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- Day 116
- Sunday, May 26, 2024 at 8:17 PM
- ☀️ 20 °C
- Altitude: 436 m
SwedenUgdalsbäck61°16’56” N 13°34’9” E
26. Mai - Gessi kojan

Hui, was für ein Morgen. Es ist bedeckt und geradezu kalt außenrum, so dass ich mir doch mein Hemd zusätzlich überziehen muss, während ich meine Sachen zusammenpacke, um 100 Meter weiter an einem Slogbod zu frühstücken. Dann wird es wohl heute doch den so lange erwarteten Wetterumschwung geben. Nachdem ich mit Frühstücken und Einpacken durch bin, ist der Himmel allerdings wieder so blau wie an jedem anderen Tag und ich freue mich so sehr: Heute geht es nach Gessi. Ich habe mich gestern dazu entschieden, nicht hier auf den Campingplatz zu gehen, sondern stattdessen lieber zwei Tage in Gessi zuzubringen. Ach, da fällt mir gerade noch eine ganze Packung Weintrauben in die Hände, die ich gestern gekauft habe. Diesen Süßwasservorrat werde ich nicht durch die Landschaft tragen, sondern beginne just auf den ersten Metern beim Losgehen, sie zu verinnerlichen. Noch auf dem Rastplatz treffe ich ein paar Deutsche, sie sind mit einem Pick-up mit aufgesetztem Wohnmobil unterwegs und erkunden Schweden.
Ich werde heute erst mal gut 10km auf der Bundesstraße laufen, danach verläuft sich der Weg eher durch den Wald und auf Schotterpisten. Insgesamt werden es knapp 30km werden und da kann ich gut Strecke machen, zumal der Highway nicht stark befahren und mit einem breiten Seitenstreifen ausgestattet ist. Ich habe mein Spektrum an Sangeskünsten in der letzten Zeit Stück für Stück erweitert und so kann ich mir die Zeit auf dem rotbraunen Asphalt lauthals jenseits aller Definitionen von „Gut singen“ vertreiben. Gegen zwei verlasse ich die Piste und es geht ab jetzt durch Wälder, um halb drei komme ich an einen See, den ich bei dieser Hitze auf jeden Fall für ein ausgiebiges Bad nutze. Im Laufe des Nachmittags haben sich wieder Quellwolken gebildet und als ich mit dem Bad fertig bin, kommt ganz ordentlich Wind auf. Auf dem weiteren Weg beobachte ich, wie sie immer stärker aufquellen und gegen vier ist weit entfernt erstes Donnergrollen zu vernehmen. Ich beobachte diese Entwicklungen zu gern und die Formationen, die sich so herausbilden, lassen mich immer wieder stehen bleiben, beobachten und auch Fotos machen. Gegen fünf kracht es ganz in meiner Nähe ziemlich heftig, leider kann ich durch den Wald das Schauspiel nicht genau sehen. Ich stapfe querab vom Weg gut 200m bis zu einer offenen Moorlandschaft, gerade soweit, dass die Schuhe nicht von oben her volllaufen. Jetzt habe ich einen idealen Blick auf eine Gewitterzelle direkt vor mir und ich kann die Blitze beobachten, wie sie laut krachend zur Erde zucken. Trotz dieser faszinierenden Einlagen hoffe ich, dass ich nach diesem wochenlangen fantastischen Sommerwetter heute für die letzten 2 Stunden neben den Reisekosten nicht auch noch Schlechtwettergeld anmelden muss. Es ist eine merkwürdige Stimmung, einerseits scheint die Sonne und zieht ihr Programm voll durch, gleichzeitig ist es zeitweise rechts und links pottschwarz am Himmel und grummelt.
Die letzten Kilometer ziehen sich länger und länger und meine Pausen zwischendurch werden auch entsprechend häufiger. Aber heute kann mich nichts mehr aufhalten, nach etwas mehr als 1800km lockt dieser besondere Ort Gessi als eine der ganz wichtigen Stationen auf meinem Weg. Um zwanzig nach sieben sehe ich den See Gessi erstmals durch die Bäume schimmern und ab da läuft es sich doch wieder auf sehr flinken Füßen die letzten anderthalb Kilometer. Um kurz nach halb acht ist es dann geschafft, ich habe trocken die Hütte erreicht und die Moskitos sind erst in der letzten halben Stunde aktiver geworden. Ich sehe mich erst mal außenrum und in der Hütte um, bis auf die ausgehängte Tür ist alles beim alten geblieben. Es sind scheinbar die Haken, die die Türangeln tragen, aus dem Holz herausgerissen. Für mich eine Reparatur mit ein wenig Schnitzarbeit, die in 10 Minuten erledigt ist. Jetzt geht die Tür wieder ordentlich auf und lässt sich vor allem verschließen. Ich setze mich genau auf den Platz, den ich immer hatte und lasse das Ganze erst mal auf mich wirken. Später koche ich mir einen ordentlichen Topf voll zum Essen und nachdem ich wahrgenommen habe, dass doch eine ganze Reihe Moskitos unentwegt in der Hütte schwirren, baue ich mein Zelt draußen vor der Hütte auf, zumal es dort auch noch deutlich heller ist. Ich bin ganz glücklich, diesen Meilenstein geschafft zu haben: zu Fuß nach Gessi kojan.Read more
Traveler
Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein und wenn du nun noch den Canon als Einzelstimme,"... Singen bringt Freude ins Herz, weg sind Sorgen und Schmerz ... singst, dann bist du bestimmt ' überglücklich '. So soll es sein!
WildeHildeIch und Canon, das ist kurz vor Körperverletzung. Aber bei dem gesamten Rest bin ich bei dir… ☺️
Traveler
👍🏻 Starke Leistung!