• 18. September

    September 18, 2024 in Finland ⋅ ☁️ 9 °C

    Das war mal wieder eine Nacht nach altdeutschem Standard wie in den Anfangstagen dieser Tour. Draußenrum irgendwo hingeschmissen, Hauptsache von oben trocken. Und da es weder sehr kalt noch windig war, ist das bisschen Regen in der Nacht auch draußen geblieben. Am Morgen kann ich noch mal abschließend meine Futtervorräte im Rucksack verteilen, während die ersten Tageswanderer aus dem Ort hier vorbeikommen. Gegen neun mache ich mich auf den Weg und zwar auf einen sehr steinigen. Er führt erst einmal um den See herum, die ganze Landschaft besteht nur aus herumliegenden Felsbrocken, es heißt also bei jedem Schritt irgendwie die Füße hochzuheben und eine Stelle dazwischen oder darauf zu finden. Immerhin ist es trocken, sieht aber aus, als könnte es noch Regen geben. Die Hütten hier in der finnischen Gegend sind meistens im Abstand von gut 10 km und so habe ich die nächste grob für die Mittagspause angepeilt. Nach dem See zieht es sich ein wenig aufwärts, so dass auch die letzten Birken noch verschwinden, die Landschaft an sich ist aber ziemlich trostlos und für mich überhaupt nicht ansprechend. Es sind kaum ernstzunehmende Berge in der Sicht, mehr Hügel oder Erhebungen, das wenige Sonnenlicht tut bei der Koloration sein übriges, der voll gestopfte Rucksack mit frischem Proviant noch dazu. Und so stapfe ich ziemlich lustlos durch dieses Gestein und zähle Kilometer für Kilometer, um doch bald irgendwie etwas anderes zu sehen. Immerhin guckt die Sonne immer mal durch und ab um zehn habe ich direkt in Laufrichtung einen Regenbogen, dem ich über eine halbe Stunde folgen kann. Wenn schon die Landschaft nicht mehr hergibt, dann eben auf diesem Wege. Es geht am See Čoahpejávri vorbei, der durchaus auch eine angenehme Abwechslung ins Bild bringt und gegen eins erreiche ich die Hütte Saarijärvi autiotupa. In Finnland sind meistens zwei Hütten vorzufinden, eine verschlossene, die etwas komfortabler und gegen eine Gebühr zu buchen ist, eine weitere in ihrer Art eher rustikal, die komplett kostenfrei zur Verfügung steht. Bemerkenswerterweise gibt es auch in den freien Hütten Gas und natürlich die Möglichkeit zu übernachten. Natürlich mache ich meine große Pause in der freien Hütte und lege mich noch eine knappe halbe Stunde aufs Ohr, bevor ich von hier weiterziehe. Es sind jetzt noch gute achteinhalb Kilometer bis zu meinem Tagesziel und nachdem es sich, inzwischen etwas geläufiger, noch eine Zeit lang aufwärts über weites, flaches Land gezogen hat, blicke ich in das Tal des Kuonjarjoki. Hinter mir habe ich südwestlich einen letzten Blick auf den Berg Saana, den ich schon vorgestern von der komplett anderen Seite her aus der Ferne sehen konnte und den ich jetzt fast einmal umrundet habe. Er ist übrigens ein heiliger Berg der Sami und für mich ein Berg der Empfängnis. Seit ich ihn vorgestern mit dem hohen Sendemast gesehen habe, hatte ich wieder Mobilfunkverbindung und jetzt, nachdem ich nur einige 100 m in diesem Tal abwärts gelaufen bin und ihn aus dem Blick verloren habe, bin ich dann auch wieder jenseits dieser zivilen Errungenschaft. Durch das Tal zieht es sich angenehm abwärts, ich habe in weiter Entfernung voraus blauen Himmel und blicke immer mal wieder hinter mich, da es doch recht grau aussieht und ich von Zeit zu Zeit das Gefühl habe, einen Tropfen bemerkt zu haben. Da es nur noch zweieinhalb Kilometer sind, hoffe ich, mich nicht noch um die Regensachen kümmern zu müssen. Und so ist es dann auch. Ich erreiche gegen fünf die Hütte Kuonjarjoki autiotupa, hier sind gerade zwei Arbeiter daran, an der Trockentoilette alles auf Vordermann zu bringen. Mit zwei Quads und Anhängern, einer davon ein Holzlader mit einem Greifer, baggern sie die Hinterlassenschaften in große BigBags, um sie später abzutransportieren. Da sie heute aber scheinbar nicht komplett fertig sind mit allem, schlafen auch sie am Abend in der Hütte. Innen treffe ich auf einen Wanderer und ein finnisches Paar mit Hund. Sie alle übernachten heute auch hier und so gibt es zumindest noch ein wenig zu unterhalten. Kaum eine halbe Stunde rein ist es draußen am Regnen, es zieht Nebel auf und der Wind frischt deutlich auf. Ich habe mich auf einem der Doppelstockbetten oben eingerichtet, da wird mir das Feuer, dass der Finne am Abend noch angeschürt hat, doch etwas zu warm, aber dafür brauche ich keinen Schlafsack. In der Nacht wird es mehr und mehr stürmisch, es ist ordentlich am Pfeifen und Rumoren. Die Vorhersagen der Finnen melden Sturm für morgen am Nachmittag, d.h. für mich früh aufstehen und rechtzeitig losziehen.Read more