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  • Day 135

    Melangata Station

    March 20 in Australia ⋅ 🌬 29 °C

    Mit einem leichten Regen im Schlepptau, sind wir auf der Melangata Station angekommen. Von der Einfahrt bis zum Haupthaus ist es noch über einen Kilometer. Wir fahren langsam an verschiedenen Scheunen, Windrädern, Wassertürmen und kleineren Gebäuden vorbei. Die beiden großen Maremmano-Schäferhunde weichen dabei nicht von unserer Seite.

    Am Homestead, dem Haupthaus, bleiben wir stehen und steigen aus. Inzwischen haben wir 6 große weiße Hunde um uns herum. Alle sind aber bloß neugierig und wir werden aufmerksam beschnuppert. Wir freunden uns schnell mit ihnen an.

    Kurz darauf kommt aus der Ferne ein kleiner Elektro-Buggy angefahren, im Schlepptau 2 weitere Hunde diesmal ein australischer Kelpie und ein Kelpie-Mischling. Am Steuer des Gefährts sitzt Jo. Sie begrüßt uns herzlich.

    Von der anderen Seite nähert sich ein Motorrad. Es ist Ken, Jo‘s Mann,

    Mittlerweile sind es 10 Hunde um uns herum - 8 Maremmano und die 2 Australian Kelpies, das wären dann auch alle, wird uns gesagt.

    In der nächsten Stunde wird uns von Jo das nähere Umfeld gezeigt. Alles werden wir wohl nie zu Gesicht bekommen, denn die Station hat eine unglaubliche Fläche von etwa 46.000 Hektar, bzw. 460 Quadratkilometern (Zum Vergleich; die Stadt Köln hat eine Grundfläche von etwa 400 Quadratkilometern)

    Wir folgen Jo mit unserem Patrol und fahren zunächst zum Campground, der etwa 300m vom Homestead entfernt liegt. Es ist im Grunde kein eingefriedeter Campingplatz, sondern offenes Buschland, wo sich jeder einfach seinen Platz aussuchen kann. Nach hinten hinaus könnte man theoretisch noch 20km weiterfahren und wäre noch immer nicht am nächsten Zaun angelangt. Das sollte also an Platz für uns reichen. Vorne am
    Eingang finden sich warme Duschen, Toiletten und ein Gemeinschaftsplatz für ein Lagerfeuer.
    Außerdem die Scheune zum scheeren und schlachten der Schafe. Hier lassen wir unser Auto erst einmal stehen.

    Auf der gegenüberliegenden Seite befinden sich mehrere kleine Gebäude, ehemalige Unterkünfte für die Scheerer und ein Küchenhaus, was wir gerne mit benutzen können. Wir sind die einzigen Gäste und dürfen uns nach Herzenslust ausbreiten, wo wir wollen :)

    Das eigentliche Homestead, das Herz der Station wurde 1915 vom Pastor Monsignor John Hawes architektonisch geplant und schließlich in den Folgejahren erbaut. Die Familie selbst wohnte dort lediglich 7 Jahre und musste die Station leider aufgeben, zu schwierig waren die Umstände hier im trockenen Outback Viehzucht zu betreiben, geschweige denn etwas anzubauen. Im Laufe der Jahre fanden sich immer wieder neue Betreiber, alle scheiterten jedoch früher oder später. Schließlich übernahmen Jo und Ken um 2015 die Station und versuchen seit dem die brachliegenden Gebäude instandzusetzen, sowie die Schafzucht anzutreiben. Momentan finden sich auf dem riesigen Grundstück etwa 300-400
    Schafe - so genau kann man es nicht sagen.
    Haupteinnahmequelle ist für die beiden der Campingplatz, sowie die Vermietung von Zimmern im historischen Homestead, nebst kleineren Führungen und Ausflügen mit den Gästen. Gelegentlich werden aber auch Schafe verkauft, geschlachtet oder geschoren. Die Einnahme von Gästen auf der Station beschränkt sich dabei auf die Saison, die von April bis etwa Oktober herrscht. Den Rest des Jahres müssen sie haushalten und ihr Erspartes zusammenhalten.

    Eine kleine weitere Einnahmequelle hat Jo mit Kochkursen. Sie ist spezialisiert auf das Kochen mit Gusseisen-Töpfen auf offener Flamme bzw. glühenden Kohlen. Sie fährt hierfür auch auf Messen um unter anderem ihr eigenes Kochbuch zu bewerben.
    Genau solch eine Messe steht nun im entfernten Perth an - und da kommen wir ins Spiel 👋

    Wir werden Ken, der sonst allein auf der Station wäre, in den nächsten 2 Wochen unterstützen, damit er sich um die Instandhaltung der Gebäude kümmern kann. So wird alles zum Saisonanfang soweit fertig. Unsere Aufgaben sind aber von einfacher Art, um ihm einfach mehr Zeit für die wichtigen Dinge frei zu halten.

    Wir werden uns um den Garten, die Rasenfläche und die Bäume kümmern, die Hühner füttern und beim Füttern der Lämmer und Hunde helfen. Wir werden dafür nicht bezahlt, werden außer der Anreise aber auch keine Unkosten haben. Außerdem wird Ken uns nur allzu gerne das tägliche Leben auf der Station zeigen und uns auf den ein oder anderen Ausflug ins Hinterland mitnehmen. Alles kann, nichts muss.

    Für uns steht hierbei das Abenteuer im Vordergrund und wir freuen und auf die Zeit hier auf der Station.

    Am frühen Abend beginnen wir damit die Schafe und Lämmer gemeinsam mit Jo zu füttern. Fast alle Hunde sind dabei und mischen sich unauffällig zwischen die Wollpelze. „Jarra“, eine der Kelpies, hält die Schafsherde zusammen und treibt sie in das benachbarte Paddock zusammen, wo wir zuvor eine lange Spur frisches Heu ausgebreitet haben. Wir setzen uns auf umgedrehten Getränkekisten daneben, beobachten die friedlich fressenden Schafe und kommen ins Gespräch über alles Mögliche.

    Der Regen hat mittlerweile nachgelassen und die Wärme kommt wieder durch.
    Wir freuen uns nach dem anstrengenden Tag nun auf unser Bett auf dem Autodach.
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