• 14. September

    14. syyskuuta 2024, Norja ⋅ 🌙 6 °C

    Hurra, der erste Frost war da. Am Morgen habe ich leichte Eiserscheinungen am Bodenrand des Zeltes, das Wetter ist trotzdem unglaublich toll. Blauer Himmel, kein Wind und absolute Stille. Ich schaffe alle Sachen in die Hütte rein, frühstücke dort, während das Zelt draußen noch durchlüften kann. Angesichts der Gemütlichkeit in der Hütte wird es auch fast zehn, bis ich loskomme, aber es sind auch nur 17 km für heute bis ins Rostadalen geplant. Ich hatte erst überlegt, den Rest bis nach Kilpisjärvi in drei Tagen zu machen, aber ich freue mich viel zu sehr auf vier genuss- und pausenreiche Herbsttage. Ich bin gestern soweit im Tal hier hochgestiegen, heute morgen steht der Rest an, es wird deutlich steiler und steiniger. Das Tal ist am Ende rundum von Felsen eingeschlossen, so dass das letzte Stück über einen Pass steilan durch Geröll geht. Allerdings ist die wirklich steile Sektion nicht so lang. Dabei habe ich strahlend blauen Himmel, die Sonne wärmt und ich nehme schon die ganzen Tage wahr, wie ich immer längere Schatten werfe, selbst zur Mittagszeit. Das Wärmen der Sonne ist ein anderes, ich nehme es intensiver wahr als zur Sommerzeit, da es außenrum natürlich schon kühl ist. Wie ich so aus dem Tal heraussteige, denke ich an die Zeit zurück, als ich mir um genau diese Tage Sorgen gemacht hab bezüglich Aufladen der Batterien und eventuelle düstere Tage. So gesehen kann ich es als große Gnade empfinden, in diesen Umständen unterwegs zu sein und nicht nur die Batterien für mein Handy geladen zu kriegen, sondern dass auch meine innere mit jeder Stunde voller und voller wird. Nach dem steilen Stück zieht es sich weiter aufwärts und dieser Pass ist einer von der Sorte, wo immer die nächste Kuppe vermeintlich die letzte und höchste ist. Noch mal und noch mal denke ich das und lasse mich an der wieder vermeintlich letzten erst mal zur Pause nieder, sitze genau an der Grenze des Øvre Dividal Nasjonalparks, den ich gerade verlasse. Es ist heute so unglaublich still. Kaum Wind, keine Vögel, hier oben rauscht nicht mal Wasser. Da ich allein unterwegs bin, kann ich diese Stille absolut genießen und wie an jedem Tag so viele Kleinigkeiten am Wegesrand wahrnehmen. Da ist die kleine weiße Blume, die trotz der Höhe von über 1000 m.ü.M. mit Wind und Kälte blüht und strahlt, als gäbe es kein Morgen. Kurz darauf ein paar andere Pflanzen, inzwischen herbstlich kostümiert, die ich gestern im Tal noch grün wie im Frühling habe stehen sehen. Um fünf vor zwölf ist die Passhöhe erreicht, es ist nicht mehr als Stakeln durch Geröll, aber das Wissen um stetiges Bergablaufen von jetzt an macht es etwas einfacher. Außerdem hat sich der Blick auf die folgende Berglandschaft eröffnet, es ist grandios anzusehen und auch wenn das Fjäll gerade hier oben so kahl und unwirtlich ist, machen mir diese Ausblicke mit jedem Mal wieder große Freude. Der Weg passiert einen der vielen Seen in der Hochebene, hier mache ich eine der vielen kurzen Pausen und beobachte eine Lumme auf dem Wasser, die durch ihr auffälliges Rufen auf sich aufmerksam gemacht hat. By the way, meine selbstentworfene Handschuh-Antivergissmeinnicht-Kindersicherung hat sich in den letzten zwei Tagen schon bei fast jeder kurzen Pause bewährt, ich wäre ohne sie garantiert schon wieder mit blauen Fingern unterwegs. Der Wind hat zwar inzwischen deutlich aufgefrischt, das ändert aber nichts an der Helligkeit und insgesamt an der Hochstimmung, die ein solch schöner, jetzt inzwischen kalter Herbsttag mit sich bringt. Im Osten die schwedischen Berge sind nicht so hoch, wirken eher wie Hügel gegenüber den vor mir im Norden und Westen aufragenden norwegischen Bergen. Gegen halb drei habe ich etwas mehr als die Hälfte der Tagesstrecke hinter mir und freue mich auf eine längere Pause, in der es meine halbtrockenen Brotscheiben mit etwas Wurst dazu gibt. Meine zwei belgischen Adjutanten treffen kurz darauf an dieser Stelle ein und entschließen sich kurzfristig, ebenso ihre Pause hier mit mir abzuhalten. Es sind von hier aus noch gute 7 km talabwärts vorbei an so vielen verschiedenen Arten von Bergen. Also irgendwie wirkt jeder Berg so, als wäre er von einer anderen Gesteinsart, der eine zerlegt sich wie ein Sandhaufen, während ein anderer in riesengroßen Blöcken zerfällt und wieder ein anderer beim Zerfallen merkwürdig schön anzusehende Streifenmuster aufweist. Je tiefer sich der Pfad runter ins Tal zieht, desto bunter wird die Landschaft wieder, die Rostahytta wird am Ende bei gut 460 m.üM. liegen. Also gibt es auf den letzten Kilometern auch wieder Heidelbeeren am Wegesrand und nachdem ich gegen halb sechs die Brücke über den Rostaelva überquert habe, ist an den Hütten noch für eine halbe Stunde Zeit für ein Schwätzchen. Bei der Überquerung bin ich allerdings mal wieder schön hängengeblieben: Die Brücke schwankt seitlich ziemlich stark und Ratsch! bin ich mit dem Arm an den Haltebolzen des Stahlseils langgeschrappt. Es ist jetzt das dritte große Loch, durch das mir der Wind reinpfeift, sehe mehr und mehr aus wie der Lumpenkonrad. Aber ich würd’s um keinen Preis hergeben wollen. Schon auf dem Weg hier runter habe ich diverse Schüsse gehört und so war mir klar, dass hier wohl alles voll mit Jägern ist. Exakt danach sieht es auch aus, ich bin erstaunt, wie viele junge Leute und vor allem junge Frauen hier als Jäger unterwegs sind. Da es noch nicht so spät ist und das Wetter einfach so herrlich, beschließe ich noch ein Stück weiterzugehen und finde einen guten halben Kilometer nach den Hütten oberhalb des Flusses einen wunderschönen Platz, an dem ich mich während des Sonnenuntergangs häuslich einrichte. Schon gegen acht am Abend, nachdem ich bettfertig bin, wirkt es außenrum bitterkalt. Dafür ist aber auch der Himmel wolkenlos und ich freue mich am späten Abend wieder auf Polarlichter. um elf weckt mich mein Telefon und ich merke schon, dass es wirklich kalt ist, trotzdem zieh ich mir etwas über und gehe raus: Was für ein Festival! Es ist sternenklar und die Lichter tanzen am Himmel, wie ich es bisher noch nie gesehen habe. Eine Dreiviertelstunde lang stehe ich mehr fasziniert als frierend draußen rum, mache diverse Fotos und staune.Lue lisää