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- Day 18
- Monday, September 2, 2019
- 🌧 23 °C
- Altitude: 9 m
ChinaHuangpu31°13’45” N 121°29’16” E
Shanghighlight
September 2, 2019 in China ⋅ 🌧 23 °C
Shanghai. Von der ersten Minute an hat uns diese besondere Stadt gefallen, über dieser Stadt liegt etwas Besonderes. Schon bei der Suche nach unserer Bleibe haben wir ihren Charme und Dynamik wahrgenommen. Im krassen Gegensatz zum fast schon beschaulichen und bürgerlichen Peking, fängt uns diese Stadt sofort, mit ihrem Leben, dem Charme von alt und neu, traditionell und modern, schnell und langsam, überwältigend und beschaulich, designig und dem völlig normalen asiatischen Siff, den wir in Peking fast schon vermisst haben. In Peking standen auch auffällig viele Besen an jeder Ecke herum, sehr suspekt. SH ist die größte Stadt Chinas, mit 23 Millionen Einwohnern in der Metropolregion, wusste ich auch nicht.
Viele gefärbte Haare, gut gekleidete Leute, Fashion, Urbanität, Streetart, Design, die Kultur einer bewegten, modernen Großstadt. Ein Vergleich mit New York wird mir von Wissenden mit einem Kopfnicken bestätigt - ich selbst war da noch nie und kenne die Stadt nur aus Filmen.
So freuen wir uns auf Tag zwei in dieser Stadt.
Und ich mich vorher über meine ruhige Stunde, die ich wie so oft, mit Planungen und geweisstem Nescafe verbringe, bevor ich mich um 8:30 wieder bei meinen Mitreisenden unbeliebt mache.
Ein Motivationszuckerl habe ich jedoch: es regnet nicht, es ist nur angenehm bewölkt.
Dampfendes Dim Sum steht auf der spannenden Frühstückskarte. Wir mixen zum alles Probieren.
Die drei lachenden Wantan Schweinchen wieder und ein größerer Teigbeutel gefüllt mit heisser Suppe und Krebsfleisch sind die Frühstücksstars, intensiver Krebsgeschmack zum Frühstück allerdings eher irritierend, toll anzusehen aber diese kunstvolle, wabbernde Teigblase, also rein damit. Gut dass ich bei einem Streetfood Vlogger auf Youtube gesehen habe, wie man diese Dinger isst, ohne sich den Mund dabei zu verbrennen.
Die Auswahl der heutigen Highlights ist groß. Fynn will Wolkenkratzer, ich will Garten, die Mädels beides, wir alle die ganze Stadt.
Also starten wir Richtung Pudong, das auf der anderen Seite des Flusses liegt, der übrigens Huangpu heisst, und gut mit der U Bahn - natürlich - zu erreichen ist. Wir fahren die Rolltreppen hoch und von jetzt an gehen unsere Blicke nur noch nach oben, weit oben, bis unsere Nacken knacken. Eine große Runde beeindruckend hoher Gebäude um uns, unten lustige riesige Verkehrsblumen und Streifen, geformt aus großen Straßenschleifen und geschwungenen Wegen, auf denen sich um die Gebäude herum bewegt wird.
Eines der Gebäude sieht mit seinem Durchblick in den obersten Stockwerken aus wie ein Flaschenöffner, das Shanghai World Financial Center, das zweithöchste Gebäude der Welt, der Shanghai Tower, ist leicht gedreht wie ein Korkenzieher, der Fernsehturm mit seinen zwei Kugeln, Oriental Pearl TV Tower offiziell, wie eine sehr eigenwillige Science Fiction Vision aus den Siebzigern, obwohl der erst Mitte der 90er gebaut wurde.
Das bemerkenswerteste Gebäude ist der Shanghai Tower, architektonisch aussen wie innen, und mit der höchsten Aussichtsplattform der Welt. Das wollen wir uns geben, zwar 20 Euro pro Nase, aber allein der Aufzug wird schon als Erlebnis beschrieben.
Aber wie meine Formulierung vielleicht schon ahnen lässt, aus unserer Skyscraper Experience wird leider nix. Es regnet zwar nicht, aber Wolken verhüllen penetrantest das obere Viertel des Towers. Bringt ja dann nichts, also lassen wir‘s, durchaus ein wenig enttäuscht.
Aber der TV Turm, der ist wolkenfrei und nah und für eine Fotosession hervorragend. Wir gehen ganz nah dran und er ist bei all seiner zweikugeligen Lächerlichkeit aus der Ferne, aus der Nähe groß und beeindruckend, aber immer noch schräg. Tja, Berlin, the Shanghai TV tower has got two balls, sorry.
Hier setzen wir auch unsere Selfiemodel Strichliste fort, sogar ich bekomme mein drittes Shooting. Der Turm ist als Selfie Hintergrund einfach zu schön. Nele, unser liebes, strahlendes Blondchen, liegt in der Beliebtheit unbestritten vorn. Wir haben Spaß.
Ein besonderer Anblick ist ein Gruppe buddhistischer Mönche in ihren rot-orangen Gewändern und Ledersandalen, die in dieser Betonwelt über Brücken schreiten und mit ihren Mobiles Fotos machen, nicht weniger beeindruckt als wir, was ein Kontrast.
Nächstes Ziel: Der gestern verschlossene Yuyuan Garten, Papas Wunsch. U Bahn fahren, straight zum Eingang hoppeln, ohne Shopping Stops.
Tja, der Garten. Den hat sich Seinerzeit eine reiche Familie als Ruhezone mitten in die Stadt bauen lassen, heute ein touristisches Highlight. Die renovierte Altstadt drumherum, das Teehaus, der Teich, die Zickzack Brücke - der Garten komplettiert das ganze Bild vom historischen Shanghai, und als Kulisse zu dieser Oase, die Wolken kratzende Skyline der Stadt.
Ja, er ist schon schön, der Garten, aber... Aber wir haben schon schönere gesehen, sagen wir‘s so.
Das Idyll ist umfriedet von einer hohen Mauer, dadurch wirkt der Ort auf mich eher beengt, auch wenn er eine größere Fläche einnimmt. Ich empfinde ihn als sehr zugebaut, zu gut gemeint, durchzogen von bekiesten Wegen, vorbei an diversen Pavillions mit ihren geschwungenen Giebeln, immer wieder Durchgänge in kleinere Nischen mit kleineren Wasserstellen, Orte der harmonisierenden Kontemplation, und dieser typischen chinesischen, arrangierten Steindeko überall plus Bepflanzung. Diese Löchersteindeko soll wohl die Atmosphäre der bergigen Landschaften Chinas schaffen. Sehr verspielt, typisch chinesisch, meine Harmonie ist es nicht.
Es gibt einen größeren Teich voll mit Koi Karpfen, grünes Wasser mit leuchtendem Orange, hübsch.
Den Teich kann man auf einem Steg überqueren. Die vielen, vielen Kois, so leuchtend, so neugierig, so hungrig, so groß, so tumb, was auch immer, und so nah und dicht an der Wasseroberfläche, dass man sie anfassen kann. Weit geöffnete Mäuler drängeln sich uns schlurzend entgegen, stumme Schreie nach Brot und Liebe. Das beschäftigt uns eine Weile. Immer wieder stehen wunderschön traurige Trauerweiden am Wasser und die liebe ich ja sehr. In China sehr oft zu sehen, schon in Peking und an diversen Flussufern, mit Bank, zum Sitzen, Sein und Nachdenken. Eine Freude, eine mal wirklich schöne Ecke in diesem Garten, wie ich finde. Sehr schön auch runde Mauerdurchgänge von Abteilung zu Abteilung, ach, kuck mal ...hallo Herr Frodo! Von den Mauern drohen gelegentlich große, sich schlängelnde, schwarze Drachenfiguren und mit dem
Blick über die Mauern, Shanghais Skyline.
Wir essen in all der Harmonie ein Eis, Fengshui für den Gaumen, Eis in China ist ein Must! Es gibt hier so dermaßen leckeres Steckerleis, so viel haben wir noch nie gegessen, Milcheis, aber auch Fruchteis aus frischen Früchten, ich sage nur: Mango, ein Traum, Melone, mmmh!
Was auch noch lecker ist für Zwischendrin und sehr populär und überall zu haben, sind diese weissen, süßen Trinkjoghurts. Jedes Geschäft hat sie, meist ungekühlt, trotzdem lecker und Energiespender. Auch von denen haben wir viele getrunken. Der richtige Pusher jedoch ist asiatischer Red Bull, nicht so ein kraftloser Schlabber wie in Europa. Wenn gar nichts mehr geht, der richtet einen wieder so richtig auf, sagt der Koffein resistente Kaffee Junkie.
Ja ja, der Garten, der hat schon durchaus was, da wollen wir mal nicht so sein - und auch einen Ausgang. Schnell ist man wieder mitten in der Altstadt, also der echten, bewohnten, lebendigen, der, die hinter den Souvenirläden liegt. Wir beschließen die im Zickzack zu durchstreifen bis wir in das Tianzin Viertel gelangen. Real Life, Tim und Struppi sind ganz nah. Kleine Sträßchen, kleine Häuser, kleine Lädchen, kleine Männchen. Es wirkt ungewohnt, in einem Laden unzählige Schüsseln am Boden stehend zu sehen, aus Plastik und Metall, in denen Luftschläuche blubbern, um verschiedenste Arten von Muscheln und Krustentieren lebendig zu halten, dahinter noch neonbeleuchtete Regale mit Schuhen im Angebot, mitten in der Großstadt. Es ist ein ungewohnter Anblick, endlose Berge von türkis-pastellig schimmernden Enteneiern hinter trüben Holzfenstern zu entdecken, man gewöhnt sich an diese Haushaltwarenläden mit ihren neonschrillen Plastikeimern, Bürsten, Besen und so weiter, Man gewöhnt sich nicht an die immer wieder patroullierenden Behördeninspizienten, was immer die inspizieren. Gemüselädchen an der Ecke, ein offener Fleischer, gackernde Hühner, duftende Küchen, Kleinstwagen und E-Roller, trocknende Wäsche, Stromkabelverhau an den Masten, öffentliche WCs und rennende Kinder, die dringend dahin müssen, schlurfende Alte. Straßenleben eben. Vergesst nicht, euch die chinesischen Schriftzeichen dazu vorzustellen. Gemalt, geprägt, Werbebanner, gedruckt, verblasst, shabby, bunt vor stadtergrauten Fassaden, ein Fest für grafische Augenblicke. Für uns lateinische Buchstabenleser sind diese Schriftzeichen immer noch mehr dekorativ als informativ und sehr exotisch.
Wir sind in echt in China, hallo, wie geil! Manchmal wachen wir auf in diesem Film.
Ein Kiez, ein Kleinstadtidyll, drumherum Wohnblocks, die sich immer näher schieben. Ganze Straßenzüge sind schon geräumt, die Läden und Türen vernagelt und warten auf die Abrissbirne. Hier wird von den Inspektoren inspiziert, dass ja niemand mehr die verbarrikadierten Läden wiederbelebt.
Wir stehen wieder an einer großen Straße, mit Bäumen, belebt, bunt, Restaurants, viele Menschen. Das Tianzin Viertel. Von der großen Straße weg gehen lauter kleine Gassen, schön bunt, irgendwie anders. Viele kleine Läden, Boutiquen mit ausgefallenerem, eher jungem Design, Schickschnack, Streetart, trendige Bars und Cafés, kurzum, eine Art Künstlerviertel, das versucht nicht mainstreamig zu sein.
Im Gewirr der Gassen finden wir ein Resto, das DIY Suppen und anderes anbietet. Wir sind früh nachmittags etwas ausserhalb der chinesischen Essenszeiten und so quasi allein in diesem SB Ding, das so umwerfend leider nicht ist.
Das leckere Joghurteis am Stiel in unseren Händen begleitet uns hinaus aus dem Tianzin Viertel zur französischen Konzession, auch ein beliebtes Viertel. Es könnte auch New York, Berlin oder London sein irgendwie, sehr westlich. Von Laubbäumen - ich tippe auf Platanen - übertunnelte Alleen, links und rechts Wohnhäuser. Schön ist es hier, ganz anders wieder einmal, ein freundliches Licht, Shanghai hat so viele Gesichter. Schon jetzt ist klar, zwei Tage sind viel zu kurz für diese großartige Stadt. Wir gerne würde ich hier mehr entdecken. Wir schlendern diese charmanten Straßen entlang, die gut eine Filmkulisse für eine Romcom sein könnten.
Unser Ziel in der Konzession ist ein Massagestudio, das im Planet wegen Qualität, Preisen und der hübschen Damen lobend erwähnt wurde. Das Ambiente der Räumlichkeiten ist eher nüchtern und pragmatisch.
Wir haben großes Glück, dass gerade vier Plätze im Double Rainbow frei sind. Eine Stunde chinesische Massage, genial, und wir haben uns die echt verdient. Die letzte hatte ich in Dubai und die wirkte wahre Wunder. In Shanghai gibt es viele Massagesalons, tendenziell eher gehobener Standard und entsprechend teuer, dieser hier ist wirklich erschwinglich für einen Papa mit drei Kindern.
Am Ende schwärmt jeder von uns, bei jedem wurden die Triggerpunkte intensivst bearbeitet, was zeitweise etwas unangenehm sein kann, aber im Ergebnis totale Entspannung bedeutet. Das einzige Ding ist, dass der Planet neben der Qualität und den günstigen Preisen, die exotische Schönheit der Massagedamen gepriesen hatte. Das mit der Qualität und den Preisen stimmt durchaus…
In Realität waren die exotischen Damen jedoch eher ältere, eher schräge Herrschaften, die größtenteils blind sind - aber eben einen genialen Job machen. Ein etwas überraschendes Szenario, wir haben den Witz vom Planet vielleicht nicht richtig verstanden, egal, ein bisschen Lachen mussten wir dann aber schon.
Als wir den Salon verlassen, ist es bereits dunkel. Wir beschließen die U-Bahn Nachhause zu nehmen, auf viel Laufen hat keiner mehr Bock.
Fynn mag noch schnell eine Hose kaufen, die er Gestern in einem Shop auf der Fussgängerzone entdeckt hatte.
Zu Essen soll es Heute Ente geben. Laura und ich hatten am Vorabend ein Schild von einem Entenrestaurant direkt neben unserem Hotel entdeckt. Also stehen wir jetzt davor und versuchen herauszufinden, wo wir da jetzt genau hin müssen. Der Übersetzer muss einmal mehr ran. Die Botschaft ist ernüchternd: Auf dem
Schild wird für eine Vorbestellung für ein Entenmenü zu irgendeinem Feiertag im Herbst geworben, nix Ente jetzt also, vier mal berechtigt enttäuschte Gesichter mit Flunsch.
Eine angemessene Alternative zu Ente muss schnell her.
Hot Pot again, der vom letzten Mal, der könnte durchaus trösten. Und er tut es. Dieses Mal werden wir von der Chefin selbst in bestem Englisch beraten. Unser Buffet in großer Hunger Größe kann sich sehen lassen. Es schmeckt wieder leckerst, Hot Pot is einfach ne dolle Sache.
Ich staune, wieviel in so Kinder rein geht, wenns richtig schmeckt.
Zuhause müssen wir noch Snacks kaufen und die Rucksäcke packen, denn Morgen geht es leider schon wieder weiter, zurück nach Peking.Read more










