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  • Day 171

    Fitz Roy & Cerro Torre, Südpatagonien

    January 29, 2019 in Argentina ⋅ ☀️ 7 °C

    Holala...

    Wir sind begeistert vom Bild der Berggipfel entlang des Südpatagonischen Inlandeises mit seinen unzähligen Gletschern und Granitgipfeln und wir finden größten Gefallen daran diese weitestgehend unberührten Naturlandschaften zu erwandern.

    Das 'Fitz Roy Massiv' in Argentinien soll unser nächstes Wanderziel sein und wir nehmen nach einer Nacht in Puerto Natales einen Bus nach El Calafate in Argentinien... Kaum haben wir den Grenzposten
    'Caso Laurita', mit seinen überaus geruhsamen Grenzbeamten und ihrer faultierähnelnden Arbeitsweise nach 1 1/2 Stunden passiert, ändert sich die Landschaft schlagartig. Bis zum Horizont nichts als dorres Grasland und vereinzelte Farmen mit tausenden von Schafen. Noch seltener wie Bäume sind hier Straßenkurven. Es geht meist einfach nur gerade aus... Nur die einzelnen Guanakos, die wir manchmal zwischen den dorren Grasbücheln erspähen können, lassen uns etwas Schönes an diesem Fleckchen Erde empfinden... Das ist also die argentinische Pampa!

    Glücklicherweise geht es auch bald wieder in Richtung Westen in die Berge und wir erreichen nach einigen Stunden Fahrt das Städtchen El Calafate. Bis zum Fitz Roy Massiv sind es von hier aus noch 5 Fahrstunden, entscheiden uns aber für 3 Nächte hier zu bleiben um noch einen Abstecher zum Perito Moreno Gletscher zu machen. Der Gletscher ist zwar eine Touristenhochburg, dies aber auch zurecht. Es er wahrscheinlich der dynamische Gletscher der Erde. Er dringt bis zu 2 m pro Tag vor, was jede Menge aufregend-gruseliges Kalben bedeuten soll. Also nichts wie hin...

    Bei der Suche nach einer Busverbindung, stellen wir fest, daß es nur welche mit einem unverschämten Touristentarif von 800 Pesos (18,50 €) / Person gibt. Für eine gleiche Strecke zählt man sonst nur ein Fünftel. Unser Dickkopf siegt und wir stehen kurz darauf als Tramper-Greenhorns am Straßenrand...

    ...nach ganzen 2 1/2 Stunden an zwei aufeinander folgenden Tagen geben wir genervt auf, nachdem bis dato unzählige Touristen mit ihren Autos und leeren Rücksitzbänken an uns vorbei fahren. Trampen ist einfach nichts für uns, kommen wir uns nicht nur vor wie Bittsteller, sondern ist uns auch die Zeit des Wartens viel zu wertvoll. Grrrr, also zahlen wir 800!

    ...Wir beobachten mit Spannung, wie der nächste häusergroße Brocken abbricht, donnernd ins Wasser stürzt und eine kleine Flutwelle auslöst. Einfach fantastisch! Beeindruckende 70m Meter hoch sind die gezackten Eisgipfel der 5 km breiten Gletscherzunge und der Gletscher misst sage und schreibe 35 km Länge! Zu guter letzt haben wir auch noch das große Glück Andenkondore und sogar Ñandus, das sind große, flugunfähige straußenähnliche Laufvögel zu sehen.

    Es geht weiter nach El Chaltén. Ein farbenfrohes Dorf zu Füßen des zackigen Cerro Fitz Roy. Wir wollen für 4 Tage die Bergwelt erkunden, haben unser Zelt und Proviant eingepackt. Es heißt, daß man selbst im Sommer auf Wind, Regen und kaltes Wetter eingestellt sein muss; dann sind auch die Gipfel wegen der Wolken nicht zu sehen. Wenn aber die Sonne scheint, ist El Chaltén ein Paradies für Wanderer und Bergsteiger. Wir sind gespannt :-) Bevor es jedoch für uns losgeht übernachten wir auf einem kleinen Zeltplatz am Ortsrand und welch Überraschung: Es ist derart windig, daß wir unser Zelt mit allen Heringen sichern die wir haben und zusätzlich an einem Zaun festbinden müssen ;-) Ab rein ins Zelt und gute Nacht!

    Am frühen Morgen ist keine Wolke am Himmel und die Sonne strahlt. Ein perfekter Tag. Gut gelaunt geht es steil bergauf. Wir haben uns für die Tage nur kurze Etappen vorgenommen und wollen, nachdem wir unseren Zeltplatz gefunden haben, die Gegend ohne großes Gepäck erkunden und einfach genießen. In einem Halbrund aus Todholz, um unser Zelt vor dem starken Wind zu schützen und auf einer felsigen Anhöhe oberhalb der Laguna Capri haben wir einen wirklich tollen Platz gefunden. Wir gehen noch zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man einen tollen Blick auf das Fitz Roy Massiv haben soll. Aber, es wird schnell frisch und das gesamte Massiv versteckt sich hinter einem dicken Wolkenvorhang. Dem nicht genug fängt es leicht zu nieseln an. Wir machen uns auf den Rückweg, kochen uns etwas Leckeres und kriechen schnell in unsere Schlafsäcke...

    Wir sind am kommenden Morgen kaum 10 Minuten auf dem Weg fängt es an zu regnen und es wird für den Rest des Tages nicht mehr aufhören wollen. Was bleibt uns übrig als einfach weiter zu gehen. Wir haben ja auch keine Alternative. Uns geht es trotz des Wetters einfach gut und der Regen stört unsere gute Laune nicht. Die saubere Luft riecht unheimlich frisch. Wann geht man schon mal in Ruhe zu Hause im Regen durch die heimischen Wälder wandern, oder spazieren.... Viel zu selten, oder eher nie!

    Dennoch sind wir froh am Camp 'Poincenot' in einem total verwunschenen Wald unser Zelt aufgeschlagen zu haben und uns erst einmal von unseren nassen Klamotten zu entledigen. Glücklicherweise ist der Wind nicht kalt, noch nicht..., und unsere Hosen trocknen schnell, aber mit Wandern ist heute nichts mehr! Die Nacht jedoch wird bitter kalt, noch weit aus kälter als die vorherige. Wir sind aber gut vorbereitet, können unsere beiden Schlafsäcke zu einem großen zusammenzippen, Mütze, Schal und Thermounterwäsche an und alles was geht zum zudecken mit in den Schlafsack. Ich habe zusätzlich, das ist jedoch aus der Not heraus geboren, meine Daunenweste wie eine Hose angezogen. Sieht aus wie eine Windel, hält aber warm ;-) Wir kuscheln uns zusammen und schlafen warm und wie ein Stein :-)

    Am kommenden Tag sieht das Wetter nicht besser aus und vom 'Fitz Roy' ist nicht ein Schimmer zu sehen. Zusätzlich hat es auch noch geschneit und die Berge weiß eingedeckt. Wir sind halt in Patagonien, hier ist das Wetter wie es ist. Wir entscheiden uns eine weitere Nacht hier zu campieren und abzuwarten. Wir entspannen einen Tag im Zelt: Lesen, Spanisch lernen, Wasser am Bach holen (das kann man hier übrigens ohne Sorge trinken) um lecker zu kochen und hin und wieder aus dem Zelt zu gucken... Es hat aufgehört zu nieseln. Also mit vollem Elan in unsere Eisklotzhosen und los zu einer kleinen Wanderung zu einem beeindruckenden Hängegletscher.

    Wieder im Zelt angekommen überfällt mich das Verlangen nach Dingen, zu denen wir seit Wochen keinen Zugriff haben. Diesmal sind es wieder 'Snickers' - Was würde ich jetzt dafür geben! Manchmal ist es Schokolade, oder auch ein selbst gemachter Joghurt aus Mamas Jughurtmaker.

    Unser Warten zahlt sich aus. Um 7 Uhr am nächsten Morgen - der Blick aus dem Zelt: es sind kaum Wolken am Himmel... Nicht lange Fackeln, das Wetter kann sich schnell ändern. Los geht es ohne Frühstück, steil bergauf zum 'Lago de los Tres', von dem aus man den besten Blick auf den 'Cerro Fitz Roy' haben soll. Der Weg ist vereist und voller Schnee. Nach einer Stunde kommen wir oben an und haben vielleicht noch 2 Minuten einen verhältnismäßig guten Blick, bevor der 'Fitz' wieder hinter Wolken verschwindet ;-)

    Glücklicherweise bleibt das Wetter stabil und der Tag wird richtig sonnig warm. Uns zieht es durch wunderbare Pfade weiter in das Nachbartal des 3100m hohen Berges 'Cerro Torre'. Er ist der Hauptgrund, weshalb wir nach El Chaltén gekommen sind. Eine erstmals vor 3 Jahren frei gekletterte Granitnadel von über 2000 m Höhe und umgeben von einer grandiosen Gletscherlandschaft. "Da hinter den Wolken muss er sein!" Man braucht einfach sehr viel Glück. Fast das ganze Jahr sind die Gipfel wolkenverhangen, da die warme Luft aus der argentinischen Pampa an diesem Bergmassiv auf die Kaltluft des Südpatagonischen Inlandeises trifft und zu Wolkenbildung führt. Aber es ist trotzdem sehr schön hier und wir liegen noch eine Zeit lang am Ufer des unweit unseres Zeltplatzes gelegenen Gletschersees und genießen die Abendsonne.

    Bevor wir den Heimweg ins Tal antreten, wollen wir noch einen Abstecher über die Gletschermoränen zu einem Aussichtspunkt machen, von dem aus man die Gletscher um den 'Cerro Torre' und an einigen Tagen im Jahr auch den 'Torre' sehen kann. Und plötzlich sehen wir, daß die Wolken immer dünner werden. Wir setzen uns windgeschützt hinter einen dicken Stein in die Sonne und verfolgen das Geschehen. Es dauert etwa eine halbe Stunde und der Wolkenvorhang verschwindet Stück für Stück bis der 'Torre' sich in seiner ganzen ehrfürchtigen Pracht zeigt. Es wird nicht jeder verstehen, aber wir sind fasziniert, begeistert und unglaublich beeindruckt von diesem außergewöhnlichen Naturschauspiel und es wird für uns ein unvergesslicher Tag...

    Viele Grüße aus dem Süden Südamerikas :-)

    Ariane & Marco
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