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- torsdag den 11. januar 2024
- ⛅ -14 °C
- Højde: 103 m
FinlandApukka66°34’6” N 25°56’22” E
Von Schlittenhunden und Schneemobilen

Nach der Umstellung auf finnische Zeit ist es gefühlt 6:45 Uhr, als ich dick eingepackt die Gangway hinuntergehe und mich in den warmen Reisebus setze.
Der ganztägige Ausflug verspricht spannend zu werden, doch zunächst müssen wir von Kemi aus anderthalb Stunden gen Norden fahren.
Schon lange vor Sonnenaufgang (10:25 Uhr) beginnt es in allen Farben zu dämmern, und als wir bei Rovaniemi den Polarkreis (und das Disneyland-artige Zuhause des Weihnachtsmanns) passieren, sind es nur noch wenige Kilometer bis zur Huskyfarm. Die Luft ist eisig, klar und erfüllt von freudigem Hundegebell.
Im Umkleideraum geht es ähnlich wild her wie im Hundezwinger, da im selben Moment wie wir auch noch ein paar Franzosen und Japaner ihre Thermoanzüge anziehen wollen, aber das ist schnell vergessen, als uns ein launiger finnischer Teenie-Hüne die Funktionsweise des Hundeschlittens erklärt. „Das Wetter ist perfekt, die Hunde haben richtig Bock und echt viel Kraft. Ich empfehle euch, gerade am Anfang kontinuierlich auf der Bremse zu stehen. Denn wenn der Fahrer hinten vom Schlitten fällt, wird das Teil mit einem Mal leichter und die Hunde geben richtig Gas, während der vorn im Schlitten Sitzende nicht so viele Möglichkeiten hat, daran irgendwas zu ändern.“
Ähm. Mulm.
Wir bilden Zweierteams und ich fahre mit Kryzstof, dem Videographer unseres Schiffes, der erstmal in aller Ruhe seine GoPro vorn am Schlitten befestigt, während ich mit beiden Füßen auf der Bremse stehe und etwas kleinlaut die fünf eingespannten Hunde anlächle, die bellend ihre Köpfe zurückwerfen und mir sowas zurufen wie „Alter, woran liegt’s?! Wir sind Alaskian Huskies, born to run, nimm endlich deine Quadratlatschen von der Bremse, du Vogel!“
Mach ich dann auch. Mit einem kräftigen Ruck geht’s los, den anderen Schlitten hinterher. Der Fahrtwind peitscht mir ins Gesicht, die Hunde fliegen in ungekannter Eleganz und absoluter Stille vor uns her und ich finde plötzlich, dass die Kufen unter meinem Schuh doch arg schmal ausfallen, wenn man das mit dem nicht runterfallen wirklich ernst nehmen soll. Einen Fuß hab ich bremsbereit auf dem gezackten Metallriegel, aber sobald ich ihn heruntertrete und damit den Schnee auch nur leicht berühre, dreht sich der letzte Hund verächtlich zu mir um und ich könnte schwören, dass er mit den Augen rollt.
Ich genieße die Fahrt sehr, bin überwältigt von der Schönheit und Kraft der athletischen Tiere, ebenso natürlich von der tief verschneiten Landschaft. Nach 20 Minuten tauschen wir die Positionen. Kryzstof montiert sein Gestell in aller Seelenruhe wieder ab und ich setze mich in den Schlitten, gebe die geliebte Kontrolle über mein Leben weitestgehend ab und hoffe, dass mit meinem Nachlass soweit alles geregelt ist.
Krystof ist vielleicht 1,60m, ein etwas wortkarger aber freundlicher Zeitgenosse und ich hoffe inständig, dass er sowas in der Art schon mal gemacht hat, damit ich nicht – wie bereits hervorragend in meinem Kopfkino aufbereitet – wild schreiend mit dem herrenlosen Schlitten durch den Birkenwald brettere, vorbei an gezückten Digitalkameras aus den späten 90ern, während ich versuche, nach hinten auf die Kufen zu klettern und das Geschoss zum Stehen zu bringen.
Krystof ist nicht der Mann großer Worte. „Gut?“ fragt er. „Gut.“ sage ich.
Dann geht die Fahrt mit einem neuerlichen Ruck los und wir jagen wieder die Piste entlang. Natürlich bremst Krystof kein einziges Mal, denn ihm ist ja völlig klar, dass wir uns - auch wenn es nicht so aussieht - wie auf einer Bobbahn in einem längst festgefügten Kanal bewegen und der Schlitten von den kleinen Seitenbegrenzungen aus gefrorenem Schnee stets mehr oder weniger sanft wieder in die Mitte der Piste geschubst wird, lange bevor er mit irgendwelchen Bäumen kollidieren könnte. Ich geb dem Schisser in mir eine freundliche Umarmung und genieße fortan jede Sekunde dieses großartigen Hundeschlitten-Abenteuers.
Auf der Husky-Farm leben insgesamt 212 Tiere, in familienähnlichen Gruppen oder als Pärchen, je nachdem, wie sie so drauf sind. Sie haben in den 8 Monaten der Saison ganz normale Arbeitstage und Schlitten-Schichten, aber natürlich auch freie Tage und sogar Urlaub. Eine Gewerkschaft haben sie aber glaub ich nicht.
Dafür liebevolle Ranger, die sich rührend um ihre Tiere kümmern und uns erzählen, dass es gar nicht so leicht sei, Hunde nach ihrem zehn- bis zwölfjährigen Arbeitsleben in Rente zu schicken. Es so ist unfassbar tief in ihrer DNA verankert, durch die Gegend rennen zu wollen, dass sie damit nur schwer wieder aufhören können.
So gibt es dann sowas wie Altersteilzeit und schließlich kümmern sich die ganz Alten als „Großeltern“ um die jungen Welpen der Farm, wie in einer Art Kindergarten, in dem die Kleinen von den Großen lernen, was man macht und was besser nicht.
Nachdem wir uns in der Hütte etwas aufgewärmt haben, bekommt nun jeder einen Helm und wir gehen vor die Tore der Farm, wo schon ein Dutzend Schneemobile bereitstehen. Mit diesen geht es nun nach einer kleinen Einweisung raus in die finnischen Wälder und schließlich auf einen zugefrorenen See. Das macht schon Spaß, rumpelt aber auch ganz schön, und obwohl ich eingepackt bin wie ein Michelinmännchen, merke ich die -18 Grad bei 30-40km/h Fahrtwind doch schon sehr. Besonders Finger und Zehen verabschieden sich recht schnell aus dem Gefühlsstuhlkreis und so bin ich nach den 2h sehr froh, wieder im warmen Bus Richtung Schiff zu sitzen.
Zu diesem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, dass ich auf einem zweiten Schneemobil-Ausflug am darauffolgenden Tag - ausgestattet mit vier Paar Socken und zwei Paar Handschuhen - sehr happy über die zugefrorene Ostsee pesen werde. 😊Læs mere

Oh, Stefan, Erlebnisse ohne Gleichen! [Elisabeth]