• Vastenjaure
    Akka-Massiv rechts hintenMittagspause

    28. August

    28 augusti 2024, Sverige ⋅ ☁️ 10 °C

    So langsam gewöhne ich mich an das frühe Aufstehen. Um sechs raus und alles vorbereiten bis zum Abbauen des Zeltes ist inzwischen gute Routine. Genau dieselbe Routine ist es auch, die mich heute wieder mal den Moment abwarten lässt, bis es nicht regnet, dann den Tanz einmal rund um die Discokugel, um sie schnell trockenzuwischen. Und wenn ich gerade rum bin, beginnt es doch wieder zu regnen. Lassen wir das… Der Gemeinschaftsraum in der Hütte ist zum Frühstück schon recht voll, es sind viele bekannte Gesichter, aber natürlich auch einige neue von gestern Abend. Mit allem Drum und Dran wird es gut halb zehn, bis ich aufbreche und direkt hinter der Fjällstuga den Hang hochsteige. Es ist weiterhin bewölkt, immer mal wieder Niesel dabei, aber als ich auf einer Hochfläche angekommen bin, sehe ich in einiger Entfernung, dass die Sonne scheinbar doch heute durchkommen will. Entsprechend befreie ich die Solarzelle vom Poncho und lege meine Regensachen ab. Just als ich damit fertig bin, beginnt es natürlich wieder zu regnen und ich baue ich auf der Stelle alles wieder um, nicht ohne dabei lautstark mit den Augen zu rollen. Trotz dieser Wetterkapriolen, die sich ja nun seit einigen Tagen hinziehen und die Gemüter aller Wanderer unüberhörbar strapazieren, kann ich seit gestern und deutlich heute sagen, dass meine Stimmung sich deutlich gebessert hat. Dieses Thema Herbst und dunklere, nasse Zeit hat mir schon seit 2-3 Wochen einigermaßen auf dem Gemüt gelegen. Immer in Gedanken an die Solarzellen und den Handyakku, die eingeschränkte Tageslichtzeit und das ewige Nass in Nass. Aber gerade weil ich genau das diese Tage ewig habe und merke, dass weder die tief hängenden Wolken noch das Nasse so wirklich die Tage verderben, fühlt es sich jetzt wieder gut an. Ich muss halt eben mit meinem Handy bezüglich Kartennutzung und Sprachaufzeichnungen etwas zurückhaltender sein, Empfang gibt es seit gut einer Woche sowieso nicht mehr, damit ist das Schreiben von Nachrichten ganz automatisch hinfällig. Ich ziehe weiter über die Hochebene, sehe unter der tiefhängenden Wolkendecke westlich von mir den recht großen See Vastenjaure, der leider dank fehlender Sonneneinstrahlung nicht so schön türkis wirkt, obwohl er natürlich wie auch der gestrige Unmengen von Sedimenten durch die Flüsse aus den Bergen bekommt. Da die Sonne sich immer mehr zwischendurch zeigt, baue ich um elf zur ersten Pause wieder alles um auf Sonnenschein. Ich pflücke mir rundherum eine ganze Menge Preiselbeeren, da die jetzt aktuell so schön fett und reif sind und diese wunderbaren Umstände lassen mich auf dem weiteren Weg heute wieder viel singen, was ein so prächtiges Stimmungsbarometer für mich ist. Nachdem ich die Wanderstöcke nun einige Tage verwendet habe und mich grundsätzlich auch mit ihnen angefreundet habe, möchte ich sie trotzdem heute nicht weiter verwenden und packe sie weg, mal sehen, ob ich einen Unterschied wahrnehme zu den letzten Tagen. Das Laufen an sich ist ähnlich wie gestern, obwohl es schon über die Hochebenen geht mit einigem Auf und Ab läuft es sich doch sehr gut und ziemlich zügig, ich habe heute auch wieder gut 24 km bis zur Kisuris Fjällstuga geplant, es wird die letzte Übernachtung auf dem Padjelantaleden sein. Die Distanz bis dahin mache ich deshalb, weil ich morgen am Nachmittag möglichst das Boot über den Akkajaure bekommen möchte, was mich nach Ritsem bringt, der Ort, an den Christiane eins ihrer Essenspakete hat liefern lassen. Da ich mit Futtervorräten so weit runter bin, dass ich mir keine weiteren Tage erlauben will, ist mir das Übersetzen morgen am frühen Nachmittag so wichtig.
    Entlang des östlichen Endes des Vastenjaure zieht sich der Pfad um den Berg Loadásj herum, am Ufer gibt es mehrere, teils recht große Sami-Siedlungen. Gegen eins komme ich am Vuojatädno an eine sehr große Hängebrücke, hier teilen sich die Wanderwege wieder auf. Ich folge weiter linker Hand dem Padjelantaleden, alle anderen führen über die Brücke und gehen in westlicher Richtung auch weiter Richtung Akkajaure. Hier am Fluss halte ich meine Mittagspause, es ist zwar ziemlich windig und es liegt immer eine Art von feinem Niesel in der Luft, aber es ist nicht genug, um mich in der Pause zu stören. Es ist wunderschön, an diesem breiten Fluss zu sitzen und einfach vor mich hinzuträumen. Als ich von hier weitergehe, habe ich in einiger Entfernung das Akka-Massiv im Blick, es bildet das nordwestliche Ende des Sarek-Nationalparks. Am Fuß dieser Berge werde ich heute Abend fast ankommen und morgen entlang laufen. Leider hält sich der gesamte obere Bereich des Bergmassivs den ganzen Tag in den Wolken. Allen, die sich an Nils Holgersson und die Anführerin der Gänse, Akka von Kebnekaise erinnern, dürfte dieser Name also ein Begriff sein. Selma Lagerlöf hat seinerzeit einen wunderschönen Kunstnamen erfunden, der Akka ist einer der höchsten Berge in Schweden, Kebnekaise der höchste. Der Weg hat sich langsam Stück für Stück in eine Niederung gezogen mit teils merkwürdigen, wie aufgeschüttet wirkenden kegelförmigen Flächen, auf denen sich ein paar Bäume halten und über die sich auch der Weg zieht. Es ist ein ewiges Auf und Ab, das aber nicht sonderlich hoch ist, vielleicht irgendwo zwischen 15 und 30 Metern. Zum Nachmittag hat es sich wieder mehr zugezogen, dieses ewige Bäumchen-Wechsel-dich-Spiel macht aus der Landschaft hier ein Regenbogenland. Ich falle noch einmal auf das Spiel herein, als es heißt, die Klamotten von Regen auf Sonne umzubauen, so dass ich heute einige Zeit damit zubringe. Gegen halb fünf erreiche ich dann während eines heftigen Schauers die Fjällstuga und baue direkt im strömenden Regen das Zelt auf. Und dabei passiert mir etwas, womit ich überhaupt nicht gerechnet hätte, ich zerstöre mir eins der Elemente vom Zeltgestänge. Es ist eine der Hülsen, die jetzt zu gut einem Drittel ausgebrochen ist, da habe ich wohl nicht genug Obacht gegeben, dass die Elemente wirklich korrekt ineinander stecken oder es ist während des Einsteckens noch einmal weiter auseinander gerutscht. Glücklicherweise hat der Hersteller ein Ersatzelement mitgeliefert und der Austausch gestaltet sich recht einfach, so dass ich nach 20 Minuten ein vollständig aufgebautes und intaktes Zelt habe. Im Gemeinschaftsraum, der rappelvoll ist, mache ich mir was zu essen und einen Tee, unterhalte mich mit einigen der Anwesenden und verschwinde rechtzeitig um acht, da morgen früh der Wecker für mich schon um fünf klingelt.
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