• Cradle Mountain Nationalpark

    11 ноября 2024 г., Австралия ⋅ ☁️ 7 °C

    Unser Wecker klingelt gegen 5 Uhr. Noch ist es dunkel und nasskalt. Während Aron draußen den Kaffee vorbereitet, macht Lara das Zelt von innen soweit fertig.
    Das Zelt ist durch die Feuchtigkeit wieder mal komplett nass. Aber heute haben wir keine Zeit das Zelt von alleine trocknen zu lassen. So packen wir kurzerhand das Bettzeug ins Auto, damit es nicht vom Zusammenklappen nass wird und wischen die Außenseite des Zeltes, so gut es eben geht, trocken.

    Wir fahren dem Sonnenaufgang entgegen, denn wir möchten mit den Ersten im Cradle Mountain Nationalpark sein.
    Die Einfahrt in den Park mit dem eigenen Auto ist nur bis 8 Uhr morgens möglich. Die einspurige Straße ist sehr eng und die Parkplätze sind begrenzt. Man kann sich für 15AUD pro Person ein Shuttleticket kaufen, womit man sich zwischen 9 und 17.30 Uhr hin und her fahren lassen kann. Das passt zeitlich nicht in unser Vorhaben, denn wir möchten heute zum Gipfel des Cradle Mountain wandern. Die Wanderung ist mit über 12km Länge, 600 Höhenmetern und einer Dauer von bis zu 8 Stunden als sehr schwierig eingestuft.

    Als wir unser Auto am Dove Lake abstellen, steht neben uns nur ein einziges anderes Fahrzeug. Insgesamt gibt es hier auch nur 9 Parkplätze!

    Nachdem wir schnell gefrühstückt haben, werden die Rucksäcke geschultert und los geht’s.

    Zunächst wandern wir am noch bewaldeten Ufer des Dove Lake vorbei bis zu den nächsten kleineren Seen, dem Lake Lilla und Wombat Pool. Noch ist der Weg leicht und größtenteils befestigt. Es geht noch kaum bergauf.

    Allmählich beginnt der erste steinige Anstieg und wir lassen innerhalb der nächsten anderthalb Kilometer über 230 Höhenmeter hinter uns.

    Wir sind nun am Marions Lookout angekommen und haben einen wahnsinnig tollen Rundblick auf die Seen um uns herum. Hier stehen keine Bäume mehr, sondern nur noch karge Büsche und kissenartige moosige Pflanzen. Hier halten wir kurz inne.

    Anschließend führt uns der Weg über einen Bergkamm bis vor die Füße des eigentlichen Berges. Teilweise wurde ein Boardwalk aus Brettern über die moosige Vegetation gebaut, um die Pflanzen zu schützen.
    Diese Gewächse kommen mit der lebensfeindlichen Umgebung und den sich schnell ändernden Wetterbedingungen sehr gut klar, aber sie sind sehr empfindlich, wenn über sie gelaufen wird. Sie brauchen fast 30 Jahre, um sich nach nur einem einzigen Fußabdruck wieder vollständig zu regenerieren.

    Vor dem letzten Aufstieg, auf bereits 1.200 Höhenmetern, machen wir eine kurze Pause an der Kitchen Hut. Das ist eine alte Hütte, die Wanderern bei den sich schnell wechselnden Wetterbedingungen Zuflucht bietet. Dort kreuzt auch wieder der Overlandtrack, den wir zuvor am Lake St. Clair gesehen haben.

    Wir wandern weiter, den Blick immer auf den Gipfel gerichtet. Es wird Stück für Stück immer steiler. Aus dem hölzernen Boardwalk wird zunächst ein steiniger Weg, der bald von wirr durcheinander liegenden Felsen abgelöst wird. Der Weg ist nur noch durch Pfähle markiert, die mit Abstand zwischen die Steine angebracht sind.

    Wir müssen klettern, uns hochziehen oder durch engere Passagen zwängen und manchmal sogar von Fels zu Fels springen und uns auf dem Hintern rutschend auf den nächsten Vorsprung vorarbeiten. Der Abgrund ist aber niemals direkt neben uns. Ein eisiger Wind weht uns die ganze Zeit um die Ohren.

    Uns begegnen zwei andere Wanderer, die wir überholen. Von den Beiden erfahren wir, dass nur ein anderes Paar noch vor uns ist. Das bedeutet, wir sind für heute die Zweiten auf dem Gipfel.
    Es sind nur noch 400m bis zum Ziel.

    Als wir die letzten Meter bis auf das kleine Plateau erklimmen, nass geschwitzt von allen Anstrengungen, werden wir mit einer atemberaubenden 360 Grad Aussicht belohnt. Die Luft ist kalt und klar und die Sonne scheint uns warm ins Gesicht.
    Für einen Moment halten wir inne und lassen alles auf uns wirken: wir haben es nach nur drei Stunden geschafft!

    Hier essen und trinken wir etwas und tanken wieder Kraft für den bevorstehenden Abstieg.

    Der Weg sieht beim Hinunterklettern völlig anders aus, ist aber gut zu bewältigen.
    Jedoch geht das stetige Abfedern allmählich in die Knie und wir spüren mittlerweile jeden Stein unter den Schuhen.

    Kurz vor der Kitchen Hut biegen wir rechts ab und wandern abwechselnd über den Boardwalk und steinigen Weg am felsigen Vorsprung entlang.

    Je tiefer wir kommen, desto üppiger wird wieder die Vegetation. Plötzlich hört Aron ein Rascheln im Abhang neben uns. Wir bleiben stehen und versuchen im Dickicht etwas zu erkennen. Keine zwei Sekunden später ruft er: „Eine Schlange - auf Augenhöhe -Weg da, schnell!!!“ Lara springt an ihm vorbei und Aron kann sie gerade noch mit seinem Handy filmen, bevor sie seelenruhig im dichten Dickicht verschwindet.
    Wir hatten soeben eine Begegnung mit einer Tigersnake auf Augenhöhe nur knapp 40cm neben uns! Diese Schlangenart ist zwar tödlich giftig und somit nicht ungefährlich, aber glücklicherweise nicht sehr angriffslustig.

    Den Schreck noch in den Knochen, machen wir uns weiter auf den Rückweg. Jedes noch so kleine Geräusch lässt uns nun nervös umherblicken. Diesmal sind es aber nur kleine Geckos, die vor uns im Gebüsch verschwinden und einmal ein Echidna.

    Die letzten zwei Kilometer gehen wir endlich wieder über flachen Untergrund um den Dove Lake herum bis zum Auto.

    Wir waren heute insgesamt 6 Stunden und 14km unterwegs, zwei Stunden schneller als eigentlich anberaumt ist. Wir sind glücklich, total müde und werden morgen bestimmt jeden Muskel und Knochen spüren. Aber das war es wert!

    Für die Nacht fahren wir wieder die 10km aus dem Park heraus, in das selbe Freecamp wie letzte Nacht.
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