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- Dec 10, 2018
- ⛅ 31 °C
- Altitude: 104 m
IndonesiaBukit Firdaus8°29’15” S 119°52’47” E
TheRealJurassic

Um Vier Uhr morgens weckt mich die Moschee, eigentlich wollte ich bis Halbsieben ausschlafen. Ausnahmsweise ohne Ohrenstöpsel, ohne geht das in Indonesien fast gar nicht, ausser man kommt generell mit drei bis vier Stunden Schlaf aus.
Um Halbacht werde ich mit dem Scooter zum zweitägigen Cruise abgeholt. Das Schiff ist toll, fast neu und ganz aus Holz und der Hammer: ich bekomme eine Einzelkabine mit Fan. Die Gruppe von 13 Personen ist wild aus aller Welt zusammen gewürfelt, UK, Australien, Argentinien, USA und Deutsche, klar.
Los gehts. Knatter, knatter, erster Stopp Rinca Island. Nach zwei Stunden Kennenlernen, Ratschen, Seeluft und Ausblick genießen, kommen wir am Steg vom Wildlife Reserve Rinca Island an.
Warane gibt es nur hier und auf Komodo. Eintritt ins Wildlife Reserve kostet pro Nase 290k Rupia, € 17,50. Gleich drei Guides nehmen sich unser an, jeder mit einem langen, vorne gegabeltem Stock bewaffnet. Einer erklärt uns die Verhaltensregeln und dass wir schön zusammen bleiben solllen. Erst letzte Woche haben Warane unweit vom Welcome Center ein Rind gerissen und verspiesen. Die leckeren Gerippereste ließen sie als Beweis kurz hinterm Entrée liegen.
Es ist brutal heiß, gleich am Eingang liegen fünf eindrucksvolle Tiere faul herum. Sie mögen den Geruch von Blut und den der nahen Kantine, werden aber nicht gefüttert. Wir bewundern die riesigen Echsen ehrfürchtig und ziehen weiter. Sie sind wirklich groß und wirklich zum Fürchten und unberechenbar.
Weiter über trockene Hügel durch karge, ausgetrocknete Graslandschaft. Schwitz.
Ein Weibchen sehen wir noch, das sein Gelege bewacht, sonst keine Warane mehr in der nächsten Stunde. Macht nix, wir hatten die Tiere ja und sehr schöne Panoramablicke auf die umgebenden Inseln.
Zurück auf dem Schiff gibts Mittagessen. Nasi Goreng, Nudeln, Tofu, Gemüse, lecker. Unsere Crew besteht aus drei Jungs, die das Schiff und den Service genial im Griff haben, immer cool mit Kippe im Mund. Die nächste Etappe ist Pink Beach. Ein Strand nahe Komodo, den wir nach weiteren zwei kurzweiligen Stunden Bootsfahrt erreichen. Und er ist wirklich Rosa! Aber das beste ist das Korallenriff davor, das nach wenigen Metern im klarsten Wasser beginnt. Ich habe ja schon einige Riffe beschnorchelt, aber das hier ist bisher mit größtem Abstand der maximale Superlativ, ein komplett intaktes Riff. Ich habe noch nie so dicht so viele, so bunte, so vielfältige und so große Korallen auf einem Fleck gesehen. Dazwischen bunte Schnecken, Muscheln, verschiedenste Quallen - wer hat das nur alles erfunden? Und dazu nicht weniger massenhaft bunte, vielfältige und artenreiche Fische. Der absolute Wahnsinn! Jedes Aquarium ist ein Witz dagegen, ich dachte nicht, dass es das in dieser Form geben kann, unglaublich und atemberaubend schön. Ach ja, eine Schildkröte ist als Krönung auch noch an mir vorbei gerudert. Nach einer Stunde gieriger Begeisterung und Dauerglücksgefühl werden wir zum Schiff zurück gebeten.
Eine chinesische Reisegruppe hatte gerade den Strand geentert und köstliche und groß- und fremdartige Gerätschaften zum Schnorcheln angelegt, z.B. so eine Schwimmwestenkonstruktion mit Schmetterlingsflügeln, in alarmierendem Neonorange, er kam mit den Flossen kaum ins Wasser... ja ja, die Chinesen, ein Reisevölkchen mit ganz eigenen Gewohnheiten.
Ein paar Knatterer mit dem Boot weiter kommen wir am Riesenpier vom echten Jurassic World an. Es ist kurz nach Fünf und die Ranger packen schon zusammen. Das Willkommenstor erinnert durchaus ein wenig an den Film Jurassic Park.
Da im Dschungel angeblich nichts mehr los ist, weil den Tieren im Wald um diese Tageszeit bereits zu kalt, haben wir uns am Strand herumführen lassen. Man darf nicht vergessen, die Insel ist riesig und man kann sich Tage darin verlieren, genauso wie es gut passieren kann, dass man auf dem Trail kein einziges Tier zu Gesicht bekommt. Dokumentarfilmteams bleiben mindestens sechs Monate um einigermaßen verwendbares Material zusammen zu haben. Ist halt ein Naturreservat und nicht Disneyworld.
Und so sind wir mit den zwei Riesentieren in Eingangsnähe sehr zufrieden, beide weit über zwei Meter. Archaische Dinosaurier, sehr beeindruckend und wirklich Furcht einflößend. Fotto Fotto, dazu Horrorgeschichten vom Ranger, der erzählte, wie er zusehen musste, als sein damals neunjähriger Freund von einem Waran zerfetzt wurde. Sie töten über ihren Biss mit ihrem Gift und den Bakterien in ihrem Maul. Die Opfer verenden elend, paralysiert und an Blutvergiftung. Gruselig, aber wenn man diese Tiere in Natura sieht, glaubt man das gerne. Auf dem Gelände lassen sich sonst noch Deers, Wildschweine, Affen und Büffel blicken, alles potentielles Waranfutter. Die Souvenierläden am Ausgang hatten schon eingepackt.
In der Dämmerung sind wir dann zurück zum Schiff und pünktlich zum Abendgebet wird in einer Bucht vor einem Fischerort der Anker geworfen und auf einen weiteren dramatisch schönen Sonnenuntergang mit Bintang angestoßen. Heute war der Abendhimmel Orange und dann komplett Rosa und Violett. Eine großartige und Indonesisches Abendessen und viele Traveller Geschichten im schicken Licht der LEDs. Mit der Gruppe haben sich echt die Richtigen gefunden. So viele interessante, abgedrehte und beeindruckende Reiseleben. So viel Leidenschaft, Toleranz, Respekt, Neugier und Mut, gemeinsames Bewusstsein und Lebenseinstellung, die uns alle Reisenden verbindet. Keine posenden Meilensammler dabei, Gottseidank. Eine große Familie. Großes Reiseglück. Was ein toller Tag.
Ein Teil schläft auf Deck, ein Teil in den netten Kabinen, so auch ich, mit Fan und Ohrenstöpseln.Read more