• 1. September - Ruhetag

    1. syyskuuta 2024, Ruotsi ⋅ 🌙 8 °C

    Es ist schon wieder Sonntag, und was für einer. Nachdem ich um sechs kurz zur Toilette war, drehe ich mich noch mal rum und mache die Augen erst um neun wieder auf. Wie ich den Kopf rausstrecke, sehe ich einen blauen Himmel und sonst nichts. Fantastisch, und in diesem Licht schon am Morgen ist auch der See blau, die Berge, die mir gestern noch wie eine Mondlandschaft erschienen, wirken deutlich lieblicher. Das Grau der Steine ist viel heller, da wo es grün ist, erkenne ich es heute auch als grün und insgesamt ist dieser Ort hier irgendwie besonders. Ich gehe jetzt zum Frühstücken rüber in die Hütte und wir setzen das fort, was wir gestern Abend beendet haben: Wir unterhalten uns, als würden wir uns schon ewig kennen, so ist die ganze Zeit mein Gefühl. Jonas hat für den Nachmittag die Kanutour angekündigt und ich habe heute nicht so wahnsinnig viel zu tun, die Wäsche ist schließlich erst in Ritsem gemacht worden und so werde ich bei dem schönen Wetter die Schuhe trocknen und wachsen. Die beiden sind nebenbei an der Hausarbeit, die sie hier seit einigen Wochen regelmäßig machen und jetzt langsam beginnen, sich auf das Ende der Saison in einer Woche vorzubereiten. Dementsprechend lange zieht sich das Frühstück und das Erzählen hin. Als wir draußen sind, entscheidet Jonas kurzfristig, doch jetzt schon mit dem Kanu rauszufahren, da das Wetter so schön ist und er den Plan wohl auch nur hatte, um ihn jetzt zu verwerfen. So legen wir mit dem Faltkanu ab, jeder mit einer Angel ausgerüstet und tatsächlich dauert es auch für mich, der sich vor 15 Jahren wegen zwei linker Hände in dieser Sache von jeglicher Angelei losgesagt hatte, nicht lange und ich ziehe den ersten Arctic Char (Seesaibling) aus dem Wasser. Nicht allzu lange später ist auch Jonas dran, er hat einen noch deutlich größeren Fisch am Haken. Und damit ist es auch genug, was wir für heute brauchen. Wir drehen die Runde noch bis zum Ende des Sees, um dann auf der anderen Seite die gut 3 km wieder zurück zu paddeln. Der Tag geht für mich, obwohl ich kaum was mache, so schnell hin, er vergeht bei diesem wunderbar sonnig-warmen Wetter viel zu schnell. Schon am Morgen hatte ich den Gedanken, ob ich denn morgen früh, also am Montag, tatsächlich hier schon wieder weg muss. Aber müssen muss ich ja garnichts. Aus dem Fundus der übrigen Lebensmittel nehme ich mir noch einige Sachen wie süßen Senf und Knäckebrot, was ich zu Jonas‘ großer Verwunderung in mich reinschrote, er hätte sicher an einem Tag wie heute mit guter Kochgelegenheit und so weiter erwartet, dass ich ein großes Mahl zaubere. Aber irgendwie bin ich da doch zu faul. Meine Schuhe sind irgendwann komplett durchgetrocknet, ich wasche sie am See noch mal ab, kann sie am Abend mal wieder ganz genüsslich einwachsen. Das selbe habe ich mit meinem Recken vor, ich gehe runter an den See und schwimme eine sehr kalte Runde, direkt danach breche ich auf, um die alte Sami-Hütte am See mal aus der Nähe zu betrachten, die renovierte Jurte anzugucken und ich hatte als meinen Beitrag zu den Köstlichkeiten, die die beiden zaubern angeboten, das Eimerchen voll Blaubeeren zu sammeln. Es ist eine schöne Nachmittagsbeschäftigung bei leichtem Wind und herrlichem Sonnenschein. Übrigens ist heute einer der so sehr wenigen Tage, die ich hier in Schweden hatte, an denen der Himmel wirklich nur blau ist ohne irgendwelche Wolken. Das Pflücken ist eine Kombination aus rot und blau, da hier Preiselbeeren- und Heidelbeeren gemischt rumstehen: die blauen ins Töpfchen, die roten ins Kröpfchen. Kurz bevor ich aufgebrochen bin, sind auch Helena und Jonas zu einer Jogging-Runde über den nächsten Berg aufgebrochen, als er gestartet ist, meinte er noch in seiner trockenen Art zu mir: „When someone is coming tell him he should go away.“ Ich sitze auf der Treppe, kriege mich minutenlang vor Lachen nicht mehr ein. Ausgerechnet einer der freundlichsten Hüttenwarte, die ich kennengelernt habe, bringt so einen Spruch. Das zeigt mir, wie gut gelaunt er ist und wie viel Spaß sie beide auch an dem heutigen Tag haben. Irgendwann ist das Eimerchen voll, die beiden sind von ihrer Tour zurück, haben auch etliches an Blaubeeren gepflückt und während Helena mit mir zusammen die Blaubeeren von Blättern befreit, zaubert Jonas einen wunderbar leckeren Kuchen mit eben dieser blauen süßen Zutat und richtet später noch den Fisch mit Kartoffelbrei und Dillsauce an. Für mich ist das fünf Sterne plus zwei super liebe Leute. Ebenso wie der ganze Tag. Am späten Abend im Zelt lasse ich meine zwei Luken nach oben offen, Regen ist ausgeschlossen, lediglich der Wind pfeift darüber. Ich habe gute Hoffnung, am Abend Polarlichter zu sehen, da es auch weiterhin wolkenlos ist. Natürlich braucht es etwas Geduld, ich nicke zwischendurch auch schon mal ein, aber gegen halb zwölf ist es dann soweit. Ich stecke den Kopf wie ein Murmeltier aus meiner kleinen Panzerhaubitze raus und Richtung Norden habe ich wunderbar in der Hauptsache grünes Licht, während weiter westlich sogar noch der Rest vom Sonnenlicht zu sehen ist. Eine wirklich wunderbares Ende für einen „Glorious day“, nachdem ich dann alle Schotten dicht mache und mich zum Schlafen lege.Lue lisää