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- Gün 234
- 21 Eylül 2024 Cumartesi 18:47
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NorveçVuomádatjohka69°20’52” N 21°52’33” E
21. September

Der Winter ist da! Es hat in der Nacht leicht geschneit und am Morgen ist alles mit einer leichten Decke gepudert. Da ich heute eine spezielle Mission vorhabe, habe ich mir den Wecker auf um sechs gestellt, aber trotzdem noch eine gute halbe Stunde länger geschlafen. Ich arbeite zügig in merkwürdig dämmerigem Licht mein Morgenprogramm durch, ins Porridge gibt es heute Schokoladenmousse und Honig, das gibt Kraft für den Weg. Als ich mit dem Frühstück durch bin und auf meine Uhr sehe, starre ich eine Zeit lang, da es gerade halb sieben ist. Es dauert ein paar Sekunden: Verdamm’ ich, das Handy hat ja die finnische Zeit. Also bin ich schon um halb sechs aufgestanden. Na gut, es soll nicht mein Schaden sein so kann ich schon um kurz nach halb acht losmarschieren. Ich will heute eine Abkürzung nehmen, der eigentliche Weg zieht sich Richtung Norden, macht dann einen Riesenbogen und wird für einige Tage nach Südosten verlaufen im wunderschönen Reisadalen. Ich habe einen alten Pfad, oder vielleicht ist es auch keiner, in meiner Karte, mit dem ich direkt eine Querverbindung mache und mir damit anderthalb Tage einsparen kann. Dazu laufe ich noch die nächsten 4 km entlang des Somasjärvi bis zur nächsten Hütte, passiere gegen halb neun zum letzten Mal eine Grenze auf meinem Weg, nämlich die nach Norwegen. In der Somashytta halte ich mich eine Zeit lang auf und plane, wie ich wohl den Zufluss Rahpesjohka am besten überqueren kann. Er ist in einer Art Delta mit einigen Verzweigungen und das Wasser steht deutlich tiefer, als dass ich einfach darüber hüpfen könnte. Da es draußenrum sehr kalt und stark windig ist, hoffe ich einen Weg zu finden, ohne dass ich furten muss. Wahrscheinlich genau deshalb komme ich irgendwie nicht los. Aber es muss ja gemacht werden und der Gedanke, mehr als einen Tag einzusparen reizt mich einfach genauso wie mal wieder abseits der Pfade auf eigene Faust zu laufen. Und so schultere ich noch vor halb zehn meinen Tornister, gehe direkt von der Hütte runter Richtung Wasser und selbst wenn ich jetzt eine Stunde lang am Bach auf und ab suche, wäre es das wert. Schon die 200 m bis dahin lassen ein paar Stellen erahnen, der Fluss ist hier in drei Arme aufgeteilt, jeweils mit kleinen länglichen Inseln. Ich stapfe durch kleinere gefrorene Wasserstellen am Rand, habe inzwischen einen Plan und denke: „Könnte klappen, Herr KaLeun.“ Und tatsächlich dauert es vielleicht 5 Minuten, bis ich durch flache Stellen erst ein Stück flussabwärts, dann entlang der Insel und über ein paar Steine das andere Ufer erreicht habe. Ich lache schallend laut in die Landschaft und sage: „Wenn das jetzt die ganze Prüfung für heute war...“, bin mir aber auch sicher, es werden noch unangekündigte Leistungskontrollen folgen. Ich habe mir heute den Kompass rausgenommen, da ich zwischendurch immer mal wieder die Richtung bestimmen muss und so ziehe ich los in Richtung Nordost über leicht hügeliges Hochland und das einzige, was diesen Weg von einem richtigen Wanderweg unterscheidet, ist das Strauchwerk am Boden, durch das ich die ganze Zeit mit den Füßen laufen muss sowie die kleinen Erhebungen ständig im Untergrund, über die es immer wieder hoch und runter geht. Und natürlich immer wieder Wasser- und Sumpfflächen, wo ich frei Schnauze rechts oder links drumherum muss. Nach einer guten halben Stunde komme ich in den Reisa Nasjonalpark. Der Wind pfeift mir jetzt von hinten hauptsächlich vor den großen Rucksack, deshalb habe ich schon vorhin die Jacke ausgezogen und trage nur noch meinen Schurwoll-Hoody, was vollkommen okay ist. Der atmet einfach viel besser und ich schwitze nicht alles nass. Rundherum beobachte ich immer wieder das Wetter, die Sonne ist noch hinter Wolkenschleiern verdeckt, während ich im Norden schon eine ganze Menge Blau am Himmel sehe. In einiger Entfernung in den höheren Bergen sehe ich aber auch Schneeschauer durchziehen, für mich ist das sowas von ideales Wanderwetter. Gegen halb elf auf einer weiten Hochebene nehme ich Rentiere war, und da ich mich eh gerade zur Pause setzen will und weit ins Land beobachten kann, sehe ich immer mehr von ihnen, die hier oben völlig ungestört ohne jegliche Menschen grasen können. Ein kleiner See in meinem Weg soll kein Problem sein, ich werde ihn an seiner linken Seite umlaufen und stehe aber kurz darauf vor seinem Zufluss, nicht sonderlich breit, aber deutlich zu tief, da könnte ich selbst ohne Rucksack nicht durch. Kurz überlegt, um den See am anderen Ende drumrumlaufen ist mir zu weit, so gehe ich an diesem Zufluss ein Stück entlang und kurz darauf komme ich an eine flache Stelle mit Steinen, die ich wie so viele andere Bäche einfach überschreiten kann. Das Navigieren klappt heute erstaunlich gut, die Landschaft hat zwar keine riesengroßen Fixpunkte zu bieten, da sie leicht nur wellig und hügelig ist, aber der eine oder andere Felsblock reicht mir als Anhaltspunkt und ich bin immer wieder erstaunt, wenn ich Peilung nehme, wie exakt ich doch in der Richtung bin. Trotz der Tatsache, dass es Winter geworden ist, ist das Wetter einfach wunderbar, es ist hell, der Himmel großflächig blau mit einer ganzen Armada an Wolkenkonstellationen. Gegen halb eins komme ich an ein Tal, in dem es eine Reihe von Hügeln, Seen und Sumpfstellen gibt und da es sich einigermaßen zugezogen hat, ich also auch den ersten Schneeschauer heute bekommen werde, habe ich mich unten im Tal windgeschützt an einem teils ausgetrockneten See zur großen Mittagspause niedergelassen. Der Rucksack ist schnell mit dem Poncho abgedeckt, ich zieh die Regenjacke über, das reicht aus, da es zumindest momentan nur feiner Griesel ist. Nach der Pause habe ich das Bild, dass ich mir im Kopf vorhin als Überblick über das Tal gemacht hatte, mehr oder weniger vergessen. Es fängt jetzt stärker an zu schneien und diese kleinen Hügel lassen ohnehin das Bild ständig neu erscheinen nach jeder Überquerung. Ich komme an zwei Seen, zwischen denen ich hindurch muss, allerdings sieht es sumpfig aus anhand des Sumpfgrases, dass ich sehen kann. Ein erster Versuch und schnell ein paar Schritte zurück, da es doch zu tief für die Schuhe wird. Ein paar Meter weiter der nächste Versuch, das selbe Ergebnis. Ich gebe mir noch einen Versuch dichter an einem der Seen, obwohl ich gerade dort natürlich noch tieferes Wasser erwarte. Beim Durchschreiten trete ich jeweils mit dem Fuß seitlich das Gras um, da es meine Aufstandsfläche vergrößert und mich nicht so tief einsinken lässt. Und siehe da, es klappt und ich habe dieses Stück geschafft, stehe jetzt vor einer Fläche Weidenstrauchwerk, das mir teils bis zu den Schultern reicht. Das ist wüst kreuz und quer wachsendes, ziemlich hartes Gestrüpp, durch das es sich äußerst schlecht laufen lässt. Und gerade die Regensachen wie der Poncho bleiben sehr häufig hängen und sind natürlich für diese mechanische Belastung nicht unbedingt gemacht. Aber da muss ich durch. Durch den nassen Schneeschauer der letzten 20 Minuten sind diese Büsche auch alle sehr nass jetzt, da ich keine Regenhose anhabe, ist meine Hose samt Unterhose in gut 5 Minuten komplett durch und ich merke, wie mir das Wasser innen an der Unterhose bis runter in die Schuhe läuft. Aber jetzt noch die Regenhose herzuholen fällt aus, ich habe ja nur noch ein paar Stunden zu laufen. Nach gut 30 m durch dieses hässliche Strauchwerk stehe ich unerwartet vor einem dieser tiefen, aber nur circa 1,50 m breiten Wasserdurchläufe, die sich so schön geschwungen hier durch die Landschaft von See zu See winden. Überspringen wäre im besten Falle ohne Rucksack möglich, aber selbst Anlauf nehmen ist hier völlig unmöglich. Dieses glasklare kalte Wasser geht mir mindestens bis zum Bauchnabel und so gehe ich durch dieses schlecht zu laufende Umfeld etliche Meter nach rechts, bis sich dieser Kanal Richtung See windet und keinen Zentimeter in seiner Breite nachlässt. Ein gutes Stück in die andere Richtung offenbart mir exakt das selbe. So frisch durchnässt ist es doch eine große Freude, jetzt hier zu stehen und zu wissen, dass ich wohl den Weg durch das Sumpfland wohl zurück muss, um dann sehr großflächig um diese Seen herumlaufen muss. Ein kleiner Hügel, der von hier aus aber erreichbar ist, ist meine letzte Hoffnung, vielleicht doch erst mal einen Überblick und doch einen Ausweg zu finden. Auch wenn es das nicht hergibt, es ist mehr eine Art Verzweiflungstat, gehe ich noch einmal in eine andere Richtung los, um es einfach versucht zu haben. Auf dem Weg dorthin spreche ich wie so oft wieder laut mit mir selbst und sage: „Jetzt muss mindestens ein kleines Wunder geschehen, sonst wird das hier nichts.“ Und nachdem ich wieder an einer zu breiten und tiefen Stelle stehe, sehe ich in gut 50-60 Metern Entfernung Steine im Wasser. Da ist es, das Wunder! Ich kann dort ganz normal an einer flachen steinigen Stelle herüberschreiten und meinen Weg bergauf aus dem Tal heraus fortsetzen. Ab jetzt läuft es wieder wie geschnitten Butterbrot. Der angedeutete Pfad in meiner Karte wäre um diesen Hügel eher herumgelaufen, ich steige oben drüber und setze mich zur Pause, während ich von hier schon einen ersten Schimmer vom heutigen Ziel habe, dem Reisadalen. Es ist wieder richtig hell außen rum, ich sehe auf der anderen Seite dieses tiefen Tals, wie Schneeschauer über die Berge ziehen, es ist wunderbar zu beobachten.
Und ab jetzt geht der Weg für mich auch konsequent abwärts, laut Karte wird es am Ende ein tiefer Taleinschnitt sein, in den ich hinabsteigen und bis runter in das Haupttal laufen muss. Je näher ich komme, desto mehr wird der Grund felsig und es sind eine Art Felsterrassen, auf denen ich laufe und immer wieder an abgebrochenen Stellen so etwas wie Treppen nutzen kann, um tiefer zu kommen. Zwischendurch eine ganze Menge Birken und ich merke mehr und mehr, dass es immer wieder völlig unklar und nicht zu erkennen ist, wann es jetzt wirklich tiefer und steiler abwärts geht. Da ist ein kleiner Bachlauf, an dem ich versuche abwärts zu steigen, aber es läuft sich so schlecht, dass ich mir doch wieder eigene Wege suche. Und es wird mir mit der Zeit immer klarer, dass das kein tiefes Tal ist, in das ich hinunter muss, sondern eine Schlucht, von der ich noch keine Ahnung habe. Da die ganze Landschaft aber zum Reisadalen hin, so wie ich es auch schon auf der gegenüberliegenden Seite erkennen kann, als Steilwände abfällt, muss ich durch diesen Gang darunter kommen. Es fällt jetzt hier auf anderthalb Kilometern von 500 m.ü.M. auf etwas über 100 m.ü.M. ab, der Fluss Reisaelva läuft gut fünfzig Kilometer Luftlinie von hier in einen Fjord im Nordmeer. Ein ganzes Stück tiefer habe ich irgendwann den kleinen Wasserlauf wieder erreicht direkt an einer Stelle, an der er sehr steil über Geröll tief hinab in diesen Canyon läuft. Das wird mein Weg, neben ihm werde ich hinabklettern, obwohl das verdammt steil aussieht und ich keine Vorstellung habe, wie tief es eigentlich wirklich jetzt da runtergeht, bis ich am Fuß angekommen bin. Ich nehme mir Zeit und arbeite mich Block für Block, Schritt für Schritt runter und stehe irgendwann mitten untendrin, sehe an beiden Seiten senkrecht hoch und nehme wohl wahr, dass ein Teil dieses Gesteins natürlich mit dem Schmelzwasser hergespült wurde, der größte Teil aber herabgestürztes Material von diesen Felswänden rundrum ist. Und so hoffe ich, dass heute alles an Ort und Stelle liegen bleibt, während ich mich hier unten in diesem teilweise nur 3 m breiten Durchgang bewege. Während ich anfangs dachte, dass nur der Einstieg runterwärts steil ist, geht selbst der weitere Verlauf ziemlich steil abwärts und ich klettere sehr aufwändig Meter für Meter am Grund dieser Schlucht entlang in der Annahme, dass ich irgendwann in einem breiten Auslauf unten im Haupttal Richtung Fluss herauskomme. Als großer Fan von „Das Boot“ geht mir immer wieder die Szene durch den Kopf, wie der Alte bei einem Tauchtest weit tiefer als die Werksgarantie zulässt dem Leitenden Ingenieur befiehlt, dessen Gesicht schon schweißnass und voller Zuckungen ist: „Tiefer LI, tieeefer!….Das muß das Boot abkönnen.“ Ich habe mich gedanklich damit arrangiert, es gibt keinen anderen Weg und steige Stück für Stück herab, aber jetzt das: Ein recht schmaler Durchlass, ein Wasserbecken, das von hier nur über einen Sprung abwärts erreichbar wäre und viel zu tief ist, um durch zu kommen. Ich nehme den Rucksack runter, um dichter rangehen zu können, da ich es nicht glauben kann. Es ist halb fünf, die Zeit Richtung Abend läuft und für mich endet dieser Weg hier! Ich sammle mich einen Moment und da klar ist, dass niemand kommt und mich aus diesem Jammertal holt, schultere ich den Rucksack und beginne wieder zurück, Stein um Stein, aufwärts zu steigen. Komplett wieder dahin, wo ich herkam, macht keinen Sinn, da laut Karte alles nördlich dieser Schlucht zum Tal hin völlig unbegehbar ist. Ich muss also auf der anderen Seite dieser Schlucht herauskommen, als wo ich eingestiegen bin, habe aber vorhin auf der Seite nur Steilwände gesehen. Ungefähr an der Stelle, an der ich an dem Wasserlauf heruntergestiegen bin, erkenne ich zu meiner linken jetzt einen schmalen, sehr steilen Aufstieg, den ich versuchen kann, sonst muss ich in der Schlucht noch weiter aufwärts steigen ohne Ahnung, wie lange. Ich nutze diese eine Chance und klettere auf dem schmalen Stück über ziemlich kleinteiliges rutschiges Geröll aufwärts und habe an einigen Stellen mein Tun, für Hände oder Füße etwas geeignetes zu finden. An einer Stelle hocke ich länger als 5 Minuten und denke mir aus, wie jetzt der nächste Schritt genau aussehen kann, da ich über mir mit dem Rucksack anecke und ich irgendwie nicht weiterkomme. Mit Geduld und Spucke packe ich aber auch diesen einen Schritt und ab hier beginnt jetzt ein wenig Moos und Vegetation, das den Untergrund besser zusammenhält. Irgendwann bin ich tatsächlich diesseits der Schlucht ausgestiegen, und wie ich oben stehe, schreie ich laut darunter in dieses graue Loch. Meine Hände und Füße sind einigermaßen zittrig und ab jetzt heißt es, einen Weg nach unten zu finden. Gedanklich habe ich mich schon darauf eingestellt, falls es doch dämmrig wird, irgendwo hier oben im Zelt zu übernachten. Es geht auch hier noch ein Stück weit auf Terrassenfelsen, dann wird es mehr Wald und der Untergrund ist mit sehr dickem Moos und Heidelbeerkraut bewachsen. Laut der Karte geht es zwar steil abwärts, aber es müsste begehbar sein. Sehen tue ich immer wieder etwas anderes. Auf dem Weg nach unten stehe ich immer wieder vor steilen Abhängen, an denen ich nicht weiterkomme. Heißt also, immer wieder weiter Richtung Süden wieder steil abwärts, was glücklicherweise bei diesem Untergrund ganz gut möglich ist. Schon von weitem habe ich eine Hochspannungsleitung gesehen, die parallel zum Reisadalen ziemlich weit unten, aber immerhin noch auf dem Berg entlang geführt ist. Mehr und mehr nehme ich sie als meinen letzten Weg runter ins Tal wahr, allerdings muss ich da erst mal hinkommen. Es gehen eine Reihe von Seitentälern oder Schluchten in Richtung der, in der ich vorhin untendrin war. Dann komme ich an eine Stelle, an der ich denke, von hier könnte es runtergehen. Ich sehe in gut 200 m Luftlinie von oben schon die Hütte, aber sie ist für mich bis dahin unerreichbar. Wieder den Rucksack runter und an eine Kante näher ran gelaufen, um zu sehen, ob hier eine Passage möglich ist. Nein, keine Chance. Und so muss ich um den nächsten tiefen Taleinschnitt herumlaufen, d.h. erst mal wieder steil aufwärts, triefnass schwitzend und nebenbei immer die laufende Zeit im Auge und den nächsten Schneeschauer. Aber auch dieses obere Ende dieser kleineren Schlucht erreiche ich und bin circa um sechs inzwischen ziemlich mit meinen Kräften durch, aber unterhalb der Stromtrasse und erkenne hier sogar einen kleinen Pfad, der sich jetzt nach unten zieht. Das ist meine Rettung. Von hier aus sehe ich sogar die Stelle, wo die tiefe Schlucht von vorhin aus dem Berg herauskommt. Das Wasser läuft an einer Steilwand als kleiner Wasserfall herunter. Ich kann also dankbar sein, dass ich nur vielleicht die Hälfte der Schlucht untendrin durchschreiten konnte, sonst wäre ich spätestens an der Stelle am Ende gewesen gewesen. Dieser Pfad jetzt hier geht zwar auch sehr steil abwärts, aber ich weiß, hier sind schon diverse Leute gelaufen und ich muss das Rad nicht neu erfinden. Als kleine Aufmerksamkeit und Kraftquelle stehen an diesem Hang Unmengen von Heidelbeeren und wenn ich die Tage schon mal von den dicksten jemals gesprochen habe, toppen diese es noch einmal. Die meisten sind sogar unbeschadet vom Frost, deshalb nehme ich mir trotz fortschreitender Zeit ein paar kurze Pausen, um mir diese wunderbaren Früchte händeweise reinzustopfen. Nachdem das letzte Stück steil abwärts passiert ist, stehe ich im Tal im Wald auf flachem Boden und bin überglücklich, dass es geschafft ist. Aus der Leistungskontrolle ist eine richtige Prüfung für mich geworden. Die Hütte, die ich von oben gesehen habe, ist eine private und die Vuomatakka, die ich suche, noch gute 500 m entfernt direkt am Fluss. Auf dem Weg dahin fallen mir beim Laufen fast schon die Augen zu, aber das spielt keine Rolle mehr. Um kurz vor sieben erreiche ich die kleine offene Hütte, das Dach ist bewachsen und sie gehört dem Staatsforst. Innen drin ist es dank eines einzigen Fensters recht düster, aber dafür umso uriger. Ich schüre sofort ein Feuer an, hänge alle Sachen zum Trocknen auf, koche mir ein deftiges Abendbrot und habe mich schon den ganzen Tag darauf gefreut, mir aus dem Milchpulver und der Schokomousse einen schönen Kakao zu machen. Als die Kanne Wasser auf dem Ofen heiß ist, rühre ich die Ingredienzen hinein und da fällt mir das Pulver ein, mit dem ich Pfannkuchen machen kann. Die ja an sich nicht so brachial gut geworden sind und so rühre ich einfach das Pulver mit in meinen Kakao rein, es ergeben sich Stück für Stück kleine Klümpchen. Völlig unerwartet habe ich mir eine Klumpensuppe gemacht. Die gab es bei meiner Oma manchmal und ich habe sie als Kind geliebt. Also eine süße Puddingsuppe, in der eine Art Pfannkuchenteig als Diepchen eingelassen wird und die dann Klumpen ausbilden. Meine sind zwar nicht so groß, aber ich fühle mich, als würde meine Oma jetzt mit hier am Tisch sitzen und in edelstem Plattdeutsch sagen: „Junge, iß dich man‘d satt.“
Abschließend zum heutigen Tag kann ich sagen, dass bei aller Mühe, die ich hatte, das Glück angesichts des Wetters und einem komplett unbeschädigten Satz Knochen mal wieder ganz auf meiner Seite war. Danke.
Diesen Akt werde ich mein‘ Lebtag nicht vergessen.Okumaya devam et
GezginAber hat sich die Querverbindung und das Einsparen von 1,5 Tagen jetzt wirklich gelohnt, wenn doch der Weg derart schwierig war und du nur mit viel Glück da durchgekommen bist??Dein Bericht heute war sehr spannend, man fiebert direkt mit, am liebsten hätte ich die Hände vor die Augen gehalten und gerufen " Kehr um"
WildeHildeAus Energiesparsicht war es das wohl nicht wert. Und wenn ich es vorher gewusst hätte was da kommt, hätte ich womöglich auch gehadert. Aber aus der Erlebnissicht hinterher und was davon alles in meinem Geiste bleibt, hätte ich nicht besser entscheiden können. Manchmal ist Unvernunft doch am vernünftigsten. 😉
GezginWas für ein Krimi-die Klumpensuppe hast du dir aber redlich verdient. Und deine Oma hätte bestimmt noch hinzugefügt: Mussen sowas sein!? Bliebet doch daheime, s es so gefääährlich! Pass mant uff, brichst dir noch s Genick!
WildeHildeWoher kennst du meine Oma so genau? 🤭