• 22. September - Ruhetag

    22. september 2024, Norge ⋅ ⛅ 4 °C

    Für heute habe ich mich dank der gestrigen Anstrengungen und des Sonntags für einen halben Ruhetag entschieden. Gute 10 km von hier gibt es einen tollen Wasserfall, den mir ein Österreicher vor kurzem empfohlen hat und ganz in seiner Nähe eine Hütte. Ich werde da hingehen und den Rest des Tages zubringen. Also habe ich heute morgen bis um halb acht ausgeschlafen und ganz in Ruhe gefrühstückt. Mein Blick geht raus auf den Fluss, in dem ich immer mal wieder Fische springen sehe, ich höre einen Specht hämmern und vorhin saß sogar mal eine Kohlmeise am Fenster. Das Wetter ist prächtig, es könnte höchstens etwas Niederschlag geben, aber so tief hier unten im Tal ist das, wenn überhaupt, einfach nur ein wenig Regen. Der Vormittag geht mit Tagebuch schreiben, etwas Holz machen und allgemeiner Sonntagsruhe recht zügig vorbei. Wie ich um elf gerade draußen am Holzhacken bin, kommen just in dem Moment zwei Kanus auf dem Fluß vorbei. Es sind zwei Pärchen aus Norwegen, die in Kautokeino gestartet sind. Wir unterhalten uns ein paar Sätze und dann lassen Sie sich wieder von der Strömung mitnehmen. Bei blauem Himmel mache ich mich um zwölf auf den Weg, der heute ein völlig anderer als die letzten Tage ist. Alles ist viel ruhiger, wirkt wärmer und gemütlicher. Der Fluss so breit und still, kein Wind und ich kann für hier sagen: „Der Herbst ist zurück“. Insgesamt fühlt es sich hier an wie in eine völlig andere Welt gebeamt. Ich laufe auf Laub und teilweise Kiefernnadeln, es riecht nach Herbstlaub, all das habe ich oben über die Berge nicht gehabt. Und waren die Farben auf den Hochebenen eher rot, orange und braun, so ist es hier deutlich das Gelb der Birkenblätter und teils grell farbiges Herbstlaub von anderen Bäumen. Aber auch die Kiefern machen ein völlig anderes Bild, sehr beeindruckend. Der schmale Pfad führt die meiste Zeit nahe am Wasser entlang, nur manchmal zieht es sich weiter hinter in den Wald, der aber nie sonderlich breit ist, da der Fluss natürlich zu beiden Seiten steil aufragend von Bergen gesäumt ist. Ich komme gut vorwärts und mache deshalb auch immer mal zwischendurch eine kleine Pause, genieße die Stille dieses Tals. Mit der Sonne jetzt könnte ich sogar sagen: „Der Sommer ist zurück“. Vieles erinnert mich an die Zeit im Mai am Bergslagsleden, als es auch so hell und warm war. Gegen halb drei passiere ich die Nedrefosshytta und direkt einige Meter weiter bringt mich eine Hängebrücke auf die andere Seite des Reisaelva. Hier geht es jetzt etwas aufwändiger teils durch Geröllfelder, aber auch an einer ziemlich steilen Passage entlang, die aus gutem Grund mit einem Stahlseil als Handlauf gesichert ist. Später nach einer Art Weggabelung ist es nur noch etwas mehr als ein Kilometer zum Imofossen-Wasserfall, der es aber mächtig in sich hat. Es geht steil hoch in felsiges Gebiet, das direkt an der Oberkante einer steilen Schlucht verläuft, in der tief unten der Fluss durchrauscht. Das erinnert mich schon etwas an gestern, aber das hier ist der offizielle Wanderweg. Genau um vier erreiche ich den Wasserfall, lasse den Rucksack am Weg zurück und steige durch diverse Felsen bis zu dem Punkt, wo ich ihn in voller Größe sehen kann. Das ist schon sehr beeindruckend, wie der ganze Fluss hier um 90° verdreht zur eigentlichen Richtung aus einem Stück Felsen herauskommt. Und auf der anderen Seite hoch oben vom Berg her kommt ein weiterer Wasserlauf, der sich als kleiner Bruder in Szene setzt. Nachdem ich mir das ganze Schauspiel aus verschiedenen Perspektiven eine Zeit lang angesehen habe, mache ich mich auf das letzte kurze Stück Richtung einer Staatsforst-Hütte. Bis zur Immogammen ist es nur ein halber Kilometer und der Fluss hat hier wieder seine normale Breite und ruhige Form. Da steh ich nun und wundere mich, wie klein denn eine Hütte sein kann. Mein Rucksack wirkt, als wäre er halb so hoch wie dieses gemütliche kleine Holzhaus. Ich habe zu tun, mich und den Rucksack durch die Tür zu hieven und nachdem ich heute im Voraus Holz gemacht habe, stecke ich mir ein Feuer an und lasse diesen Sonntag gemächlich ausklingen. Solange es noch hell und nicht zu kalt ist, sammle ich ein paar Preiselbeeren, sitze dann im Stübchen, während der Ofen vor sich hinbollert.Les mer