• 30. Mai

    May 30, 2024 in Sweden ⋅ ☁️ 17 °C

    Ich wache heute erst um halb neun auf, das ist aber ganz passend, denn der Kaufmannsladen hier öffnet erst um zehn und zu dem will ich ja noch. Die ganze Nacht war dichter Nebel und so sind alle meine Sachen am Morgen ziemlich klamm. Auf dem Poncho, den ich zum Trocknen aufgehängt hatte, hat sich sogar in einer Senke eine richtig große Wasserpfütze gebildet. Nach dem Frühstück gehe ich die paar Meter zum Laden, lasse meinen Rucksack gleich draußen stehen, da innen alles viel zu eng ist. Es ist ein Handlarn, eine Laden-Kette, die hier im Norden im ländlichen Bereich verbreitet ist, sowas wie die Weiterführung der alten Tante-Emma-Läden. Die Kette kümmert sich um die frischen Lebensmittel, den Rest managed der Laden-Betreiber selbst. Entsprechend ist es alles teurer als in den großen Supermärkten, die ich bisher hatte und das Sortiment muss nicht unbedingt überall gleich sein. Weiter im Norden werde ich aber in der Hauptsache auf diese Art von Versorgung angewiesen sein. Ich werde für die nächsten gut 100km einkaufen und schiele nebenbei auch immer mal nach Gas, tatsächlich gibt es hier genau das, was ich benötigte, wäre ich denn schon bedürftig. Beim Bezahlen rolle ich wie erwartet mit den Augen angesichts des Gesamtpreises für nicht mal eine Woche, aber was soll’s, es soll auch keine afrikanische Woche werden, geht ja in die Berge. Vor dem Laden mache ich gleich einen Imbiss von frischen und schweren Sachen, inzwischen ist es schon zwölf. Dabei komme ich mit Anita ins Gespräch, sie hat eben auch hier eingekauft und nachdem wir das Woher und Wohin erörtert haben, ist sie sich nicht mehr sicher, ob der nächste Laden, den ich im Auge habe, überhaupt existiert. Sie hat selbst einmal in dem hiesigen gearbeitet und kümmert sich gleich, um am Ende herauszufinden, dass es den erhofften wohl nicht mehr gibt. Ich könnte jetzt stattdessen über Norwegen laufen, wo ich aber weder auf den Umweg noch auf die noch höheren Preise Lust habe. Dementsprechend gucke ich in der Karte und sehe, dass zwei Tage später auf meinem Weg wieder ein Supermarkt geplant ist. Werden ja nicht alle dichtgemacht haben…
    So komme ich doch schon um halb eins heute los. Es sind zwischen 15 und 20km bis zum Fuß des Fjälls und so werde ich das, was ich gestern schon herausgearbeitet habe, heute doch wieder abbummeln. Es geht erst mal wieder an einer schmalen Landstraße entlang, alle 2 Stunden kommt mal ein Fahrzeug. Die Straße wird später zu einer Schotterpiste und so passiert auch nicht wirklich viel. Nebenbei knabbere ich immer mal wieder von den Tannen die frischen grünen Nadeln und betrachte mir dabei das Trollhaar. Es wächst nur dort, wo die Luft absolut sauber ist, also ein gutes Zeichen für diese Gegend. Ich komme gut voran und in der letzten Stunde geht es kontinuierlich bergan, am Ende des Tages werde ich auf gut 650m ü.M. sein. In Morbäckssätern ist einer der offiziellen Eingänge in den Fulufjället-Nationalpark, bekannt unter anderem für seine Bärenvorkommen. Hier gibt es eine ausgesprochen große und komfortable Rasthütte, in der ich schon um sechs ankomme. Da es hier keinen Bach gibt, gehe ich noch mal ein Stück zurück, es ist hier wie eine Art Feriendorf. Dabei treffe ich zwei Norwegerinnen und sie erzählen mir, dass sie schon zweimal Bären hier gesehen haben, die Wahrscheinlichkeit, einen zu Gesicht zu kriegen also gar nicht so gering ist.
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