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- Dag 232
- donderdag 19 september 2024 om 19:18
- 🌬 8 °C
- Hoogte: 596 m
FinlandMegonjávri69°9’36” N 21°21’1” E
19. September

Wenn drinnen vier Leute schlafen und ein Hund, es draußen rumort und pfeift, dann bin ich pünktlich um sechs wach. Es ist ein wunderschöner Sonnenaufgang, der mich draußen erwartet. Der Wind hat zwar zum Morgen hin nachgelassen, aber die angemeldeten 90 km/h am Nachmittag lassen mich doch zügig und vor allem leise aufstehen, um die anderen Beischläfer nicht unnötig zu stören. Entsprechend flott bin ich auch schon um halb acht bereit abzumarschieren. Mein Plan ist für heute, bis in gut 10 km zur nächsten Hütte zu gehen, um dann da einen halben Ruhetag mit Wäsche und dergleichen zu machen, während es draußen stürmt. Wenn ich nur ein Bild sehen würde von der Landschaft und dem Wetter, würde ich es nicht vermuten, dass hier gerade heftiger Wind weht und alle sich versuchen, davor abzuducken. Die Finnen kehren heute um, statt weiterzuziehen, da ihnen und speziell für den Hund dieses Wetter doch zu garstig ist. Ich brauche keinen Kilometer, bis ich merke, dass ich viel zu dick angezogen bin und den Hoodie direkt wieder wegmachen kann. Trotz des starken Windes ist es nicht wirklich kalt und läuft sich über diese hell erleuchtete Landschaft so wunderbar. Die Sonne scheint mir von Osten her aufs Gesicht und die Farben sind alle wieder da. Der Weg läuft sich deutlich angenehmer als der gestrige und im Rucksack fehlen schließlich auch ein paar hundert Gramm, das macht es halt aus. Ich genehmige mir gefühlt nach jedem Kilometer eine Pause und betrachte still rundherum die Landschaft, einerseits gegen die Sonne, wo ich nicht so sehr viel sehe außer dunstige Hügelketten, andererseits die direkt von ihr beschienenen Berge, die in einem merkwürdig türkisen Grünton schimmern. Ich vermute, es ist von den Flechten, die großflächig auf den Steinen wachsen. Mein kategorischer Apfel um halb acht darf nicht fehlen, schließlich schleppe ich diesen schweren Kram nicht umsonst durch die Gegend. Wie ich um neun so vor mich hinziehe und ein Lied vor mich hinjapse, überholt mich rechter Hand ein wenig gegen das Licht der Sonne eine Herde Rentiere. Ich bleibe stehen, sie tun dasselbe, beäugen mich, nehmen meine Witterung auf und einige von ihnen kommen immer näher. Eine günstige Gelegenheit, ein paar Fotos zu machen und irgendwann spreche ich sie an und erkläre Ihnen, dass ich doch nun auch weiter muss. Sie kreuzen vor mir in Ruhe den Weg und als ich nicht allzu lange weiter gelaufen bin, sehe ich, dass sie jetzt linker Hand neben mir herlaufen, natürlich in 30-40 Metern Entfernung. Irgendwann haben sie aber scheinbar doch verstanden, dass ich nicht ihr Sami-Hirte bin, kreuzen deshalb zügig noch einmal meinen Weg und verschwinden hinter dem nächsten Hügel. Nachdem ich etwas mehr als die Hälfte des Weges hinter mir habe, nimmt der Wind wieder stärker zu. Es sind Böen dabei, die mich den einen oder anderen Ausfallschritt machen lassen und so fühle ich mich bestätigt, den Weg heute nur bis zur nächsten Hütte zu machen. In einiger Entfernung etwas talwärts sehe ich nordöstlich den Jogasjärvi und Porojärvi. Es ist also nicht mehr so wahnsinnig weit und ich beginne langsam auch talwärts zu laufen. Da begegnen mir die einzigen Wanderer des Tages, es sind fünf Finnen, die gerade von der Hütte Meekonjärvi autiotupa kommen, wo ich hin will. Sie warnen mich vor, der Wind im Tal ist extrem stark und das ist tatsächlich dann auch meine Wahrnehmung. Je tiefer ich komme, desto mehr muss ich mich abstützen mit den Wanderstöcken und kräftig dagegen halten, ganz ähnlich dem letzten Sturm. Und auf dem See Meekonjärvi sehe ich auch schon wieder, wie der Wind das Wasser hoch saugt und weit durch die Gegend bläst. Der feine Unterschied zum letzten Sturm: Es regnet nicht dabei. Und so komme ich Punkt elf an der Hütte an, sie ist nicht groß, wirkt wie eine Almhütte, urgemütlich. Ich mache mich direkt daran, mich im Fluss und meine Sachen zu waschen, schüre ein Feuer an, damit alles trocknen kann und ganz nach Hausfrauenart steht Kochen, Backen und Flicken auf dem Plan. Es gab im Supermarkt Jeansflicken zum Aufbügeln. Ich heize mir auf dem Gaskocher einen der Töpfe bis auf Bügeleisentemperatur und spiele damit dieses heiße Spiel. Und was soll ich sagen? Besser könnt‘ ich’s a‘ net machen. Wie lange diese Uffditscher halten, wird sich in der Praxis in den nächsten Tagen zeigen, aber für fünf Euro war es mir das wert. Und wenn ich ehrlich sein soll, etwas fancy sind die Dinger schon. Ich denke noch mal über die Modemesse in Mailand nach. Am Nachmittag versuche ich mich an Pfannkuchen, es gab fertiges Pulver, das ich mit Wasser anrühren kann. Grundsätzlich funktioniert das auch, aber in der Pfanne ist das Wenden geradezu unmöglich und so ist es am Ende ein Pfannkuchen nach Hilde‘s Art. Am Abend sind dann auch die Schuhe mal wieder frisch gebohnert, das haben sie mir verdient. Apropos Schuhe: Über fünfzig schwedische Meilen haben sie mich jetzt schon gebracht und es gibt keine Erscheinungen wie bei den Vorgängern. Das ist ein guter Grund zum Freuen.
Der große Regen für den Nachmittag ist komplett ausgeblieben, also wettermäßig schon ein schöner Tag, schließlich habe ich sturmfrei im wahrsten Sinne und das auch noch bis in die Nacht hinein. Obwohl es nur diese paar Sachen sind, die ich mache und bewerkstellige, im Handumdrehen ist der Tag rum. Es ist 19 Uhr deutscher Zeit und ich bin soweit, dass ich mich hinlegen kann. Bevor ich das tue, präsentiert sich aber noch der Mond in wunderbarer Riesenoptik als Betthupferl über den Seen. Und wie ich jetzt so liege, wird es draußen jetzt erst richtig gallig, die Hütte rüttelt sich und scheppert, dass es nur so kracht. Gute Nacht! Aber nein, es geht auch anders. Ab halb neun ist relativ schlagartig alles still und der Sturm hat sich gelegt. Schon komisch, wie schnell das doch nach stundenlangem Getöse auf einmal vorbei sein kann.Meer informatie
Reiziger
Ja,der Wind pfeift ganz schön....
Reiziger
Der Mann , der alles kann.
Reiziger
Sehr eindrücklich
Reiziger
Was für eine Begegnung und ganz ohne Eintrittspreis☺️