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- Day 189
- Wednesday, August 7, 2024 at 10:56 PM
- ☁️ 14 °C
- Altitude: 706 m
SwedenJäckvik66°22’2” N 16°55’8” E
7. August

Ein Sommermorgen in Lappland. Hier in Adolfström scheint die Sonne, ich bleibe heute bis um neun liegen, da meine Etappen für die nächsten anderthalb Wochen deutlich kürzer ausfallen als bisher. Ich werde um die 17 km am Tag machen, um nicht zu früh in Kvikkjokk anzukommen, da ich von da aus mit Bus und Bahn nach Luleå (sprich Lüleoh) fahre. Das ist am nördlichen Ende von Schwedens Ostküste und von hier aus am ehesten in einigen Stunden erreichbar. Ich genieße ausgiebig mein Frühstück, nehme nochmal eine kurze Dusche und inzwischen sind auch die Holländer vorbeigekommen, die tatsächlich an dem mysteriösen Shelter übernachtet haben, den ich dank Filzbrille wohl übersehen habe. Ich schreibe in Ruhe mein Tagebuch zu Ende und organisiere mir im Laden in Luleå, dass das Zelt, was ich haben möchte, zum gegebenen Zeitpunkt auch vorrätig ist. Dieses Modell, so sagt mir der freundliche Herr am Telefon, ist typischerweise kaum in einem Laden vorhanden, aber er will sich kümmern und alles geht seinen sozialistischen Feldweg. Gegen zwölf verlasse ich den Platz, um zweihundert Meter weiter beim Handelsbod einzukehren. Das ist die Vollendung des Tante-Emma-Ladens aus alten Zeiten. Hier backen Sie Brot und Gebäck selber, man kann Kaffee trinken und Lebensmittel in einem wunderbar alt anmutenden Ambiente einkaufen. Genau in dieser Reihenfolge nehme ich es auch wahr und so bin ich um halb eins dann tatsächlich bereit, nach dem zweiten Frühstück aufzubrechen. Bis dahin habe ich mit ein paar Leuten hier gesprochen, auch ein paar ältere aus der Gegend, etliche kommen aus Arjeplog hierher. Ein an sich unscheinbarer Ort, der aber im Winter aufblüht, wenn aus Deutschland mindestens ein Autohersteller mit Stern mit über 2000 Leuten und Unmengen von Autos hier einfällt, um auf den zugefrorenen Seen, die noch speziell präpariert werden, Fahrzeuge, Elektroniksysteme und so weiter unter extremsten Bedingungen zu testen. Der Winter hier bietet sich mit Temperaturen von -40° ideal dafür an. Schon gestern habe ich ein deutsches Paar angetroffen, er hat jahrelang für Mercedes gearbeitet und immer im Winter kam er mit einem LKW voller Autos selbst noch hier hochgefahren, um dann diese Testreihen zu fahren. Heutzutage ist es alles organisiert, die Leute werden eingeflogen und kommen in Extra-Bussen nach Arjeplog.
Nach dem Ort biegt der Weg direkt in den Wald, hier beginnt das Pieljekaise-Naturreservat, das in der Hauptsache auch in niedriger Höhe verläuft, folglich habe ich wieder Birkenwälder zu beschreiten. Waren am Morgen noch diverse graue Wolken zu sehen, die Regen erahnen ließen, sind es gegen Mittag wieder die typischen Quellwolken, die recht schnell dahin ziehen und einen wunderbaren Tag verheißen. Verheißen allerdings nicht im Wortsinne, denn wirklich heiß ist es eben nicht. Immer wieder schieben sie sich vor die Sonne und so ist es abwechselnd mal prall sonnig und mal etwas schattig mit etwas Wind dazu. Gegen drei erreiche ich den See Luvtávrre, hier mache ich eine längere Pause und genieße… Und bleibe dabei nicht der einzige, nach einiger Zeit gesellt sich der Franzose Jules zu mir. Er ist zum ersten Mal auf einer Wanderung und war mit Freunden gestartet, aber nach Auseinandersetzungen geht er jetzt alleine den Weg. Später kommt Ivar noch dazu und so sitzt es sich einfach zu schön am See in der Sonne und dabei wird es fünf, bis wir uns wieder aufraffen und an einem Shelter in gut 10 km für den Abend vereinbaren.
Gegen sechs lasse ich mich noch einmal zu einer Pause nieder und krame das frische Roggenbrot und den Blauschimmel raus. Was feineres habe ich heute noch nicht gehabt, es ist deliziös. Irgendwie sind die Pausen hier an den Seen das schönste, da es sonst durch die Birkenwälder nicht so wahnsinnig viel zu sehen gibt. Gerade als ich aufbreche, kommt der Däne Peter hier entlang, wir unterhalten uns noch etwas. Dann gehe ich aber tatsächlich weiter, in der Annahme, die anderen zwei werden wahrscheinlich schon ihre Zelte aufgebaut haben. Tatsächlich dauert es nur 10 Minuten und ich habe Jules wieder am Weg und noch mal eine Viertelstunde später treffe ich auch auf Ivar. Sie haben scheinbar so wie ich auch Pausen gemacht und so laufen wir langsam die letzten Kilometer über das Plateau, auf dem es frei von Bäumen ist, wir Rentieren begegnen und einen wunderbaren Blick rundherum auf den Sonnenuntergang und die Berge haben. Mit Ivar ist es wunderbar, zwischen Philosophieren und Blödelei die Mitte zu finden und unsere Erkenntnis am Abend des heutigen Tages: „One Clown a day keeps the tragedy away.“ Gegen zehn erreichen wir die Hütte, in der es Gas gibt und wir uns was zum Essen machen. Um die Zeit ist es inzwischen jetzt auch hier mindestens dämmerig, so dass wir eine Kerze anzünden und uns später entscheiden, auch in der Hütte zu schlafen, da es außenrum ziemlich nach Regen aussieht. Morgen früh geht es noch die restlichen drei 3 km runter nach Jäkkvik, hier gibt es einen richtigen Supermarkt, in dem ich für knapp 100 km Futter einkaufen werde. Es ist ein Stück des Kungsleden, auf dem es auch keine Hütten gibt und laut den Aussagen von einigen Wanderern keinerlei Empfang. Dementsprechend wird es jetzt auch für einige Tage ruhig um die Pinguine.Read more
TravelerDann wünsche ich dir eine gute Zeit. Und hoffentlich bis bald
TravelerDanke für die tollen Berichte. Oben solltest du mal das Datum korrigieren, von 7. Juli auf 7. August. Bis bald!