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- Day 138
- Monday, June 17, 2024 at 7:33 PM
- ☁️ 12 °C
- Altitude: 694 m
NorwayNordklumpen63°27’23” N 12°7’49” E
17. Juni

Seit um fünf ist die Sonne raus und die Wärme lässt das riesige Stahlgebälk über mir wieder laut knacken, wenn es sich ausdehnt. So wie es gestern Abend auch beim Abkühlen immer wieder diese Geräusche gab. Das lässt mich bis um sieben schon noch schlafen, aber nicht mehr so ruhig. Dann heißt es für mich zusammenpacken, gegenüber im Bahnhofsgebäude frisch machen und den halben Kilometer rüber zum Supermarkt. Dort mache ich erst mal Frühstück und gucke noch mal meinen Futtervorrat durch, um mit einer kleinen Liste durch den Riesen-Supermarkt zu laufen. Der hier ist unter anderem so groß, weil die Norweger über die nahe Grenze kommen, um günstig einzukaufen. Mit anschließendem aufwändigen Einpacken, es ist Futter für 180km bis zum nächsten Supermarkt, wird es gut und gern halb zwölf, bis ich Storlien verlasse. Jetzt heißt es: Auf nach Norwegen! Ich werde am Nachmittag über die Grenze gehen und ab dann für einige Wochen dort unterwegs sein.
Aus der Stadt raus zieht es sich gleich recht lang hoch auf den Berg. Es ist bewölkt, also einigermaßen kühl und gut zu wandern, aber grad oben auf dem Berg weht ein sehr frischer Wind dazu. Gegen halb eins erreiche ich Vindarnas Tempel, eine Art Schutzhütte und mache die vorerst letzte Pause in Sverige. Von hier aus erreiche ich eine Stunde später in circa 3 km Entfernung Norge, wo ich am Riksrøys 161 (Reichsmarkierung) die EU, aber nicht Europa verlasse. Und so sehr ich mich auch bemühe, keine Klischees zu bedienen, habe ich schon über den Berg auf den See zu das Gefühl gehabt, es sieht hier anders aus. Die Felsen, die mich an Karl-May-Filme erinnern, hatte ich so in der Art bisher nicht und auch die Häuser, die am See stehen sind in ihrer Art und Farbe nicht das, was ich seit Hunderten von Kilometern in Schweden gesehen habe. Um das Ganze noch zu vollenden, beginnt es eine halbe Stunde später zu regnen, das höre ich seit wie vielen Tagen in Schweden, wie schön doch Norwegen ist, wenn es da nicht immer regnen würde. Empfangen werde ich von einer Handvoll Bremsen, die aber freundlicherweise nur die neuen Schuhe inspizieren statt meiner Haut. Die ist wohl noch etwas geschmeidiger.
Es dauert nicht allzu lange und ich habe direkt vor mir ein paar Rentiere, im Verlaufe des Nachmittags sehe ich in weiterer Höhe, teils über den Schneefeldern noch weitere. Es geht die nächsten Stunden entlang der Grenze über diese wunderschöne, sanft rund geformte Landschaft ewig auf und ab und lässt sich durch das begrünte recht gut und weich laufen. Und es ist sehr schön anzusehen, wie die Eiszeit die Felsen hier in mühsamer Kleinarbeit rundgeformt hat. Sie sind nicht so schroff wie bisher, sondern große rundliche Flächen, oftmals auch mit speziellen Mustern, an denen ich sehen kann, dass auch Stein sich ziemlich weit biegen kann. An mehreren Stellen, wo ich über diese weiten Steinflächen laufe, finde ich obendrauf eine kleine Steinkante, vielleicht so dick wie ein Trinkhalm, die sich über die gesamte Fläche zieht und nach oben aufgewölbt ist. Sieht aus wie eine Silikonraupe und ich muss hinfassen, um zu glauben, dass es tatsächlich Stein ist. Frage mich die ganze Zeit, wer das wohl gemacht hat. Und vor allem wie?
Gegen sechs, nachdem ich heute diverse kleinere Schneefelder überquert habe, sitze ich am Weg und blicke zurück, dahin, wo auch die grauen Wolken seit heute Nachmittag herkommen und sehe ziemlich weit hinten hinter etwas dunstigem Vorhang viel Licht und Azur.
Um halb acht habe ich an einem Schneefeld, dass sich in einer kleinen Schlucht entlangzieht, einen schönen Platz gefunden direkt neben dem plätschernden kleinen Wasserfall. Das Wasser, dass direkt das Schmelzwasser dieses Schneefelds ist, soll mir noch am Abend zu einem Bad reichen. So kurz war er schon lange nicht mehr…Read more
Traveler
Hier hätte sicher Hermann Hesse seinen "Siddhartha des Nordens" ( der,der sein Ziel erreicht hat) gefunden.🎎