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- Day 209
- Tuesday, August 27, 2024 at 7:45 PM
- ☁️ 7 °C
- Altitude: 564 m
SwedenJokkmokks Kommun67°27’50” N 16°54’7” E
27. August

Heute wird’s stürmisch. Mindestens so ist die Anmeldung, dazu ordentlich Regen, ein guter Grund für einige, hier zu bleiben. Ich übe mich im Einpacken eines trockenen Zeltes. Wieder einmal sind genau die wenigen Minuten, in denen es trocken ist, nicht meine. Aber kein Problem, auch unter diesen Umständen klappt es mit dem neuen Tempel hervorragend. Nach dem Frühstück im Gemeinschaftsraum und noch ein paar Gesprächen hier und da starte ich gegen halb zehn. Direkt am See entlang steuere ich in diesem kleinen Sami-Dorf noch zu einem Haus, um Fisch und Brot zu kaufen. Ein warm geräucherter Saibling und zwei Scheiben Fladenbrot für 200 Kronen sind zwar nicht wirklich geschenkt, aber originaler bekomme ich es nirgends. Ich unterhalte mich noch eine Weile mit der Frau, die mir ein wenig aus dem Leben hier erzählt, bis sie mich irgendwann losschickt, bevor der Wind zu heftig wird. Das Wetter ist nicht so schlecht wie angemeldet und so starte ich gegen zehn zwar bei starkem Wind, der laut ihrer Aussage auch noch deutlich zunehmen soll, aber es ist nur zwischendurch immer mal am Nieseln und manchmal sind auch ein paar blaue Stücken am Himmel samt Sonne zu sehen. Aus dem Ort raus geht es erst mal etwas steil den Hang hinauf, übrigens für kurze Zeit mal wieder entlang des E1, des Nordkalottleden und des Nordlandsleden. Der Weg zieht sich eine ganze Zeit lang an den Hängen am östlichen Ufer des Virihaure entlang. Von hier oben habe ich einen wunderbaren Blick auf dieses faszinierend türkisfarbene Wasser in verschiedenen Nuancen. Der heftige Wind lässt Wellen mit deutlich weißen Kämmen entstehen, dadurch wirkt der See eher wie ein Meer als ein Binnengewässer. Schon beim Losgehen heute Morgen habe ich es wieder sehr deutlich gemerkt, der Herbst ist sowas von da, alles riecht sehr intensiv wie zum Beispiel die welken Blätter und mit dem Wind dazu muss ich die ganze Zeit an Drachensteigen denken. Ich könnte ja meinen großen Poncho nehmen und dann die Wäscheleine anbinden… Nochmal etwas mehr als gestern habe ich heute das Gefühl, dieses schöne Padjelanta, dieses wunderschöne Padjelanta. Immer wieder bleibe ich stehen, blicke auf den See, aber auch die Hänge, an denen ich entlang laufe, die Formationen der Hügel und Täler, die Bäche, die so unterschiedlich herunterkommen sind so wunderschön anzusehen. Gegen eins erreiche ich zusammen mit dem Schweden Anders das Sami-Dorf Árasluokta. Hier gibt es auch eine Fjällstuga, in der wir in einer der Hütten die Mittagspause machen. Es hat in der Zwischenzeit heftig angefangen zu regnen, ich genieße derweil den Fisch mit dem Fladenbrot und nach gut anderthalb Stunden geht es gegen halb zwei weiter. Trotz des Wetters waren wir merkwürdig schnell unterwegs, gerade weil die Landschaft auch nicht einfach flach zu durchlaufen ist. Das erklärte Ziel des heutigen Tages ist die Låddejåhkå Fjällstuga. Es sind insgesamt 25 km bis dahin, die sich aber sehr gut laufen. Ich bin bezüglich des Windes heute in der richtigen Richtung unterwegs, ich habe ihn von hinten. Alle Wanderer, die mir entgegenkommen und mit denen ich spreche, sind ziemlich am Ende, weil sie den ganzen Tag harten Wind und Regen ins Gesicht haben. Ich habe weiterhin einen tollen Blick zurück auf den Virihaure, er bestimmt heute hauptsächlich das Bild des Tages und ist einfach in seiner Türkisfarbe zu faszinierend. Es geht jetzt in Richtung des Flusses Miellädno, der Unmengen von Sedimenten aus den Bergen mitbringt und noch etwas heller türkis schimmert als der See, in den er gleich läuft. Unterwegs sind immer mal wieder ein paar Rentiere anzutreffen und gegen vier erreiche ich den Fluss, den ich über eine große Hängebrücke überquere. Direkt auf der anderen Seite ist ein kleines Kreuz mit einer Inschrift, hier ist in 1944 ein russischer oder polnischer Strafgefangener aus einem deutschen Arbeitslager aus Norwegen ums Leben gekommen, der geflüchtet war und es immerhin bis hierher geschafft hat. Ob er den Fluss nicht geschafft hat oder verhungert ist, ergibt sich aus der Inschrift nicht, ein Geistlicher hat ihn in der Nähe begraben lassen. Ab hier geht es jetzt über den Pårka- Pass zwischen den Bergen Allak und Huornnásj hindurch. Der Wind ist hier deutlich stärker und das heftigste, was ich bisher auf der ganzen Wanderung hatte. Es ist tierisch laut, zwischendurch regnet es immer wieder. Ich bin froh, dass es immerhin nur von der Rückseite her weht, an einigen Stellen ist es schwierig, die Spur zu halten. Trotzdem sehe ich am Himmel immer wieder zwischendurch sogar größere Stücken blauen Himmels, die von den tief und schnell durchziehenden Wolken immer mal wieder verdeckt werden. Circa auf der Passhöhe komme ich an einer besonderen Steinformation vorbei, es wirkt, als hätte Mutter Natur hier vergessen, die Steine abzutragen und so stehen sie als merkwürdige Formation mitten in der kahlen Landschaft. Ich könnte mir vorstellen, dass diese besondere Konstellation auch ein heiliger Ort der Sami ist oder mal war. Die Hoffnung, dass der Wind auf der anderen Seite des Passes talwärts weniger wird, erfüllt sich nicht, da dieses Tal in den recht großen See Vastenjaure mündet und von dessen nordwestlicher Richtung her der Wind ungebremst durchfährt. Zum Ende hin soll es halt noch mal alles sein. Gegen halb sieben komme ich runter ins Tal an den Fluss Låddejåhkå, die Hängebrücke führt über wunderbar anzusehende Stromschnellen und Wasserfälle und nicht weit entfernt davon komme ich an die Fjällstuga. Ich baue noch im Regen und bei einigermaßen Wind das Zelt auf, um dann im Gemeinschaftsraum das Essen zuzubereiten. In dieser Zeit hat der Wind nachgelassen, es regnet auch nicht mehr, ich bin ziemlich müde und lege mich gegen zehn zur Ruhe.Read more