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- Wednesday, March 12, 2025
- ☀️ 17 °C
- Altitude: 27 m
JapanHimeji34°50’19” N 134°41’41” E
Der Tempel von Himeji

Ein nicht ganz unbedeutender Vorzug des Arbeitens auf diesen Luxusschiffen ist zweifelsohne das leckere Essen.
Da das Schiff ja aber aus allen Nähten platzt, gab es an meinem geliebten Embarkation Day zwischendurch auch noch die Ansage vom Cruise Director, dass alle Musiker doch bitte in den kommenden zwei Wochen wie der Rest der Crew im Maschinenraum rohe Kartoffeln essen sollen.
.. naja, ganz so schlimm ist es nicht, aber vom Fünfsterneplus-Buffet zu eher unterdurchschnittlichem Kantinenessen in der Crew Mess, das hat schon eine gewisse Fallhöhe.
Und so steht beim ersten Hafen der Reise heute nicht nur auf meinem Zettel, zu Fuß die Gegend zu erkunden und ein paar schöne Fotos zu machen, sondern auch, mir ein bisschen japanisches Fertigessen zu besorgen, um den Kühlschrank meiner Kombüse zu füllen.
Der Shuttlebus vom Hafen wirft uns direkt am Bahnhof des Städtchens raus. Der ist erstaunlich groß, weil er im Grunde aus zwei Bahnhöfen besteht: Einer für den normalen Bummelzugverkehr und parallel dazu der separate Bahnhof für den Shinghansen, den berühmten japanischen Schnellzug.
Sehen kann man den leider nicht von hier unten, da er im Bahnhofsbereich liebevoll ummantelt und auch sonst auf hohen Stelzen durch die Gegend jagt.
Och schade.
Der Teil von mir, der mal ein paar Semester Verkehrswesen studiert hat und sich für derlei nerdigen Kram interessiert, hätte schon gern mal einen Shinghansen gesehen.
Dafür höre ich immerhin just in dem Moment einen durchrauschen, als ich die Gleise unterquere. Woa, wie ein Düsenjet klingt das!
Dass meine kindliche Freude darüber von den umstehenden Japanern nicht geteilt wird, macht mir gar nichts aus. Ich hab einen echten Shinghansen gehört, Leute! Was soll denn jetzt noch kommen im Leben? Ich kann doch eigentlich direkt wieder nach Hause fliegen.😉
Während ich jenseits des Bahnhofs einmal um den berühmten weißen Holztempel schlendere, für den die Stadt Himeji bekannt ist, wage ich ein paar tollkühne Gedanken:
Es ist jetzt noch nicht mal 11. Ich muss erst zur Tea Time um 16 Uhr wieder am Flügel sitzen und so tun, als würde ich Chopin spielen.
Wenn ich jetzt mal eben mit dem Schnellzug in die Nachbarstadt und zurück düse, das sollte doch .. das könnte doch eigentlich...
Und so stehe ich wenig später wieder in der Bahnhofshalle am Fahrkartenautomaten. Ich sehe wohl deutlicher hilfloser aus, als ich mich in meiner Abenteuerlust fühle, denn nach wenigen Augenblicken kommt eine sehr freundliche Bahnhofsangestellte und hilft mir beim Lösen der Tickets.
Ein bisschen lachen muss sie schon, als ich ihr zu verstehen gebe, dass ich wirklich nur eine Station in die eine Richtung und dann sofort wieder zurück will.
Aber schließlich halte ich für umgerechnet 16 Euro zwei kleine Papierstreifen in der Hand, die mir Zugang zum separaten Highspeed-Train-Terminal gewähren sollen.
Auch so eine Art Tempel, denke ich.
Drei Rolltreppen später stehe ich fasziniert auf dem Bahnsteig.
Wie ich es schon vom Schnellbahnsystem in Taiwan kenne, sind die Bahnhöfe rechts und links der eigentlichen Strecke angeordnet, so wie Raststätten auf einer Autobahn. Züge, die nicht halten, donnern also nicht direkt am Bahnsteig, sondern in vollem Tempo auf den Mittelgleisen vorbei. Was für ein Spektakel!
Meine Reise in dem schnabeligen Ungetüm, das innen eher wie ein Flugzeug anmutet mit seinen kleinen runden Fenstern, dauert dann zwar nur jeweils 9 Minuten, diesen Tiefflug durch die japanische Hügellandschaft genieße ich aber in vollen Zügen (haha), mit klopfendem Herzen und breitem Grinsen.
Mit Klebereis-Tütchen in allen erdenklichen Geschmackssorten im Rucksack geht es dann überpünktlich zurück aufs Schiff.
"Na, wie fandest du es in der Stadt? Toller Tempel, ne?"
"Absolut beeindruckender Tempel. Wie die das konstruiert haben, krass."
..dass wir von völlig unterschiedlichen "Tempeln" sprechen, muss ja keiner wissen. 😊Read more
„Ich hab einen echten Shinghansen gehört, Leute! Was soll denn jetzt noch kommen im Leben?“ Haha, liebs! [Franne]
Leider konnte ich den Shinghansen nicht hören.....😔 [Elisabeth]
Ach so, ...und flottes Outfit zur Arbeit! [E.]