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  • Day 6

    Die Nacht der langen Messer

    April 5, 2022 in Italy ⋅ 🌙 11 °C

    Als mir die Fährgesellschaft geschrieben hat, das die Abfahrt von 22:30 auf 0:30 verlegt wurde, da war ich nicht gerade glücklich. Heute ist nun der Tag.

    Ich fahre einen kleinen Umweg durch das Hinterland um von Rimini nach Ancona zu kommen. Als ich an eine Tankstelle fahre, dreht der Tankwart erstmal eine Runde um die GS und gibt mir auf bestem Italienisch zu verstehen: "Grande, Grande..." und meint damit die zusätzlichen Alu Koffer.

    Es ist herrlicher Sonnenschein und die Landschaft wird immer einsamer. In einiger Entfernung kann man die schneebedeckten Berge der Appenien sehen.

    Irgendwann wird die Stasse schmaler und schlängelt sich durch die Wälder. Plötzlich taucht ein Stück Wald auf, dass so richtig die Apokalypse beschreiben könnte. Die Borkenkäfer leisten ganze Arbeit.

    Nach einer Weile komme ich an eine Gabelung. Leider kennt mein Navi die Gabelung nicht. Erst fahre ich nach rechts. Die Antwort ist: "bitte wenden". Ich wende und fahre nach links. Die Antwort ist die gleiche. Ich entscheide mich jetzt wieder für rechts. Nach einiger Zeit ist das Navi mit meiner Entscheidung auch zufrieden. Einzig die Strasse wird immer kleiner, schlechter und steiler. Nach einiger Zeit fahre ich dann offroad. Der Asphalt ist jetzt auch weg. Häuser gibt es auch keine mehr. Ich atme langsam auf, als zumindestens ein kleines Gehöft auftaucht. Ein letztes Mal müssen sich die Heidenau Stollenreifen nochmal in den Sand krallen und die letzte grosse Steigung hoch. Jetzt wird der Weg langsam wieder besser.

    Uschi (mein Navi) hat heute richtig Redebedürfnis gehabt. Permanent höre ich nur rechts, links, zweite Abfahrt im Kreisverkehr, ... Selten ist mal ein Strassenstück länger, wie 5 Kilometer.

    Langsam nähere ich mich Ancona. Irgendwann sehe ich das Meer und und eine wunderschöne blaue Bucht. Dort lege ich mich erstmal in den Sand und lasse mir die warme Sonne ins Gesicht scheinen. Bei einer Temperatur von 15 Grad lasse ich die Jacke lieber an. Es reicht, wenn die Surfer bei der Temperatur im Wasser sind. Sie haben die neuen Tragflächenboards und drachenartige Segel, die einfach nur in der Hand gehalten werden.

    In Ancona fahre ich erstmal zum Fähranleger und checke ein. Sie haben an der Tür eine Gesichtserkennung installiert, die sich zwar nicht an der Maske stört, sehr wohl aber an der Brille. Das kann mein Surface besser. Jetzt habe ich noch 5 Stunden Zeit, um mir Ancona anzusehen. Ich fahre in die Stadt und parke auf einem der vielen Motorradparkplätze. Die Stadt macht einen sehr angenehmen, natürlichen Eindruck. Ich kann auch den Punkt Eis essen in Italien auf meiner Liste abhaken.

    Als ich mit dem Motorrad wegfahren will, vergesse ich das Bügelschloss zu entfernen. Es knackt einmal und beim Bremsen habe ich keinen Druck mehr. Alles geht mir im Moment im Kopf rum. Bremsschlauch abgerissen ? Soll ich die Fähre sausen lassen. Soll ich lieber die Fähre nehmen und in Griechenland reparieren. Nachdem ich den Bremszylinder in Augenschein nehme ist wieder alles ok. Die Feststellmutter am Bremsschlauch hat sich lediglich losgedreht mit dem Schlauch. Nachdem ich sie wieder festgezogen habe, ist alles in Ordnung.

    Da ich in der Stadt nichts mehr anzufangen habe, fahre ich zum Fähranleger. Es beginnt das Warten. Die Temperaturen sinken auf 9 - 10 Grad. Erst ziehe ich mir meine zweite Jacke N, dann setze ich mir meine Sturmhaube auf, dann den Helm und schließlich ziehe ich noch die Handschuhe an. Das Schlimmste ist das Fehlen einer Sitzgelegenheit. Der Beton ist kalt und was anderes gibt es weit und breit nicht. Irgendwann setzte ich mich auf das Motorrad. Nach ein paar Stunden trifft endlich die Fähre ein und nach einer weiteren Stunde ist sie dann ausgeladen. Irgendwann können wir Raumfahrt und ich suche mir eine Ecke für meine Luftmatratze und den Schlafsack.
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