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  • Day 160

    Torres del Paine, Südpatagonien

    January 18, 2019 in Chile ⋅ ☁️ 13 °C

    Hallo :-)

    Punta Arenas, die Stadt am südlichsten Punkt des amerikanischen Festlandes... Yippee, wir sind in Südpatagonien angekommen! Ist es doch unser eigentliches Hauptziel Lateinamerikas und vielleicht auch unserer Reise :-) Wir kommen hier her, um umgeben, oder vielmehr inmitten von unberührter Natur die isolierte Schönheit dieser Gegend zu erwandern.

    Erst aber sind wir im sturmgepeitschten Punta Arenas und haben in einem für Patagonien, typischen alten mit Wellblech verkleideten Holzhaus eine Bleibe gefunden. Und es gefällt uns hier so gut, daß wir gleich viele Tage hier bleiben könnten. Holz an Wänden, Decken und Böden, eine wohlige Wärme und eine Couch vor einem großen Sprossenfenster, in das die Sonne hereinstrahlt. Wir lassen uns erst mal 'fallen' und genießen den angebotenen Kaffee :-) ist es doch ein kleiner Kälteschock für uns, aus der Atacama-Wüste hierher nach Patagonien zu kommen!

    Ja, Punta Arenas zeigt uns schon gleich wie Patagonien nun mal ist. Der unaufhörlich starke Wind bläst von der nahen 'Magellan-Straße' durch die Gassen der Stadt und wird uns wohl auch noch einige Wochen durch Patagonien begleiten. Die frühere Strafkolonie hat schon Bergleute, Robbenjäger, Seemänner, ausgehungerte Pioniere und durch den Wolle-Boom reich gewordene Händler beherbergt. Heute sind es Touristen wie wir, die die Stadt als Ausgangsbasis zu Wanderungen in die nahen Nationalparks nutzen.

    Wir wollen für 9 Tage das Bergmassiv der 'Torres del Paine' umrunden. Bevor wir jedoch losziehen können, brauchen wir noch einige Gaskartuschen für unseren Kocher. Diese konnten wir ja nicht mit ins Fluggepäck stopfen. Nachdem unsere Rucksäcke mit Zelt und allem wichtigem gepackt sind, nehmen wir einen Bus nach Puerto Natales um dort einen Teil unseres Gepäcks, was wir zum Wandern nicht brauchen, einzulagern. Weniger ist mehr, ist die Devise!

    Nach weiteren 3 Stunden Fahrt, vorbei an gigantischen Weideflächen der patagonischen Pampa, kommen wir an der Laguna Amarga, unserem Startpunkt an. Voll motiviert und mit großer Vorfreude geht es los :-) Vor uns liegen 130 km Wege und Pfade über Stock und Stein mit dem Ziel des Lago Torre, am Fuße der mächtigen Granittürme, 'Torre del Paine'.

    Nach einer 1. Nacht im 'campamento central sur' starten wir in der Früh zu unserer ersten Etappe. Exakt 30 km mit gefühlten 20 kg Gepäck, 6 kg Lebensmittel und welch Überraschung: Einer ganzen Menge Wind!
    ...und ratet mal aus welcher Richtung ;-) Es geht durch eine steppenähnliche jedoch hügelige Landschaft bis zu einer Anhöhe und dahinter erstreckt sich ein riesiges Tal, indem sich der Fluß ganz natürlich durch die Landschaft schlängelt. Und das schönste: keine Straßen und keine Häuser! Genau das haben wir gesucht. Je länger der Tag wird, desto breiter werden die Füße. Nach einigen Pausen und 11 Stunden liegt unter uns in Sonne getaucht das Camp Dickson, unser Tagesziel und kaum sind wir angekommen fängt es kräftig an zu regnen.

    So ist es halt in Patagonien! Man sagt, hier gibt es an einem Tag alle 4 Jahreszeiten, wenn einem, das Wetter nicht passt, solle man nur 5 Minuten warten...
    Eine sichere Wetterprognose sei unmöglich, man läge immer falsch. Ariane meint: Hier werd' ich Meterologe :-)

    In den folgenden Tagen geht es durch verwunschene und geisterhafte Wälder, vorbei an kleineren Gletschern, über Moränen weit hinauf zum 'John Garner Pass', wo es derart stürmt, dass wir kaum stehen können und so eine Unterhaltung beinahe unmöglich erscheint. Wir pausieren nur kurz für ein 'Selfie' vor dem gigantischen 'Glaciar Grey' und gehen einige hundert Meter tiefer, bis wir uns im Schatten der Scheinbuchen eine Pause gönnen und einen herrlichen Blick auf den strahlend blauen Gletscher genießen dürfen. Mit Ausnahme des Aletsch Gletschers gibt es solch einen Anblick in Europa wohl nicht mehr! Nachdem wir wieder eine 11 Stunden Wanderung hinter uns gebracht haben, bleiben wir für 2 Tage im 'campamento grey' und bringen unsere Füße nochmal in Form ;-) Es ist toll hier. In der Nacht hören wir oft das Grollen des nahen kalbenden Gletschers. Angeblich schiebt sich dieser pro Tag über 4 Meter ins Tal. Nur leider nimmt auch dieser in seiner Masse enorm ab. Wir halten uns den Tag über meist in der Schutzhütte auf. Hier ist es durch die vielen Gasbrenner der anderen Wanderer schön warm. Wir lernen viele nette Menschen kennen, plaudern, lesen und trinken Tee :-)

    Nach einer weiteren und ausnahmsweise mal sturmfreien Nacht im Camp 'Paine Grande' kommen wir unserem Ziel der 'Torres del Paine' immer näher. Azurblaue Seen, gewundene Pfade
    smaragdgrüne Wälder und rauschende Flüsse mit wackligen Hängebrücken belohnen die anstrengende 25 km Etappe. Wir sind gut unterwegs und gönnen uns mehrfach schöne Pausen, essen die am Wegrand wachsenden Calafate-Beeren und schlafen sogar kurz auf von der Sonne erwärmten Felsen ein. Bevor wir am folgenden morgen die letzte Etappe zu den 'Torre' in Angriff nehmen wollen, übernachten wir nochmal an unserem ersten Zeltplatz...

    Wir ziehen den Reißverschluss unseres Zeltes auf und das Wetter ist perfekt. Kräftiger Wind, aber es ist kein Wölkchen am Himmel und in der Ferne sehen wir die 'Torre' in der Morgensonne. Los geht es. Mit nur leichtem Gepäck steil die fast 1 000 Höhenmeter hinauf. Doch auf 3/4 der Strecke ändert sich das Wetter schlagartig. Es wird bitter kalt und es kommt Regen und leichter Schneefall hinzu. Der Sturm aber bleibt. Wir gehen weiter zur Lagune 'Torre' am Fuße der Granittürme und siehe da...
    ...nichts! Wir stehen inmitten einer undurchdringbaren Wolkenwand uns sehen nichts,..., nichts, nichts und nochmal nichts! Schei...! Völlig durchgefroren treten wir nach einem 'Selfie' den Rückzug an :-)

    Franziska und Luca, zwei liebe Schweizer aus Bern, die wir bereits am Camp Grey beim Mittagskochen kennengelernt haben, Zelten neben uns und waren bereits in der Nacht um 2 Uhr hinauf gestiegen und wurden von einem unvergesslichen Blick auf die berühmten 'Torre' bei Sonnenaufgang belohnt. Wir denken, warum nicht einen 2. Versuch wagen! Gehen wir in der Folgenacht die 3 1/2 Stunden bergauf noch mal an...

    ...gesagt getan! Der Wecker klingelt und wir ziehen den Reißverschluss unseres Zeltes auf. Der Mond strahlt uns leuchtend in die Augen, aber im Seitental hängt der Nebel und wir entschließen uns nicht zu gehen. Wollen wir uns nicht ein zweites Mal eine Enttäuschung abholen. Am Mittag müssen wir leider den Bus zurück nach Puerto Natales nehmen. Ein Dritter Versuch bleibt uns so leider verwehrt.

    In Puerto Natales bleiben wir für eine Nacht, um unser Durcheinander in unseren Rucksäcken zu entwirren und auch noch einmal eine normale Dusche zu nehmen. Als wir uns einen heißen schwarzen Tee gönnen, erhalten wir eine Nachricht von Franziska und wir werden zu ihrem Geburtstag zum Essen in ein urgemütliches Restaurant in Hafennähe eingeladen. Ein schöner und geselliger Abend. Vielen vielen Dank ihr beiden!

    Bis bald
    Ariane & Marco
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