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- Sabtu, 15 Mac 2025
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JepunGenbaku Dōmu-mae-eki34°23’43” N 132°27’14” E
Hiroshima

Hiroshima. Vier Silben, die mich erschaudern lassen - erst recht, nachdem "Oppenheimer" auf dem Hinflug mein rudimentäres Wissen rund um das Manhattan Project nochmal aufgefrischt hat.
Ich hab mir oft versucht, vorzustellen, wie es in Hiroshima wohl aussieht. Vor meinem geistigen Auge verschwammen dann die typischen Bilder, die kurz nach dem Abwurf der Atombombe 1945 entstanden sind - fensterlose Häusergerippe, menschenleeres Chaos - mit modernen Museumsbauten.
In jedem Fall aber war das Hiroshima meiner Fantasie ein einziges Mahnmal, ein Fingerzeig der Schrecklichkeit, wohin man auch schaut.
Nun, das echte Hiroshima ist so gar nichts davon.
Klar, es gibt den Friedenspark und die Ruine der Internationalen Handelskammer, die nicht wieder aufgebaut wurde und als "Atomic Bomb Dome" mahnend am Ufer des Flusses steht.
Tatsächlich ein gruseliger Anblick.
Ansonsten aber scheint das Thema Atombombenabwurf in dieser eher durchschnittlich hübschen japanischen Großstadt echt kein Thema zu sein.
Warum das so ist, das beschäftigt mich all die Stunden, die ich durch die Straßen laufe.
Vielleicht - so Theorie 1 - ist die Vernichtung von 70.000 Menschen innerhalb einer Sekunde (nochmal 100.000 binnen eines Jahres und unzähligen weiteren durch Spätfolgen bis zum heutigen Tag) ein so unvorstellbares Ereignis, dass es schier nicht auszuhalten ist, sich das immer vor Augen zu halten.
Möglicherweise fehlt auch schlicht die emotionale Bindung zu den Opfern, wenn ganze Generationen ausgelöscht sind und "neue" Menschen im Nichts einen gesellschaftlichen Neuanfang wagen müssen?
Auch hat es vielleicht mit der japanischen Mentalität zu tun, Gefühle wie Trauer und Verwundbarkeit nicht offen zur Schau zu stellen und der Welt eher zu zeigen, dass aus den Trümmern des alten Hiroshima ein neues, größeres, besseres entstanden ist.
Was auch immer es ist, es ist für mich irgendwie seltsam. Und so stehe ich auf der Rolltreppe zur unterirdischen Mall, alles piepst und blinkt und ich bin von diesem unbekümmerten Vibrieren womöglich noch mehr betroffen, als wenn ich den Ort so museumsmäßig-selbstreflektiert vorgefunden hätte, wie ich ihn mir vorher erdacht hatte.
Vor dem Stand mit den dampfenden Dumplings setze ich mich mal kurz auf eine Bank. Dieser Kloß in meinem Bauch, das ist eine echte, tiefe Traurigkeit.
Ich trauere um Frauen, Männer, Kinder, Tiere. Um Pläne, Träume, Visionen, um die kleinen familiären Rituale und langjährigen Traditionen, die innerhalb eines Augenblicks für immer ausgelöscht worden sind.
So absurd mir Schilder wie "Starbuck's Hiroshima" oder "Hiroshima Super Sushi" vorkommen, so sehr weiß ich auch, dass die Welt sich mittlerweile 80 Jahre weitergedreht hat und es meine ganz persönliche Engstirnigkeit ist, hier eine Stadt erwartet zu haben, die sich vorwiegend über den 6. August 1945 definiert.
Nein, Hiroshima 2025 steht vor allem dafür, was es aus seinem Schicksal gemacht hat - wie so viele andere Orte auf der Welt auch.
Während ich zurück zum Schiff laufe, denke ich kopfschüttelnd an die aktuelle Diskussion über die nukleare Aufrüstung in Europa.
Gestatten, Homo sapiens, einzige Spezies, die die beeindruckende Fähigkeit entwickelt hat, sich selbst und den gesamten Planeten auszulöschen. Guck mal: Bumm.
Außerdem versuche ich, hier im Linksverkehr nicht von einem Auto überfahren zu werden. Weil - so meine Überlegung - wenn meine Enkel irgendwann erzählen, dass ihr Großvater in Hiroshima ums Leben gekommen ist, dann müssen sie immer dazusagen, dass es nicht bei DEM Hiroshima passiert ist sondern bisschen später.
Das will ich ihnen ersparen.Baca lagi