• 17. September

    September 17, 2024 in Finland ⋅ ☁️ 7 °C

    Jetzt werde ich doch noch zum Frühaufsteher. Muss ich doch heute morgen feststellen, dass die Finnen mit ihrer Zeit eine Stunde unserer voraus sind. Aber gut, das wichtigste ist heute der Supermarkt und der hat bis um neun, also für mich um acht geöffnet. Während ich frühstücke und mich um die Trocknung der kleinen grünen Anstalt kümmere, tropft es mir doch 10 Minuten vor dem Einpacken mal wieder dazwischen. Einerseits steht im Osten die Sonne mit ein paar blauen Wolken, von Westen her sieht es dagegen eher grau und wolkig aus, da könnte es heute vielleicht noch was geben. Aber das Frühstück wird durchgezogen, koste es, was es wolle. Und als ich soweit bin, ist auch alles trocken, ich packe ein, ziehe ein paar Meter hoch zu der Hütte und setze mich dort auf die kleine Veranda. Da mein Hemd ein paar große Löcher hat, durch die mir an windigen Tagen einfach zu viel Luft pfeift, will ich mich am Morgen am Flickwerk versuchen. Aus einem alten Handtuch schneide ich mir ein Stück und versuche mit Nadel und Faden hier etwas zu Stande zu bringen. Im Zeugnis würde für diesen Versuch stehen: Er hat sich bemüht, denn das Ergebnis ist mäßig bis saumäßig. Mein nächster Versuch geht Richtung Kleber. Mit Sekundenkleber versuche ich das Stück ins Hemd einzukleben und naja, nach einer guten halben Stunde auf dem Weg merke ich, wie sich das Ganze doch in Wohlgefallen auflöst. Aber ich werde nicht aufgeben in dieser Sache, vorerst aber für heute. Ich bin auf dem Weg erstaunt, nein eher irritiert über die vielen Leute, die hier mit kleinen Rucksäcken scheinbar als Tagesausflügler unterwegs sind. Von Kilpis sind es gut 16 km hierher, das werden die alle nicht am Morgen gelaufen sein. Und in der Hütte war nur ein paar Wanderer…. Also, wo kommen die alle her? Ick weeß nich…
    Es geht recht einfach zu laufen, der erste Kilometer folgt dem finnisch-norwegischen Grenzverlauf, dann geht es auf ziemlich ausgelatschtem Pfad, teils aber doch durch viel Gestein holprig zu laufendem Weg durch Birkenwald. Alles nicht sonderlich aufregend, mehr und mehr ergibt sich aber ein schöner Blick auf den See Kilpisjärvi am gleichnamigen Ort. Und dabei sehe ich gerade in weiter Entfernung ziemlich klein ein Boot über den See fahren und na klar, jetzt erinnere ich mich wieder, es gibt einen täglichen Transfer über den See und den haben am Morgen die ganzen Tageswanderer genutzt. Treriksröset ist hauptsächlich für finnisches Publikum ein beliebtes Ausfugsziel. Gegen eins komme ich an einem interessanten kleinen Unterschlupf vorbei, es ist ein alter Verschlag der deutschen Wehrmacht aus 1944, den man vor einigen Jahren ziemlich originalgetreu wieder hergerichtet hat. Gerade hier im Grenzgebiet zu den Nachbarländern spielte der Erste als auch der Zweite Weltkrieg eine wichtige Rolle, wie ich später im Ort an einer Gedenktafel noch sehen werde. Der Weg zieht sich jetzt vom Berg herunter in Richtung der Straße, die durch den Ort geht. Direkt am Weg komme ich an einem riesengroßen in der Landschaft liegenden Felsblock vorbei, der in der Mitte irgendwann auseinandergebrochen, aber nicht auseinandergefallen ist, sehr interessant anzusehen. Genau 1 Stunde später erreiche ich die Straße, hier ist ein Parkplatz, an dem eine ganze Menge Autos und Wohnmobile stehen. Und in einer kleinen Jurte sitzt ein älteres finnisches Paar, sie bieten Kaffee und selbst gemachte Pfannkuchen an. Ob ich da wohl widerstehen kann? Natürlich nicht! Schön mit Marmelade und Sahne obendrauf genieße ich diese Süßigkeit, um dann auf der Straße statt auf dem Wanderweg Richtung Kilpis weiterzulaufen. Ich spare mir dadurch gute 2 km und was ich beim Losgehen noch nicht weiß, direkt an der Straße ist ein Restaurant, in dem ich so gegen drei vorspreche. Erst mal soll es eine Pizza sein, von der ich nicht so wahnsinnig angetan und auch kaum satt bin, danach lasse ich mir noch ein Burger-Gericht gefallen, dass mir etwas besser steht. Dazu ein großes Bier und ich bin für den Moment erst mal ziemlich selig. Der Supermarkt hat bis um neun nach finnischer Zeit geöffnet, da ich meine Uhr für die 2-3 Tage hier in Finnland nicht umstelle, muss ich jetzt immer zweimal gucken, dass ich nicht daneben bin. Gegen fünf marschiere ich los, die letzten 4 km zum Futtertempel, da ich weiß, dass dieser Einkauf alles toppen wird, was ich bisher an Zeit in den Kaufmannsläden zugebracht habe. Die finnische Sprache hat mit der unseren überhaupt nichts gemein, so wie es die schwedische zum Beispiel hat, bei der ich sehr viele Wörter spätestens beim zweiten oder dritten Mal lesen deuten kann. Und so brauche ich tatsächlich auch gute anderthalb Stunden, bis ich durch bin und in einem Vorraum den ganzen Plunder soweit verpackt habe, dass mich die Angestellte zum Ladenschluss rauskehren muss. Ich habe eine Etappe von knapp 200 km bis Kautekeino vor mir und dementsprechend bin ich wieder mit Essen bewaffnet bis an die Zähne. Nach meiner Zeit, also um acht verlasse ich den Ort, es ist draußenrum soweit schon dämmerig, aber ich kann noch ohne Licht laufen. Es gibt 1 km außerhalb eine Art Picknick-Site, die ich in meiner Karte gesehen habe und die ich ansteuere ohne eine Ahnung, was mich dort erwartet. In Gedanken schlage ich schon das Zelt auf, obwohl ich auf dem Weg dahin sehe, dass alles rundherum mit Felsbrocken übersät ist und gescheite Plätze rar sind. Als ich an die Stelle an dem kleinen See Tsahkaljärvi komme, finde ich Hütten vor, die aber verschlossen sind, und sehe im Halbdunkel an einer ein Feuer brennen. Also fällt der Platz zum Schlafen wohl aus. Da es sonst nichts gibt, gehe ich aber trotzdem mal hin und siehe da, es ist zwar noch Feuer an, aber niemand mehr da. Und so kann ich mich in dieser halboffenen recht hohen Hütte einrichten, nachdem ich das Feuer gelöscht habe, da es nur mehr qualmt hier drin als was einbringt. Zum Abendbrot haue ich mir noch einen Halloumi Käse in die Pfanne und dann ist gegen halb zehn auch Schluss.
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