• Stockholm

    6 gennaio 2024, Svezia ⋅ ⛅ -11 °C

    Jaja, ich weiß.
    Natürlich waren alle super nett und aufgeschlossen an Bord, ich hab mich problemlos einrichten können und ein gechilltes erstes Abend-Set an den Tasten verbracht. Also quasi exakt so, wie ich es vorhergesehen habe. 😉

    Nachdem wir die erste Nacht und den darauffolgenden Tag auf See verbracht haben, weckt mich am Morgen ein Geräusch, das ich noch nicht kenne. Klingt wie feiner Regen, der aufs Dach prasselt. Nur dass hier in meinem fensterlosen Würfel im Bauch des Schiffes weit und breit kein Dach ist.
    Schnell dick angezogen und an Deck gehechtet, stelle ich fest, dass wir soeben in den Stockholmer Schärengarten einfahren, dessen Wasseroberfläche schon von einer feinen Eisschicht überzogen ist.
    Aah! So klingt das also, wenn wir durch Eis fahren, verstehe! (Wie ich mich täuschen sollte.. 😉)

    Wir passieren die zahlreichen kleinen Inselchen (ja, auch die vom ABBA-Mann Björn Ulvaeus) und machen direkt im Stadtzentrum fest. Knackige -12 Grad stehen auf dem Thermometer und ich bin wild entschlossen, mir diese erste Stadt der Reise zu erlaufen. Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen.
    Da Stockholm schon ne Weile für einen kleinen Städtetrip mit meiner Liebsten auf dem Plan steht, nehme ich mir vor, um alles, was irgendwie nach Sightseeing aussieht, einen großen Bogen zu machen.

    Wirklich null nach Stadtbummel sieht die riesige Autobrücke da ein paar Kilometer westlich unseres Liegeplatzes aus, und so laufe ich entlang des gefrorenen Mälarstrands durch kleine Parks, vorbei an unzähligen warm eingekleideten Menschen (mit noch wärmer eingepackten Hunden), bis ich schließlich von besagter Brücke einen wunderschönen Blick über die Altstadt von Stockholm hab.

    Zurück an Bord, langsam wieder aufgetaut und bereit, den Abend am Flügel zu verbringen, gibt es noch eine Überraschung der unangenehmeren Art: Beim Spielen der ersten 8 Töne entschließen sich nur 4 Tasten, pflichtgemäß wieder nach oben in ihre Ausgangsstellung zu kommen, während die anderen einfach unten hängenbleiben. Ähm… Das war gestern noch nicht so.
    Und vorgestern in Kiel war doch erst der Stimmer da und hat alles überprüft. Was ist da los?
    Nachdem ich mich bis zum Ende meines ersten Sets um die Hängetöne herumimprovisiert hab, erklärt mir ein uriger Klavierbauer auf Youtube, dass hängende Tasten bei bestimmten Luftfeuchtigkeitsveränderungen durchaus mal vorkommen können, es aber einen Trick gibt, den faulen Tönen wieder Beine zu machen.
    Etwas mulmig ist mir schon, dem feinen Steinway-Flügel mit einem dicken Spachtel grob zwischen seinen weißen Tasten herumzuhebeln, aber es hilft tatsächlich. Jetzt hängt nur noch das eine c, und das anscheinend auch nur, wenn weniger als minus 10 Grad sind draußen. Damit kann ich umgehen. 😉

    Während ich die letzten Töne des Abends spiele, haben wir Stockholm längst hinter uns gelassen und fahren gerade nördlich aus dem Schärengarten hinaus auf die offene Ostsee. Wieder alles flüssig unterm Kiel.
    Allerdings nur für kurze Zeit. Denn ab jetzt – so hat es der Kapitän gerade vielsagend verkündet - bestimmt die Eislage unsere Tour.
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