• Zurück in Busan

    17 Maret, Korea Selatan ⋅ ☁️ 5 °C

    Die Nacht haben wir mal wieder genutzt, um Strecke zu machen.
    Bei auffrischendem Wind sind wir im Wienerwalzerschritt einmal quer über's Gelbe Meer getanzt und haben soeben in Busan/Südkorea festgemacht.

    Erneut begleite ich einen Ausflug und komme so in den Genuss, mir die beeindruckende Hafenstadt mal genauer anschauen zu können.

    Ich war hier tatsächlich schon mal, auch wenn das fast 25 Jahre her ist: Mit dem Schulchor bei der Chor-Olympiade. Das war auch aufregend, aber eher wegen der dreieinhalb Chor-Mädchen, in die ich damals heimlich verknallt war. Möglicherweise hab ich auch deswegen so gut wie keine Erinnerungen an diese Stadt.😉

    Daher höre ich gespannt auf das, was unsere Guidin (Guiderine? Guidella?) Mia uns auf den Busfahrten zwischen den einzelnen Stopps so alles erzählt.

    Südkorea hat sich innerhalb weniger Jahrzehnte quasi aus dem Nichts zur zehntgrößten Wirtschaftsnation der Welt entwickelt, und das praktisch ohne eigene Rohstoffe. Alles, wirklich alles muss importiert werden. Bis auf Reis.
    Der Schlüssel zum Erfolg:
    Bildung, Bildung, Bildung.

    Angefangen, erzählt Mia stolz, hat es mit den Haaren.
    In den bitterarmen Jahren nach dem Koreakrieg hat ihre Mutter - wie viele andere Frauen auch - ihre abgeschnittene Haare nicht einfach weggeworfen. Viel zu wertvoll war diese tiefschwarze Pracht, um die viele Menschen auf der ganzen Welt die Asiaten beneiden.

    Haar für Haar wurden in mühevoller Handarbeit Perücken gefertigt, die in die ganze Welt, vor allem in die USA exportiert wurden. Der Beginn des Aufstiegs.

    Das Heimatland von Samsung, LG, Kia, Hyundai und vielen anderen Tech-Giganten hat eine Alphabetisierungsrate von über 99%, erlebt momentan gar eine "doctor's crisis", wie Mia es nennt.
    Fast 40% der höchstausgebildeten Menschen im Land findet keinen Job.
    Ja, cool, du hast einen Doktortitel, aber alle anderen Bewerberinnen auch. Ciao.

    (Zahlen und Fakten - das sei hier mal kurz gesagt - gebe ich höchst unjournalistisch einfach so weiter, wie sie an mich herangetragen wurden. Lasst mich gern Wissen, wenn grober Unfug dabei ist.)

    Generell ist die Zufriedenheit der Menschen im Land gedämpft, Tendenz weiter abnehmend. Der Präsident hat ein Amtenthebungsverfahren am Hals und die ohnehin hohe Selbstmordrate ist in den vergangen Jahren weiter gestiegen, weil viele junge Menschen mit Hoffnungen in die großen Städte kommen, dort dann aber keine Arbeitsperspektive vorfinden und daran verzweifeln.

    Auch die jüngsten wirtschaftlichen Verwerfungen mit den USA - Stichwort Exportzölle - verschärfen dieses Problem zusätzlich.

    Während ich Mias gebrochenem Englisch zuhöre, sehe ich staunend auf über 400 Meter hohe Wolkenkratzer, gigantische Schiffswerften, Hängebrücken und später dann auf die vielen kleinen bunten Häuser an den Berghängen, die mich an die Häuser in Valparaiso erinnern.

    Als Nordkorea 1950 überraschend den Süden überfiel, flüchteten viele hier in den äußersten Südosten der Halbinsel.

    Die, die schon vorher hier lebten, fanden das eher blöd und untersagten den Geflüchteten die Ansiedlung auf den relativ ebenen Flächen des Stadtgebiets. So mussten die Vertriebenen ihre Behausungen hier am unwegsamen Stadtrand errichten.

    Heute ist das Provisorium von damals UNESCO-Weltkulturerbe, Touristenmagnet und ganzer Stolz der Stadt.

    Die Neuankömmlinge von damals sind mittlerweile allerdings so alt, dass sie in diesen schwer zugänglichen Häusern mit steilen Treppen nicht mehr ohne Weiteres leben können, und so plant die Regierung wohl schon eine ganze Weile, anderswo ein "behindertengerechtes" Dorf zu bauen und diese Leute umzusiedeln.

    Die weiteren Stops taugen für Eindrücke und Fotos, aber weniger für Mehrwert hier.

    Mit ein paar neuen Reissnack-Varianten im Rucksack gehe ich die Gangway hoch und hoffe inständig, dass die Jungs sie mir bei der obligatorischen Handgepäckkontrolle nicht direkt wieder abnehmen, denn das Mitbringen verarbeiteter Lebensmittel an Bord ist verboten.

    Fast 90 Jahre alt werden Frauen hier im Durchschnitt übrigens, Männer immerhin 87. Und die essen morgens, mittags und abends Reis. Quasi so wie ich.😊
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