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- воскресенье, 16 марта 2025 г.
- ☀️ 11 °C
- Высота: 64 м
ЯпонияTonoharuminami33°29’21” N 130°30’31” E
Ausflug mit Überraschungen

Auf dem Weg zum nächsten Hafen passieren wir nachts eine spannende nautische Wegmarke. Die Kanmon-Straße an der schmalsten Stelle der Hayatomo-Meerenge ist eine nur 600m breite Durchfahrt, welche die beiden Hauptinseln Honshū und Kyūshū voneinander trennt. Überspannt von der imposanten Kanmon-Hängebrücke mit ihren 141m hohen Pylonen.
Ich bin zwar am nächsten Tag auf meinem ersten Gäste-Ausflug eingeteilt und kann nicht bis 2 Uhr gespannt an Deck stehen, wache aber zufällig zur rechten Zeit auf, um wenigstens ein Foto durch mein Bullauge zu schiessen.
Der nächste Morgen beginnt kalt und nass, ohne Aussicht auf Besserung. Da im Mittelpunkt des Ausflugs die "Erlebnis-Wanderung auf den Mount Tempai" steht, bin ich doch sehr froh, meine Regenklamotten eingepackt zu haben. Auch wasserfeste Schuhe hab ich für solche Zwecke eigentlich dabei. Der eine von beiden gibt mir aber bereits nach der ersten Pfütze zu verstehen, dass er das nicht so ernst nimmt. So muss ich heut also nicht nur nach den Gästen, sondern auch genau auf den Weg schauen, weil sich meine linke Socke sonst bei jedem Schritt ins Nasse mit feinstem japanischen Wasser vollsaugt.
Auch wenn davon auszugehen ist, dass sich die Ausflugsbegleitung nicht groß von der unterscheidet, die ich auf anderen Schiffen bereits erproben konnte, bin ich doch ein wenig aufgeregt. Denn das Touristik-Team hier kennt mich noch nicht und wenn ich nach dem heutigen Tag noch auf weitere Ausflüge mit will, sollte ich hier einen guten Eindruck hinterlassen.
So stehe ich also überpünktlich mit meiner ausgedruckten Namensliste vor Bus Nummer 10, spreche mit Yuki - unserem lokalen Guide - den Ablauf durch und warte auf die 26 Gäste, die diesen Trip gebucht haben.
Nach etwa 30-minütiger Fahrt erreichen wir den Wanderparkplatz am Fuße des Hügelchens. Dort erwartet uns schon eine kleine Delegation mit bunten Fahnen, inklusive fein rausgeputztem Bürgermeister. Der kann gar nicht glauben, dass eine Gruppe von Touristen aus dem fernen Deutschland ausgerechnet in sein Örtchen kommt.
Fukuoka, so erklärt unser Guide später, ist für Japan-Besucher im absoluten Nirgendwo. Erst recht dieses Dorf außerhalb der Stadt hier. Weiter westlich als Hiroshima kommen die Touristen in der Regel nicht.
Der Bürgermeister gibt sich präsidial, schüttelt Hände und stellt Fragen. Das ist alles sehr rührend und wertschätzend, gleichzeitig aber auch etwas unpraktisch, denn es nieselt und die Gruppe würde sich gern in Bewegung setzen.
Daraus wird aber erstmal nichts. Yuki kündigt strahlend eine grooße Überraschung an: Wir dürfen vor der Wanderung noch den ältesten Tempel des Ortes besichtigen. "Wow!" - die passende Emotion liefert er am Ende der Ankündigung direkt mit.
Nun haben die Gäste in den vergangenen acht Tagen allerdings schon so viele Tempel gesehen, dass der ganz große Jubel ausbleibt.
Dennoch folgen wir den Fahnenträgern, die uns weihevoll zum Eingang des Tempels geleiten. Warte, das soll der Tempel sein? Erinnert mich doch eher an einen Bungalow aus Ostzeiten. Und tatsächlich - "Überraschung!" - ist das NICHT der Tempel, sondern erstmal der Pavillon für die rituellen Teezeremonien, den wir noch VOR dem Tempel besuchen dürfen.
Das Häuschen ist zu einer Seite offen und gibt den Blick frei auf einen kleinen Teich. Wir sollen uns gründlich die Schuhe reinigen und uns dann alle dort hineinsetzen.
Ich sehe vor meinem geistigen Auge schon den ersten Opi in den Teich plumpsen, weil die Massen vom Eingang nachschieben.
Eng aneinandergekuschelt sitzen wir an einer Art Tisch und ich antizipiere bereits hellsichtig die nächste Überraschung: Tee für alle!
Und tatsächlich schiebt sich eine zierliche Frau zwischen Gruppe und Teich und erklärt feierlich, dass dies hier der Ort ist, wo es normalerweise Tee gibt.
Punkt. Stille.
Dann bittet sie uns freundlich wieder raus aus'm Haus.
Witzigster Ausflug meiner Schiffskarriere bisher, denke ich schmunzelnd, dabei hatte ich den buddhistischen Obermönch noch gar nicht auf der Rechnung, der uns nun vor dem wirklich sehr schönen Tempel empfängt und eine kleine Rede hält, die Yuki für uns ins Englische übersetzt.
So langsam beginne ich auf die Uhr zu schielen. Die Entertainment Managerin hatte zwar keine Einwände, dass ich mit auf Ausflüge gehe, aber natürlich immer unter der Prämisse, dass ich um 16 Uhr wieder an meinem eigentlichen Arbeitsplatz sitze und Klavier spiele. Ich schaue mich vorsichtig um. Weit und breit kein anderer Tempel zu sehen. Puh.
Die Zeit der großen Überraschungen ist aber noch nicht vorbei: Wir werden in ein Nebengelass geführt, in dem sich eine Art Klassenzimmer mit aufgereihten Zweiertischen befindet.
Der Ortsgeistliche ist vorerst verschwunden. Als alle an ihren Schulbänken sitzen, gleitet vorn jedoch eine Schiebetür auf und er ist wieder da. Stellt sich nochmals vor und erzählt, wie er 1989 für ein paar Wochen in Frankfurt/Main gelebt hat.
Dabei lässt er dem armen Yuki praktisch keine Übersetzungspausen, sodass der sich diese immer mit einem lachenden "Ähhhh" erkämpfen muss. Ich kann bald nicht mehr, das ist so irre komisch alles!
Schließlich schreitet der Mönch zum Whiteboard und legt so richtig los. "Also Leute, der Buddhismus im Allgemeinen, ..."
Pfeile, Dreiecke, Kreise...
Yuki sieht meinen mahnenden Blick zur Uhr und berührt den wasserfall-artig dozierenden Diener Buddhas sanft am Arm, sodass dieser - ich meine etwas beleidigt - den Stift zur Seite legt und uns einen guten Aufstieg auf den Berg wünscht, der dann auch tatsächlich beginnt und so ereignislos und flott vonstatten geht, dass es hier nicht weiter ausgebreitet werden muss.
Erheitert und pünktlich zurück auf'm Kahn denke ich beim Klavierspielen noch ein bisschen an den putzigen Mönch, der mich in seiner Art doch sehr an meinen alten Chef aus Kirchenmusiker-Zeiten erinnert hat.
Ihm zu Ehren verpacke ich heut ein paar Kirchenlieder in kleine Pop-Pakete und lasse sie durchs Schiff hallen.Читать далее
Ach Stefan, du schreibst so heiter...😃 [E.]