• 29. August

    August 29, 2024 in Sweden ⋅ ☁️ 13 °C

    Der letzte Tag in Padjelanta bricht sehr früh an. Für um fünf ist der Wecker gestellt und ich stehe auch direkt auf, will auf Nummer sicher gehen, um zehn vor zwei das Boot über den Akkajaure zu kriegen, um in Ritsem nach meinem Futterpaket zu fragen. Zu meiner großen Freude ist der Himmel blau, es ist ein wunderschöner Herbstmorgen und ich blicke Richtung Sarek, hinter dessen Bergen gerade die Sonne aufgeht. Natürlich ist um diese Zeit alles noch nass und beschlagen, das Zelt wird nicht von allein trocknen, so helfe ich einmal außenrum nach und gehe dann zum Frühstück. Alles, was gestern noch nass war, ist im Trockenraum über Nacht wunderbar zum Wegpacken vorbereitet worden, um kurz vor acht bin ich mit allen Vorbereitungen fertig und ziehe los. Es sind heute nur 15 km und ich muss nicht hasten, will circa 1 Stunde vor der geplanten Zeit in Änonjálmme am See sein. Die Stimmung ist dank des brillanten Wetters großartig, aber nicht nur bei mir. Ich tue mich anfangs mit der Richtung etwas schwer, nachdem ich zwei Hängebrücken überquert und das Gefühl habe, vom Akka-Massiv eher wegzulaufen als hinwärts. Nachdem ich zum dritten Mal mit der Karte verglichen habe, muss ich feststellen, dass ich die falschen Berge für Akka gehalten habe. Naja, ist wohl eine leichte Ost-West-Schwäche oder es ist noch zu früh oder ich hab’s an den Augen oder was ganz anderes. Der Weg ist heute nicht besonders schwierig, es sind kaum Steigungen dabei, es zieht sich in einem großen Tal in Richtung See. Die warme Sonne, der Geruch und die Farben des Herbstes, das alles lässt mich heute wieder singen und obwohl gut die Hälfte des Weges im Birkenwald verläuft, macht es mir überhaupt nichts aus. Vielleicht ist es, weil die Birken zur Hälfte schon die Blätter verloren haben und damit immer noch eine gute Sicht Richtung Berge möglich ist, vielleicht ist es aber auch einfach nur meine gute Laune. Nach einer guten Woche werde ich heute Padjelanta verlassen, mal wieder Empfang haben, um ein paar Nachrichten zu schreiben und auch auf die Überfahrt mit dem Boot freue ich mich. Es sind knapp 9 km Luftlinie über den See Akkajaure, der das größte Stauprojekt in Schweden ist und durchaus auch sehr umstritten. Mitte der Siebzigerjahre wurde hier die Landschaft auf über 50 km geflutet und damit wichtige Wege der Samen, aber auch der Rentiere für immer unterbrochen. Meiner Laune tut das keinen Abbruch, ich habe irgendwann dann doch die Akka-Berge (2015m.ü.M.) im Visier und bewege mich zielstrebig auf sie zu. Dabei geht es immer wieder durch Sumpfland und über kleinere und größere Bachläufe und Flüsse. Ich merke, dass ich doch recht flott unterwegs bin und gönne mir deshalb heute einige auch längere Pausen zwischendurch, in denen ich je nach Vorkommen Blaubeeren und Preiselbeeren wie ein Harvester ernte. Über den gesamten Vormittag ziehen diese steilen Berge rechterhand langsam an mir vorbei, der Blickwinkel ändert sich kontinuierlich, natürlich auch der Sonnenstand und so habe ich Richtung Mittag einen guten Einblick weit oben in die Gletscherzone. Seit circa um elf habe ich immer mal wieder den See in Sichtweite und der Pfad führt immer dichter an den Fluss Vuojatädno heran, der der wichtigste Zufluss des Stausees ist. In den letzten paar Tagen haben die Birken massiv von grün auf gelb umgestellt, damit ist der Geruch von Herbstlaub noch stärker geworden und ich möchte es irgendwie in jedem Foto gern mit unterbringen, da es mich absolut begeistert. Gegen zwölf überquere ich den donnernden Fluss über eine Hängebrücke und bin eine gute Dreiviertelstunde später an der Akka Fjällstuga. Hier gibt es auch eine Fläche, auf der der Hubschrauber landet und es steht deutlich sichtbar ein Schild, dass er regelmäßig um eins rüber nach Ritsem fliegt. Ich hatte davon in den letzten Tagen schon gehört, aber weder Zeiten noch Preise gewusst. Jetzt sehe ich, dass in 10 Minuten der Abflug über den See ist und nur zehn Euro mehr kostet als die Bootsfahrt. Heißt für mich, in einer Viertelstunde auf der anderen Seite zu sein, statt noch eine Stunde zu warten, um dann anderthalb Stunden mit dem Boot zu fahren. Da lass ich mir nix im Halse kratzen und in Nullkommanichts sitze ich vorne neben dem Piloten und genieße einen kurzen Überflug von circa 7 Minuten. Das hätte ich mir gestern noch nicht träumen lassen, heute diesen Luftquirl zu reiten. Vom Landeplatz aus ist es nicht allzu weit zur STF-Fjällstation, hier frage ich nach dem Futterpaket und tatsächlich steht es sogar mit meinem Namen versehen schon bereit. Christiane hat also ganze Arbeit geleistet, an dieser Stelle noch einmal meinen allerherzlichsten Dank. Aber was muss ich dann sehen, als ich es öffne? Es ist nicht zu gebrauchen, denn es steht „Abisko“ drinne, aber ich bin doch in Ritsem. Kleiner Ulk am Rande, natürlich werde ich von hier bis nach Abisko mit dieser Versorgung kommen ;) Nachdem ich einen Kaffee getrunken und das Zelt zum Trocknen aufgestellt habe, mache ich mich an ein paar organisatorische Sachen, da ich ja jetzt wieder unter den Zivilisten bin. Am Abend sitze ich mit einigen Leuten zusammen im Gemeinschaftsraum, gefühlt bin ich der einzige, der morgen von hier aus weiterläuft, abgesehen von den Wanderern, die am späten Nachmittag mit dem Bus angereist sind. Bei der Gelegenheit nutze ich heute hier noch die Waschmaschine und kann morgen aus dem Trockenraum frische trockene Sachen einpacken.Read more