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- Day 155
- Thursday, July 4, 2024 at 6:52 PM
- ☁️ 17 °C
- Altitude: 106 m
- 64°54’30” N 10°46’0” E
4. Juli

Trotz des hier so wechselhaften Wetters hat die ganze Nacht prima gehalten bis um halb fünf. Da brauchte es meine Hilfe, einmal das Cover übers Zelt zu ziehen, um dann auch direkt wieder aufzuhören. Trotzdem ist am Morgen speziell das Innenzelt ziemlich nass, da ich so dicht am Wasser war und eben diese Seite dann speziell betroffen ist. Seit um sechs sind die Bootsbauer am Werkeln und so treibt es mich auch angesichts des trockenen Wetters um sieben raus, um nicht noch unerwartet eine Husche abzukriegen. Ich kann hier die Toilette nutzen und sitze wieder draußen direkt neben dem neuen Dampfer zum Frühstück. Danach verabschiede ich mich um halb neun von Lorenz und seinen Kollegen und bin schon um kurz nach neun in Austafjord, wo der Supermarkt aber erst um zehn aufmacht, wie ich lese. Es ist zwar einer, den ich per Kreditkarte rund um die Uhr öffnen und nutzen kann, aber ich hab auf diese Spielchen keinen Bock und warte einfach die Zeit ab. Im Anlieferungsbereich finde ich eine Steckdose, kann mein Telefon mal eben flott voll machen und weiß mir die Zeit mit einer neuen Strophe von Kenny Rogers und dem Geschrei der Möwen zu vertreiben.
Ein paar Teilchen einzukaufen und im bequemen Vorraum des Supermarktes ein zweites Frühstück zu halten braucht ungefähr bis kurz nach elf und als ich eigentlich schon wieder losmachen will, komme ich mit Peter und Christa ins Gespräch, zwei Hamburger Rentner, die mit über achtzig immer noch recht flott unterwegs sind und mit ihrem VW-Bus ja nicht nur mal rund um den Fischmarkt kreisen. Gut Ding will Weile haben, es wird dabei halb eins, bis ich tatsächlich den Joker-Markt Richtung Valøya verlasse. Es sind bis zu diesem letzten Ort noch 11 km und von dort aus wahrscheinlich nur noch einer mehr bis an die Küste oder hoch auf den Berg, wo ich mich bis morgen niederlassen will. Mein Schwätzchen hat lange genug gedauert, um den Regen durchzulassen und so ist der Weg bis dahin bei bestem Wetter. Gegen drei komme ich nach Valøya, eine Ansammlung von Häusern, sogar mit einer Kirche dabei und direkt hinter dem hohen Berg, der das Dorf im Westen begrenzt, liegt das offene Meer. Ich ziehe auf der Straße noch vor dem Berg entlang und da treffe ich wie erwartet noch einmal auf die zwei Hanseaten von vorhin. Wir erzählen uns noch ein wenig, dann gehe ich die paar Meter bis vor zum kleinen Fischerhafen, mache meine Wasserflaschen voll und steige den Berg hinauf bis zur Spitze auf 135m ü.M. Da stehe ich nun und habe neben einer Unzahl von kleinen Inselchen und Inseln das weite, offene Nordmeer vor mir, das ich mir doch so gewünscht hatte. Der weite Blick von hier oben und das Wissen um diese noch viel größere Weite dort auf dem Atlantik ist ein sehr erhebendes Gefühl. Ich fühle mich hier auf 135 Metern wie auf dem Dach der Welt. Dazu dieses grandiose Wetter mit Wolken in so unzähligen Blautönen, ohne das der Weg hier raus nur halb so viel wert gewesen wäre. Was wäre das bei Nebel und wolkenverhangener Sicht? Ich darf mal wieder das Kreuz bei „Glückspilz“ machen für diese Reise.
Eine Hütte, die es auf dem Weg nach oben in einer Senke gab und die ich als eventuellen Schlafplatz ausgeguckt hatte, kommt aufgrund ihrer sprichwörtlich aussichtslosen Lage und ihres ziemlich zerstörten Dachs nicht infrage. Der Wind pfeift, selbst wenn kein Sturm ist, schon ordentlich und so gehe ich auf der Meerseite, die etwas flacher mit einigen Wiesenflächen abfällt, wieder etwas tiefer und suche länger als eine halbe Stunde einen Platz, der windmäßig nicht zu sehr ausgesetzt, vom Untergrund her zumindest im Ansatz brauchbar ist und dabei noch eine Sicht aufs Meer bietet. Genau darum bin ich schließlich hergekommen. Irgendwann habe ich mich auf einen Platz festgelegt und da auf dieser Art von Wiese die Heringe nur sehr bedingt ihren Dienst tun können, trage ich noch für die Sturmleinen jeweils einen kräftigen Stein heran, um das Ganze abzusichern. Womit ich hier überhaupt nicht gerechnet hatte und was meine 500%-Laune noch ein wenig steigert, ist ein kleines, einzelnes Feld von Moltebeeren. Seit ich unterwegs bin, habe ich mich mehr und mehr in sie verliebt und seit dem Frühling so oft am Wegesrand wachsen sehen, erst mit ihren schönen weißen Blüten, die später kräftig rot wurden und jetzt die inzwischen gelb-orangen Früchte tragen. Nicht umsonst gilt Hjortron als das Gold des Nordens. Ein guter Teil von ihnen ist reif und ist heute einfach das Sahnehäubchen auf diesem ohnehin faszinierenden Tag an diesem für mich so außergewöhnlichen Platz. Ich weiß gar nicht, wem ich heute das große Danke aussprechen soll.Read more
Traveler
😂
Traveler
Ich wusste vor deiner Reise nicht, wie humorvoll du bist ...da habe ich echt was verpasst...
TravelerWunderschön 🤩