• 8. Juli

    8. heinäkuuta, Norja ⋅ ☁️ 9 °C

    Es ist trüb und immer noch einigermaßen windig, dafür ist aber das Zelt auch trocken. Zum ersten Mal wieder Morgenprogramm ab um sieben. Rechtzeitig um Dreiviertel neun bin ich bereit zum Abfahren. Ich bin so früh unterwegs, weil ich eine Stunde später in 12 km Entfernung die Fähre in Botnhamn bekommen möchte. Ich verlasse heute die Insel Senja und setze eine gute Dreiviertelstunde über nach Kvaløya. Nächstes größeres Ziel ist Tromsø, eine der „Metropolen“ hier im Norden von Norwegen. Die Fahrt geht erst mal auf dem Plateau an zwei großen Seen entlang, dann geht es eine gute Weile steil ab wieder runter auf Meereshöhe. Ich erreiche kurz mal 60 km/h, das ist mir aber ehrlich gesagt recht unheimlich mit dem schwer beladenen Hobel. Lass da mal eine Speiche brechen… Hui. Aber ich habe ja immer Licht an, was soll da schon passieren? Den Einkauf im Supermarkt in Botnhamn schaffe ich nicht mehr ganz, da die Fähre schon ankommt, aber auf der anderen Seite gibt es wieder einen. Die Fährüberfahrt ist wie immer geprägt von ein paar Gesprächen mit anderen Radlern, mir ist es allerdings recht müßig, immer die gesamte Story dazu erzählen beziehungsweise erklären zu müssen. Der Himmel ist bewölkt oder blau, je nachdem, wie rum ich mich drehe. Also bestes Wetter zum Radeln. Am Kattfjorden muss ich doch erst mal kurz Halt machen, weil dieses Fischerboot zur Wartung an Land ist und diese Farben einfach locken. Außerdem ist es umgeben von herrlich blühenden Wiesen mit Klee und Blumen in wunderschönen Farben. Es zieht sich weiter in leichtem Auf und Ab kurvig an der Küste von Fjord zu Fjord. In Moen kehre ich doch direkt noch mal kurz um, weil das Dörfchen samt Leuchtturm liebevoll in Miniatur am Straßenrand aufgebaut ist. Da schlägt mein Modellbauherz gleich etwas schneller. Und die Bank lässt mich dann gegen halb eins auch gleich die erste Pause machen. Eine halbe Stunde später auf der anderen Seite des selben Fjords zwingt mich ein alter Unimog dazu, den Anker zu werfen. So ein schönes altes Schätzchen, was scheinbar von Zeit zu Zeit auch noch in Gebrauch ist. Jetzt steht mal wieder ein Aufstieg hoch auf einen Pass an, der mir erst mal ziemlich Bange macht. Die ersten gut hundert Meter schiebe ich, als es ab da aber etwas flacher weitergeht und danach die Steigung gar nicht mehr so steil ist, fahre ich den Rest wieder und erreiche gegen zwei den See Kattfjordvattnet, an dem ich mich umgeben von circa tausend Meter hohen Berggipfeln zur Pause niederlasse. Es geht doch nichts über ein Käsebrot am Nachmittag. Da es ab hier bis Tromsø nur noch abwärts oder flach weitergeht und ich auch merkwürdig gut vorangekommen bin, will ich es bis dahin heute auch noch schaffen. Kurz nach vier bin ich auf der anderen Seite des Nordbotn und blicke rüber nach Tromsø. Eine Tankstelle kommt mir gerade ganz gelegen, um ein wenig den Luftdruck zu erhöhen. Da ich französische Ventile an den Reifen hab, brauche ich immer einen kleinen Adapter, um an der Tanke pumpen zu können. Genau dieser frickelig-hakelige Adapter dreht mir aber anschließend den gesamten Ventileinsatz heraus, so dass mein Fahrrad platt dasteht. Und wie ich merke, sind die beiden Teile jetzt wohl unzertrennlich miteinander verbunden, zumindest brauche ich Werkzeug. Meins, was ich dabei habe, tut es nicht und während ich noch etwas ratlos rumstehe, kommt auch schon ein Mitarbeiter der Tankstelle zu mir und fragt, ob er helfen kann. 1 Minute später habe ich einige Zangen von ihm zur Hand und kann diesen kleinen Fauxpas beheben. Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich diese französischen Ventile hasse? Jetzt wieder flott bin ich wenige Minuten später auf dem Scheitelpunkt der Sandnessund-Brücke, die mich rüber auf die Insel Tromsøya und nach Tromsø bringt. Dort steht ein Mann mit seinem Rennrad und versucht zu erkennen, was gerade kaputt ist. Sein Kettenspanner hatte während der Fahrt kurz in die Speichen gegriffen und fünf davon durchgerissen. Ein paar andere sind verbogen, grossflächiger Flurschaden am Antrieb. Ich versuche ihm zu helfen, soweit es geht, wir müssen aber feststellen, dass er es nur noch unter den Arm klemmen kann und heimtragen muss. Ich stelle mir vor, wie ich da stehen würde, wenn ich mein fahrendes Tiny-Haus tragend nur bis von der Brücke runterschaffen müsste. Auf der anderen Seite der Brücke bin ich direkt am Flughafen, den ich natürlich ausgiebig erst mal unter die Lupe nehme, unweit von hier will ich übernachten. Immerhin ist es inzwischen sechs geworden und nachdem ich noch eine Zeit lang die Flieger beobachtet habe, finde ich aber keinen geeigneten Platz in der Nähe. Kaufe jetzt noch etwas ein und finde an einer Skiloipe auf einem Hügel einen Platz, an dem ich das Zelt aufstellen kann und von dem aus ich ab um neun einen guten Blick runter auf den Airport habe. Es sind gute 600m Luftlinie von hier bis zur Rollbahn. Dass dort die gesamte Nacht durch in der flugfreien Zeit eine große Baustelle betrieben wird, macht das Schlafen nicht sonderlich angenehm.Lue lisää