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  • Day 25

    Bordeaux, frei

    May 15, 2019 in France ⋅ ☀️ 19 °C

    T5, Tag 25:
    Mittwoch, 15.5.2019

    Wir waren schon ganz aufgeregt, wenn wir nur an das Unbekannte dachten, was uns heute erwartet, Bordeaux beim schönsten Wetter.

    Schnell das Frühstück herunter geschlungen, Taxi gerufen, schnell noch über die „Garonne“ gefahren und schon standen wir vor dem Intercontinental, am verkehrsberuhigten „Place de la Comédie“. Bereits der Platz korrelierte mit unseren fantasievollen Erwartungen an die Stadt, was für ein prachtvoller Ort.

    So viele Menschen, gut gekleidet und elegant, umrahmt von einer Vielzahl von beeindruckenden Gebäuden, darunter das „Grand Théâtre“, die Oper von Bordeaux, am siebten April siebzehnhundertachtzig eingeweiht.

    Erst einmal am Platz einen Kaffee getrunken und die Ankunft sacken lassen. Auch wir hatten unsere heruntergerissenen Wanderklamotten gegen etwas eleganteres, ganz unserem hart verdienten freien Tag würdig, eingetauscht.
    Was liegt in einer fremden Stadt näher als sie zunächst mit einem „Hop-on-Hop-off“ Bus kennen zu lernen.

    Im Obergeschoß des roten Monsters ließen wir uns verzaubern. Zunächst vorbei am berühmten Wasserspiegel, „Miroir d’Eau“, geschaffen 2006 von dem berühmten Gartenarchitekten Michel Corajoud.
    Im Sommer, zwischen zehn und zweiundzwanzig Uhr steigt das Wasser dort über Granitplatten auf 2 cm Höhe an. Dann verschwindet es alle fünfzehn Minuten wieder und es bildet sich auf der Granitfläche Wasserdampf bis zur einer Höhe von zwei Metern. Danach entsteht wieder eine Wasserfläche von dreitausendvierhundertfünfzig Quadratmetern die je nach Standort des Betrachters, der sich auch auf der Granitfläche bewegen kann, entweder den Börsenplatz des achtzehnten Jahrhunderts oder das Ufer der Garonne widerspiegelt, absolut beeindruckend.

    Auf der anderen Seite der Garonne genossen wir vom Obergeschoß des Busses aus einen tollen Blick auf die Stadt am anderen Ufer. Besonders beeindruckend ist, dass kein einziges modernes Gebäude das historische Ensemble der Stadt zerstört, wo gibt es das schon noch?

    Wieder zurück am Place de la Comédie ließen wir uns einfach treiben, wobei das mit dem „Treiben lassen“ bei der Fülle von Gassen, Gebäuden und ungewöhnlichen Geschäften nicht so einfach ist, es war mehr ein spazierenstehen, ich war Reizüberflutet, Marion neugierig und ständig in irgendwelchen Läden, „gucken“, schlechte Kombination.
    Auch habe ich es nicht so mit „gucken“. Ich bin eher der Hineingeher, eine Minute Umseher, Fokussierer, Kaufen und wieder gehen Typ.
    Ich kann meine Frau aber dennoch verstehen, hier hatten Peek & Cloppenburg, Douglas, Telekom und Konsorten keine Chance, sehr wohltuend und inspirierend für eine Stadt.

    Fairer Weise muss man auch noch dazu sagen, dass ich ein absolutes „Landei“ bin. Jede Art von Großstadt kann ich nur stundenweise ertragen, danach reicht es dann wieder für lange Zeit. Insofern war mir mehr nach einem flauschig- ruhigen Platz mit schönen Cafés oder Restaurants, einfach nur sitzen, sein und genießen.

    Nach etlichen Stunden spazierenstehen haben wir einen solchen-, für mich geeigneten Platz, gefunden. Wir bestaunten die „Basilika Saint-Michel“ am „Place Meynard“. Ringsherum gab es Kneipen, Cafés und Restaurants.
    Da es erst siebzehn Uhr war hatten leider weit über die Hälfte davon geschlossen, Frankreich eben. Selbst in Bordeaux kennen die Dogmatiker keine Gnade. Also gaben wir uns mit einer drittklassigen Kneipe anstatt eines feinen Restaurant zufrieden und bestaunten die Basilika aus dem vierzehnten Jahrhundert. Sie gilt als Station des Jakobswegs „Via Turonensis“ und gehört seit 1998 zum UNESCO-Welterbe.

    Besonders der einhundertvierzehn Meter hohe Glockenturm der Basilika, war beeindruckend, steht er doch separat von der Kirche, also nicht an das Gebäude angebaut. Irgendjemand erzählte, man habe das damals so gemacht damit, falls eine der schweren Glock mal vom Kirchturm fällt, nicht das Gebäude zerstört würde, gar nicht so dumm.

    Ein Taxi brachte uns am Abend voller Eindrücke wieder zurück nach Hollywood. Ehrlich gesagt reichte mir der Großstadt-Tag.
    Nix gegen Bordeaux, aber ich war froh wieder auf dem Land zu sein.

    Nun war packen angesagt, morgen geht es weiter ins einunddreißig Kilometer hinter Bordeaux gelegene „Canéjean“, stramm in Richtung Atlantik.
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