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- Day 222
- Monday, September 9, 2024 at 5:29 PM
- ⛅ 16 °C
- Altitude: 480 m
NorwayLivassodden68°40’38” N 18°59’26” E
Was essen und schlafen nicht alles bewirken. Nachdem ich ja gut gegessen und mich schon um acht in die Falle gelegt habe, stehe ich heute morgen gut erholt um sechs auf. Der Blick nach draußen verheißt wieder einmal tolles Wetter, lediglich beim Zusammenpacken zieht es sich doch tatsächlich für einen kurzen Moment zu, so dass mein Blick ungewöhnlich häufig hoch ans Firmament geht und das Abbauen des Zeltes aussieht, als hätte jemand die „Schnell-Vorspulen“-Taste gedrückt. Tatsächlich gibt es ein paar winzig kleine Tröpfchen, die es nicht mal abzuwischen lohnt und all dieser Spuk ist nach dem Einpacken vorbei. Ich habe dazu keine weiteren Fragen. Mein Knie fühlt sich zumindest nicht schlechter an als bisher und ist auch nicht angeschwollen, ich nehme trotzdem freiwillig am Morgen die Wanderstöcke raus, um guten Willen zu zeigen. Von meinem wunderbaren Schlafplatz auf gut 800 m.ü.M. zieht es sich ab um acht einen kleinen Pass hinauf über gut 950 m. Zu meiner linken ziehen langsam die Gletscher im Ruovdoaivvit-Massiv vorbei, mehr und mehr lösen sich auch die Wolken auf, die sie anfangs noch verdeckten. Diese Hochwiesen, in denen ich gerade laufe, haben sich von ursprünglich mal grün inzwischen auf beige-braun geändert und wirken im Morgenlicht so friedlich und ruhig, und bis auf ein wenig Wind ist es auch völlig ruhig. Ich fühle mich heute morgen deutlich kräftiger und glaube, dass ich diesen Tag wieder so normal laufen kann, wie ich es gewöhnt bin. Gegen halb zehn erreiche ich den höchsten Punkt, den ich heute zu überschreiten habe, erstaunlicherweise gibt es genau hier oben eine Sami-Siedlung, es sind wie so häufig verstreut einige Hütten. Auch wenn sich der Weg ziemlich durchgehend über Grasland zieht, sind zwischendurch natürlich immer mal trockene Flussbetten oder auch steinige Gegenden zu durchqueren, die warum auch immer nicht über die Jahrhunderte und Jahrtausende zugewachsen sind. Alle Furten, die zu queren sind, sind sehr einfach, ich habe soeben den Nationalpark verlassen und es zieht sich ab jetzt konsequent leicht abwärts durchs Láirevággi-Tal entlang des Láirevákkejohka. An verschiedenen Stellen sind die Gesteins-Ausbildungen gerade an diesem Fluss besonders gut zu erkennen, es ist beeindruckend, was die Eiszeit uns alles schönes hinterlassen hat. Während einer Pause auf dem Weg abwärts zieht auf der anderen Seite des Flusses eine Herde Rentiere vorbei. Es ist wunderbar, ihnen in Ruhe auf ihrem Weg zuzusehen. Ebenso auf dem Weg, heute gefühlt in Unmengen, sind die kleinen schwarzen oder braunen haarigen Raupen. Sie werden nach der Verpuppung Zimtbären sein. Wer möchte das nicht? Und ich dachte schon, ich sehe hier gar keine Bären und nur Zimtschnecken. Seit der Sami-Siedlung gibt es immer mal wieder überkreuzend mit dem Wanderweg eine ATV-Spur, teilweise laufe ich auch in ihr und etwas tiefer im Tal gibt es im Fluss eine Art Rückhalte-Mauer, die wahrscheinlich die Wassermassen zur Zeit der Schneeschmelze etwas bremsen sollen. Es sieht alles recht neu aus, auch mit einem kleinen Gebäude und einer LED Anzeige daneben. Kurz nachdem ich das Bauwerk passiert habe, kommt mir in einem Fahrzeug, dass ich sonst nur aus dem militärischen Umfeld in den Bergen kenne, ein junger Mann entgegen. Er ist wohl Techniker und hat an dieser Baustelle noch etwas zu tun. Laut meiner Karte komme ich im Tal an einen aufgestauten See, den Altevatnet. Geplant hatte ich das circa für um eins, tatsächlich wird es dank etlicher Blaupausen am Ende zwei, bis ich kurz vor der Staumauer stehe. Ich treffe auf ein norwegisches Rentnerpaar aus Tromsø und wir unterhalten uns einen Moment. Die Aussage der ehemaligen Deutschlehrerin zum Thema aktuelles wunderbares Herbstwetter bleibt bei mir besonders hängen: „It’s absolut unusual.“ Sollte ich eventuell schon wieder eine Joker-Karte gezogen haben? Ich passiere den Staudamm entlang seiner Krone, sehe zur linken einen großen Campingplatz und im Wald etliche Sommerhäuser, zu meiner rechten direkt am See noch einmal eine ganze Menge verstreut stehender Häuser und einen großen Platz mit Fahrzeugen. Einen guten halben Kilometer danach komme ich an die Altevasshytta. Sie ist verschlossen und deshalb halte ich meine große Pause gegen halb drei draußen auf der Bank. Mein Tagessoll von gut 20 km hätte ich für heute schon erreicht, da es sich aber recht einfach läuft und ich mich gut fühle, vielleicht auch um ein wenig für gestern nachzuholen, gehe ich anschließend noch weiter. Der Nordkalottleden zieht sich hier an diesem recht großen See um das westliche Ende herum am Fuße des Lifjellet entlang. Bis zur nächsten Hütte sind es noch 12 km, ich bin nicht sicher, ob ich soweit noch laufen möchte. Im Laufe des Nachmittags hat der Wind deutlich zugenommen und gerade jetzt, wo ich durch eine weite flache Ebene am See entlang gehe, prescht er natürlich ungebremst hier durch die Landschaft. Je länger ich am See entlang gehe, desto kräftiger wird der Wind und ich denke darüber nach, vielleicht doch die Hütte aufzusuchen. Gleichzeitig nehme ich schon über den ganzen Nachmittag von Süden her wahr, dass es sich in den Bergen dunkel zugezogen hat und mein Bauchgefühl sagt mir, es könnte ordentlich gewittern am Abend. Ich habe inzwischen weitere 6 km seit der großen Pause geschafft, bin am Fuße des erwähnten Bergs unweit des Seeufers und mache gerade eine Pause. Hinter mir nehme ich eine wunderbare Fläche wahr, auf der ich das Zelt aufstellen kann, auch wenn es einigermaßen ausgesetzt ist. Für mich aber auch mal eine Gelegenheit, mal in wirklichem Wind zu sehen, was der kleine Bunker alles aushält. Und so platziere ich gegen halb fünf das Zelt bei kräftigem Wind in der Erwartung, dass es in der nächsten Stunde auch gewittern wird. In Wirklichkeit lässt der Wind vorläufig sogar ein wenig nach, mal sehen , was die Nacht bringt. Ich muss noch mal ein paar 100 m gehen, um Wasser zu holen und kann dann ganz entspannt bei offenem Hoftor mein Essen anrühren und den Blick auf den See genießen.Read more
Traveler
Diese Farben sind so schön anzuschauen
TravelerStimmt, wenn man Glück in Farben beschreiben sollte-es könnten diese sein
Traveler
Zimtland
Traveler
Unendliche Weiten, wir schreiben das Jahr 2024…..., würde irgendwie hier passen. PS. Ich weiß es ist abgekupfert😉