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  • Day 228

    Am höchsten Berg der Welt

    September 30, 2022 in Ecuador ⋅ 🌧 10 °C

    Moment mal, liegt der höchste Berg der Welt nicht im Himalaya? 😲 Genau das haben wir uns vor ein paar Wochen auch gefragt, als uns in Quito jemand vom Chimborazo erzählte. Und tatsächlich ist der inaktive Vulkan Chimborazo irgendwie der höchste Berg der Erde. Sein Gipfel ist der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernte Ort der Welt. Nirgendwo sonst auf der Erdoberfläche kann man der Sonne so nahe sein ☀️ Aber wie kommt es dann, dass die nominelle Höhe des Chimborazo mit 6.263 Metern über dem Meeresspiegel geringer als die des Mount Everest ausfällt? Die Erde ist keine perfekte Kugel, sondern aufgrund der Fliehkraft am Äquator etwas dicker. Das gilt auch für den Meeresspiegel, welcher am Äquator weiter vom Erdmittelpunkt entfernt ist als an den Polen 🌎 Und so kommt es, dass die höchsten Berge der Welt in den Anden liegen, zumindest wenn man vom Erdmittelpunkt misst 📏

    Wir finden dieses Phänomen so spannend, dass wir uns diesen Chimborazo mal aus der Nähe anschauen wollen. Eine Gipfelbesteigung trauen wir uns heute nicht zu, das wäre wegen der Gletscherschmelze auch sehr gefährlich. Stattdessen ist die Schneegrenze unser Ziel, dieses Mal sogar ganz auf eigene Faust 🏔 Los geht's mit dem öffentlichen Bus von Baños nach Riobamba und von dort aus weiter möglichst nah ran an den Berg. Dank zentraler Busterminals und vieler hilfsbereiter Menschen haben wir bisher immer den richtigen Bus erwischt und mussten nie länger als 15 Minuten warten, Daumen hoch für Ecuadors hervorragendes Busnetz 🚍

    Mitten im Nirgendwo rufen wir dem Busfahrer "Gracias!" zu und er lässt uns am Straßenrand aussteigen. Auf etwa 4.000 Höhenmetern ist es schon ziemlich frisch und die Landschaft entsprechend karg. Irgendwo hier soll unser Nachtquartier sein und ein paar Meter weiter finden wir tatsächlich eine kleine Hütte und zwei Kuppelzelte. In der Nähe hätte es auch eine unverschämt teure Mountain Lodge gegeben, aber wir zwei Sparfüchse schlafen bei dieser Kälte lieber im Zelt... ist halt auch mal eine Erfahrung ⛺️ In der kleinen Hütte wohnt Don Manuel, unser Gastgeber. Er zeigt uns das doch sehr geräumige Kuppelzelt und gibt Tipps für unseren Ausflug morgen. Den Chimborazo hat er selbst schon unzählige Male bestiegen. In Don Manuels Küche gibt es später auch ein einfaches, aber leckeres Abendessen. Nebenbei repariert er irgendetwas... ist wohl gleichzeitig auch seine Werkstatt 🔨 Die Nacht im Zelt ist trotz Thermounterwäsche bitterkalt, die Temperaturen erreichen den Gefrierpunkt. Michelle umklammert den kleinen Heizstrahler in Kaminoptik, aber er kommt nicht gegen die Kälte an 🥶

    Am frühen Morgen starten wir unsere Tour. Mathias hat über WhatsApp einen Fahrer kontaktiert, der uns noch näher an den Chimborazo bringen soll. Ob jetzt wirklich jemand auftaucht? Tatsache, fast ohne Verspätung hält Jorge und sammelt uns ein. Mit ihm fahren wir auf etwa 4.800 Höhenmeter, ab dort geht es nur zu Fuß weiter 🥾 Durch die Übernachtung konnten wir uns ein wenig akklimatisieren und ansonsten wissen wir ja jetzt Bescheid: Langsam gehen, bewusst atmen, nicht so viel reden. Und so erreichen wir die letzte Schutzhütte auf etwa 5.000 Metern, einen kleinen Bergsee und schließlich die Schneegrenze auf 5.120 Metern. Damit haben wir für uns einen neuen Höhenrekord aufgestellt und sind dem höchsten Berg der Welt ganz nahe. Bereits hier sind wir weiter vom Erdmittelpunkt entfernt als auf der Spitze des Mount Everest 💪🏼 Zur Belohnung verziehen sich auch die Wolken und wir können den ein oder anderen Blick auf den Gipfel des Chimborazo erhaschen. So langsam müssen wir uns aber wieder auf den Rückweg machen, die Luft ist dünn und die UV-Strahlung unerbittlich ☀️

    Zurück am Parkplatz wecken wir Jorge, der bei einem Nickerchen im Auto auf uns gewartet hat. Er bringt uns zurück nach Riobamba und auf dem Weg erwartet uns noch eine schöne Begegnung: Wir entdecken mehrere Gruppen von Vikunjas 🦙 Die zierlichen Anden-Kamele sind mit Alpakas verwandt, leben aber wild. Ihr Lebensraum beschränkt sich auf die Höhenlagen zwischen 3.500 und 5.500 Metern, weshalb man sie selten zu Gesicht bekommt. Selbst Jorge ist begeistert und hält für ein paar tolle Fotos kurz an 📷
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