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- mandag den 8. januar 2024
- ⛅ -2 °C
- Højde: 4 m
SverigeGråsjälören65°34’13” N 22°10’19” E
Luleå

Nachdem der Eisbrecher uns die Pier freigepustet hat, können wir in der schwedischen Hafenstadt Luleå festmachen, die unweit der finnischen Grenze in der Nähe des Polarkreises liegt und früher vor allem für den Export von Eisenerz aus den umliegenden Mienen bedeutend war.
Das Schiff wird hier zwei Tage liegen und so den Gästen die Möglichkeit geben, verschiedene Landausflüge zu machen. Wie schon bei meiner Expeditionsreise in Südamerika freut sich die Touristik an Bord über tatkräftige Unterstützung bei den „Shore Excursions“, und so biete ich mich gern als schiffsseitige Begleitung/Übersetzung an. Eine Win-Win-Situation, denn so komme ich in den Genuss atemberaubender Aktivitäten, für die unsere Gäste sehr viel Geld gezahlt haben.
Am ersten Tag hab ich aber glücklicherweise noch keinen Ausflug zugeteilt bekommen, sodass ich die Stadt ganz in Ruhe zu Fuß erkunden kann. Vor allem die Schneemassen beeindrucken mich. Sie sind zu haushohen Haufen aufgetürmt und müssen kontinuierlich aus der Stadt gebracht werden in den Wintermonaten.
Luleå liegt am Delta des gleichnamigen Flusses. Von Oktober bis April führen eisige Wanderwege auf Fluss und Ostsee einmal komplett um die Stadt herum. Überhaupt sind die Wintersportbedingungen hier so stabil, dass beispielsweise die eislaufverrückten Niederländer eines ihrer wichtigsten Eisrennen mittlerweile hier oben austragen. Der Klimawandel lässt grüßen.
Ganz um die Stadt herum schaffe ich es nicht – ein bisschen arbeiten muss ich ja auch hin und wieder – aber es wird doch ein ausgedehnter Spaziergang über die Ostsee bei herrlichem Sonnenschein.
Am nächsten Tag lautet meine „daily duty“ Begleitung einer Schneeschuhwanderung auf einen kleinen Berg. Ein Dutzend Gäste und ich fahren mit dem Bus zu einem verschneiten kleinen Parkplatz inmitten eines Naturreservats, wo unser örtlicher Guide Henrik schon die Schneeschuhe für uns bereitgestellt hat. Nachdem wir diese angelegt haben, stapfen wir wie die Lemminge im Gänsemarsch den malerischen Pfad durch den Wald entlang. Aufgescheuchte Rentiere führen zu Verzückungsrufen und hastig hervorgekramten Digitalkameras. Henrik erklärt allerhand am Wegesrand und ich frag mich insgeheim, ob das nicht ein bisschen übertrieben ist, hier mit diesen skateboardartigen Plattfüßen durchs Gelände zu watscheln, wenn wir mit normalen Schuhen längst oben wären. Da stehen wir plötzlich an einer Lichtung, der Weg hört auf und wir schauen auf ein weites, verschneites Feld. Und mit einem Mal machen die Backbleche unterm Fuß enorm viel Sinn.
Vorsichtig mache ich mich auf den Weg und sinke bei jedem Schritt „nur“ ungefähr 30-40 cm ein. Ohne Schneeschuhe - so versichert es mir Henrik - wäre es mindestens ein Meter und meine Wanderung somit nach ziemlich genau einem Schritt zu Ende.
Oben angekommen genieße ich den Ausblick über das Delta des Luleå-Flusses, der hoch in den Bergen Norwegens entspringt. Der nahegelegenen Militärbasis entspringen immer mal wieder ein paar Kampfjets, die über unseren Köpfen ihre Kreise ziehen, was ich auch nicht so ganz unspannend finde.
Auf dem Weg zurück zum Bus gibt’s bei Glögg und Spekulatius noch ein kleines Päuschen am Lagerfeuer. Wir sitzen auf Rentierfellen (super warm und weich!) und hören noch ein bisschen, was Henrik über das Leben in Lappland berichtet. Die Menschen, die ich hier treffe, wirken auf mich einerseits etwas schüchtern und verschlossen, andererseits sind sie einander viel zugewandter, verbindlicher, als ich das aus Berlin kenne. Man schaut aufeinander – „Are you okay?“ – und jeder scheint stets darauf vorbereitet, seinem Nächsten in dieser rauen Umgebung zu helfen. Ich helfe natürlich auch, wenn meine etwas in die Jahre gekommenen Pappenheimer übermütig werden mit ihren Schneeschuhen und dann wie Maikäfer im Schnee liegen. Ich bin ja nicht zum Spaß hier. 😉
Bevor es zurück zum Schiff geht, lässt uns Henrik noch mal in alle Himmelsrichtungen ausschwärmen. Jeder soll sich irgendwo im Wald einen Baum suchen und diesen auf sein Zeichen hin eine Minute lang in Stille umarmen. Mein Baum ist zweifelsohne der schönste von allen und die Minute in absoluter Schnee-Stille eine ganz unerwartete Umarmung der Seele. Ich nehme mir vor, fortan öfter mal einen Baum zu umarmen.
Gerade als unser Schiff unter eisbrecherischem Getöse Luleå verlässt und Kurs auf Finnland und den nördlichsten Hafen unserer Reise nimmt, nimmt mich unsere Shore Excursion Managerin Alex zur Seite: „Du, morgen findet der allercoolste Ausflug der Reise statt und ich hab noch einen Platz frei. Bezahlt sind die Plätze eh. Möchtest du vielleicht mitfahren?“
Was für eine Frage!Læs mere