island ⋅ -2 °C

    Die Börse wegen des Coronavirus im Keller, Hamburg verfügt nun auch Schul- und Kitaschließungen, Staatstheater einschließlich Elbphilharmonie geschlossen, fast alle Veranstaltungen abgesagt. Bundesweit werden nicht lebenswichtige medizinische Eingriffe in Krankenhäusern verschoben, damit Kapazitäten für die an COVID-19 Erkrankten frei sind. Aber wir sind ja in Island. Von dem hier vor ein paar Tagen ausgerufenen Ausnahmezustand merken wir nichts. Abends sehen wir allerdings, dass es auch hier Hamsterkäufe bei Nudeln und Klopapier gegeben hat. Verrückt, diese Kombination in ganz Europa, wie kommt man da eigentlich drauf?

    Ab 9 Uhr muss man die Parkuhr vor unserem Haus in Betrieb nehmen und wir schaffen es tatsächlich uns bereits kurz nach neun in Bewegung zu setzen, und das im Urlaub! Nach einem bescheidenen Skyr-Frühstück, mehr hatte der Supermarkt gestern nicht hergegeben. Temperatur – 4 Grad und bedeckt, mal wieder ein echtes Winterfeeling, auch das Parken auf der Schneespur. Wir merken, dass unser Haus gar nicht so weit vom Zentrum entfernt ist, wie wir dachten und parken in der Nähe des Wahrzeichens der Stadt, der Hallgrímskirka, die mit ihrer speziellen Beton Architektur und dem 76 Meter hohen Turm weithin sichtbar ist. 1986 nach 40 Jahren Bauzeit eröffnet, ist sie nicht gerade ein romantisches Kleinod.
    Verrückterweise liefen auf dem Vorplatz und in der Kirche viele asiatische Touristen mit Selfiesticks und teilweise Mundschutzen herum. Asiaten haben jetzt auch Island entdeckt? Wirklich Historisches gibt es kaum in Reykjavik, hat zwar seit 1789 das Stadtrecht, war aber lange eher ein kleines Fischerdorf, bis die Amerikaner während des 2. Weltkrieg etwas Infrastruktur aufbauten. Vom Kirchturm hatten wir einen weiten Blick. Über der Stadt lag eine Wolke, aber dahinter blitzten die beschneiten Berge in der Sonne.
    In der Einkaufsstraße Laugavegur sahen wir neben sehr vielen Iceland Kleidungs- und Souvenierläden dann doch auch ein paar alte, mit buntem Wellblech verkleidete, kleine Häuschen aus dem 19. Jahrhundert. Und wir haben noch längst nicht alles von der Stadt gesehen. Während wir so durch die Läden mit den unzähligen Islandpullovern und sogar Robbenfellprodukten schlenderten, erreichten uns weitere Breaking News, WhatsApp Nachrichten und Anrufe zum Virus. Meist über abgesagte Termine oder Entscheidungen darüber. Die Deutsche Fußball Liga hat nun tatsächlich alle Spiele ausgesetzt, das will in Deutschland schon etwas heißen. Island ist zwar nicht in der EU, aber dem Roamingverfahren angeschlossen, sehr praktisch in dieser Lage. Bei der Touristik-Info buchten wir eine Northern Light Tour für direkt diesen Abend. Dann ein Lamm- und ein Fischsüppchen mit Brot in einem Iceland Streetfood Imbiss für umgerechnet 25 Euro ohne Getränke. Lebensmittel und Essengehen ist hier im Schnitt 30% teurer als in Germany. Außer Lamm und Lachs :-).

    Nun machen wir uns langsam bereit für die Polarlicht Tour. Die Sonne scheint seit Stunden, wir sind gespannt.

    Beim Treffpunkt am Hotel nebenan standen bestimmt 50 Leute im eisigen Wind. Wir hatten fast alles an, was der Koffer so hergab. Lange Unterhose, Thermohose, Fellstiefel, Merinowolle, Skiunterwäsche, Mütze, Schal, Doppelsocken you name it. Wenn man sich so einige der Wartenden in einfachen Hosen und kurzen Stoffjacken ansah fror man gleich für die mit. 50 Leute, aber der Kleinbus aus dem Fee, eine deutsche Touri-Guide heraussprang, nahm nur uns mit. Klapperte dann aber weitere Stationen ab, sodass wir am Ende 12 Menschen aus Deutschland, England, den USA und Kanada waren. Nach einem Pinkelstopp ging es right away aus der Stadt mit vielen munteren Erklärungen in englisch rund um das Thema Nordlichter. Nach ca. 45 Minuten Ausstieg in einer Parkbucht an einer hügeligen Landstraße. Schon nach kurzer Wartezeit im frostigen Wind zeigten sich die ersten grünen Muster am Himmel, über einer noch von wo auch immer her orangenen Wolke und hinter einem Vorhang von Sternen. Wir hatten von Fee gelernt, dass das menschliche Auge dieses ganze Phänomen nicht so gut sehen kann wie das Kameraauge, es kann sich nicht so schnell anpassen. Und tatsächlich sah man durch Kameraobjekte und sogar übers Handy das Spektakel deutlicher. Die Lichter tanzten sogar ein bisschen, nach einer Weile war eine Dunstschicht davor, dann zeigten sich nochmal zwei grüne Finger, dann wieder nur noch ein Glimmen. Heiße Schoki und Zimtschnecken zwischendurch wärmten ein bisschen, durch den Wind waren es sicher gefühlt minus 10 Grad. Alle waren happy, weil es wohl die letzten Tage keine Sichtungen gegeben hatte. Wir hatten leider kein Stativ dabei, aber die Bilder sind trotzdem ganz passabel geworden. Vom Erlebnis her ist da sicher noch Luft nach oben, aber war schon sehr faszinierend! Um 0:30 Uhr waren wir zurück.
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