• 15. September

    15 de septiembre de 2024, Noruega ⋅ ☁️ 7 °C

    Nach dieser bunten Nacht will ich heute am Morgen früh raus, es wird für zwanzig Kilometer durch die Berge gehen. Erst mal muss ich aber feststellen, dass mein Eindruck mich nicht getäuscht hat: Es war noch mal deutlich kälter als in der letzten Nacht, das Zelt ist mit einer Reifschicht überzogen. Der Himmel ist zwar blau, da aber Klärchen noch hinter dem Berg auf sich warten lässt, wird es also dauern, bis das Eis aufgetaut und das Wasser getrocknet ist. In der Zwischenzeit beginne ich schon mal mit dem Frühstück, scheitere aber dank der Kälte heute mal wieder am Feuer. Obwohl ich jetzt winterfähiges Gas betreibe, kommt nichts aus dem Brenner und ich muss nach etlichem Hin und Her einsehen, dass wohl im Schlauch kondensiertes Wasser gefroren ist. So nehme ich das ganze Set mit rein in den Schlafsack und versuche auf diesem Wege, weiterzukommen, allerdings mit mäßigem Erfolg. Eine kleine gelb lodernde Flamme kann ich ihm für gut 2 Minuten entlocken, danach ist wieder Ruhe. Mit Feuerzeug und Teelicht beginne ich, alle infrage kommenden Stellen Stück für Stück aufzuwärmen. Na wer sagt’s denn, dass Marmelade keine Kraft gibt? Kurze Zeit später faucht er wieder wie gehabt. Wird mich wohl noch um mein Frühstück bringen wollen, dieses Aas. Nee, nee, nich’ mit mir!
    Um kurz vor zehn verlasse ich diesen wunderschönen Platz im Rostadalen und ziehe in eins der Täler hoch, dass ich gestern schon von der anderen Seite einsehen konnte, bevor ich hierunter abgestiegen bin. Auf den Hochwiesen führt es angenehm und nicht zu steil aufwärts. Beide Seiten sind eingerahmt von hohen Bergen, aber auch vor mir sieht es wieder aus wie eine große halbrunde Wand, bei der ich mich frage, wo genau ich denn wohl hier drüber steigen werde. Beim Losgehen habe ich mich schon an ein paar Heidelbeeren versucht, die aber scheinbar den Frost nicht gut vertragen haben und in der Hauptsache matschig sind. Hier oben, als ich gerade den wunderschönen Blick auf einen sehr hohen Wasserfall habe, versuche ich mich noch mal und siehe da, diese hier sind dick und prall und noch schön fest. Mit der Zeit wird der Aufstieg immer steiler, es geht von unter 500 m.ü.M. am Schlafplatz auf über 1000m über diesen Pass. Da es sich aber doch alles recht lang hinzieht, kommt es mir bis auf ein paar kurze Passagen nicht so extrem steil vor und die Umgebung hier oben rum ist einfach sehr faszinierend, auch wenn es in der Hauptsache graues Gestein ist. Da machen ein paar Seen, der blaue Himmel und die Sonne doch einiges gut. Linker Hand zieht an mir das Isdalsfjella vorbei, hier mache ich fast auf dem höchsten Punkt des heutigen Tages gegen zwei die Mittagspause an einem Hochsee. Da der Wind hier oben kalt weht, habe ich mir einen Platz hinter einem riesengroßen Felsblock gesucht, auch wenn der schattig ist. Da ich nicht mehr so viele Snacks für unterwegs habe, koche ich heute zu Mittag eine der Hauptportionen, da ich von denen noch ausreichend zur Verfügung habe. Um kurz vor halb vier passiere ich die Grenze nach Schweden, mein letzter echter Gang durch dieses schöne Land, es sind nur gut 5 km, die der Nordkalottleden hier durch eine Landspitze führt. Es ist eine sehr weite Grasland-Ebene, die teils mit Steinen durchsetzt, aber so flach und mit der Sonne im Rücken so schön zu laufen ist. Hier noch mal ein kleiner Wasserfall, da noch mal eine Pause, es sind nicht mehr sehr viele Kilometer zu laufen und ich frage mich schon, wie denn wohl das Gelände um die Gappohytta aussehen wird. Da es sich nicht so tief runter ins Tal zieht, ist es auf gut 700 m.ü.M. eine sehr schöne Umgebung ohne Bäume, wo der Wind immer etwas geht. Ich sehe schon von weitem Rauch aus dem Schornstein, eine junge Finnin hat sich schon eingerichtet und ich brauche nicht lange, um etwas abseits der Hütten meinen Platz zu finden. Es sind zwar von hier aus noch mal 700 m zur Wasserstelle zu laufen, aber das muss ich ja nur einmal. Die Temperaturen sind am Abend bei 4° plus und nachdem ich noch eine Zeit lang in der Hütte gesessen und mich mit mehreren Finnen unterhalten habe, bereite ich mir draußen das Abendbrot zu und liege schon um halb neun in meiner gemütlichen Koje.
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