- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 5
- Friday, July 11, 2025 at 6:41 PM
- ☁️ 16 °C
- Altitude: 8 m
NorwayOksfjordhamn - Aksuvuononhamina69°53’55” N 21°17’24” E
11. Juli

Die Routinen kommen langsam wieder rein, ich stehe um acht bei ziemlich bewölktem Himmel auf. Dieses Wetter ist hier ziemlich normal, schließlich steigen Unmengen von Wasserdampf an der Küste durch den Golfstrom auf. Durch die weite Sicht wirkt der Himmel aber nicht einfach grau in grau, sondern viel schöner. Wie ich seit Anfang der Woche sehe und auch schon während der Lofoten-Tour gemerkt habe, heißt das eben nicht unbedingt, dass es wirklich immer regnet. Als ich mit dem Frühstück fertig bin, fängt es aber mal leicht an zu tröpfeln. Ich bereite mich weiter vor und ziehe mir um kurz vor zehn beim Abfahren zumindest eine leichte Regenjacke über. Nach 10 Minuten werfe ich all das aber wieder ab, weil die wenigen Tropfen, die hier fallen, es nicht wert sind. Es zieht sich weiter auf der E6 entlang am Lyngenfjord, nächstes größeres Ziel ist die Stadt Alta, die ich in den nächsten Tagen erreichen werde. Da es nicht wirklich regnet, schnalle ich heute mein Solar-Panel hinten aufs Rad, da das Laden gestern per Fahrrad-Dynamo über den gesamten Tag nur unerheblich etwas eingebracht hat. Das hatte ich bisher nie wirklich getestet. Bei dem bedeckten Himmel wird wohl auch per Solar nicht so viel reinkommen, aber ich rechne doch mit mehr als gestern. Der Weg verlässt für einige Kilometer mal die E6 und hier und da sind mal kleine Bauernhöfe, eine ganze Reihe Rinder stehen daneben auf einer Kuhweide. Sehr schön anzusehen und ich frage mich, wie wohl eine Augenweide aussehen würde. Ein Phänomen, das mir heute auffällt, sind die Fliegen und auch teilweise Mücken während der Fahrt. Ich hätte nicht erwartet, dass die geflügelten Nervensägen bis 20 KMH mithalten können, dann natürlich auch schamlos meinen Windschatten ausnutzen. Gegen zwölf lass ich mich direkt am Fjord neben einem kleinen Bootshäuschen zur Pause nieder und genieße die Unruhe nicht weit von der E6 am Rotsundet. Der Platz auf einigen großen Steinen ist nur temporär verfügbar, da gerade Ebbe ist, für ein Päuschen wird es aber reichen. Und während ich so vor mich hinsitze, sehe ich gespiegelt im klaren Türkis unten ein himmlisches Blau von oben, das sich hinter mir auftut. Na da sag noch einer was. Auf dem Weg stoppe ich heute immer mal wieder, weil die kleinen Scheunen und Bootshäuschen, oder für was auch immer sie genutzt werden, so reizvoll und hübsch anzusehen sind. Viele ziemlich verfallen, aber gerade die wirken umso romantischer und einladender. Dazu noch hier und da Gestelle, auf denen der Stockfisch getrocknet wird, davon allerdings nicht mehr so sehr viele wie auf den Lofoten zu sehen waren. Habe ich beim Wandern oftmals auf dem Weg oder am Wegesrand klitzekleine Details wahrnehmen können wie die Käfer, so versuche ich jetzt eher, denen das Leben zu lassen und sie nicht zu überrollen. Trotzdem gibt es aber dann und wann Sachen am Weg zu entdecken wie zum Beispiel eben gerade. Da sehe ich oben von der Straße her den rostigen Rest von einem Fahrzeug im Fjord. Es ist auch nur jetzt während der Ebbe zu sehen und so muss ich darunter steigen und es mir genauer betrachten. Ja, tatsächlich ist es ein kompletter Motor mit Getriebe samt Rädern, die im Kies zwischen den Seealgen liegen und tagein, tagaus vor sich hinrosten. Ob es etwas modernes oder vielleicht auch noch aus dem Krieg ist, kann ich mit meinem Halbwissen aber nicht gut beurteilen. Aber ich denke, mit etwas WD40 dran ist der schnell wieder flott. Kurz darauf wendet sich die Straße weg vom Fjord und es geht einen längeren Anstieg hinauf auf einen Tunnel zu. Der ist mit viereinhalb Kilometern Länge angegeben und ich sehe schon von weitem, dass die Durchfahrt für Radfahrer nicht gestattet ist. Es gibt also einen Weg über den Pass außenherum, der stattdessen sieben Kilometer lang ist. Aber in der Regel ist ja nur die eine Hälfte Aufstieg und die andere dafür Schussfahrt. Ausserdem, was würde ich alles verpassen, führe ich jetzt durch diese schwarze Röhre? Die wunderbare Aussicht, die gar nicht so steile Straße mit ihren Serpentinen, der Blick rüber auf die Berge und den Fjord… Und noch bevor ich es erwarte, habe ich nach einer guten halben Stunde die Spitze erreicht. Als Belohnung wartet wieder einmal ein klarer Bergsee, an dem sogar ausdrücklich ein Schild angebracht ist, dass es Trinkwasser ist. Der gereicht mir einerseits für ein kühles Bad, aber als ich gerade aus dem Wasser steigen will auch für eine Slapstickeinlage: Ich trage den ganzen Tag Crocks, mit denen ich auch schwimmen gehe, um im Wasser sicher zu stehen. Der Untergrund ist beim Aussteigen allerdings an einigen Stellen so pampig und sumpfig, dass einer der Schuhe stecken bleibt und nicht wieder hochkommt. Der ganze Untergrund ist aufgewühlt, ich sehe keinen Zentimeter tief in das Wasser rein und steh jetzt hier umringt von 1 Million Fliegen und Pferdebremsen. Da bleibt mir nichts, als zu warten und als das Wasser sich wieder aufgeklärt hat, sehe ich wieder durch bis auf den Grund und habe in Kürze auch den Schuh gefunden, stecke aber just in dem Moment mit dem anderen für kurze Zeit fest. Dieses Mal lass ich mir den aber nicht ausziehen. Es ist um zwei rum und nach so einem Bad beste Zeit, bei arktischen 29° in der Sonne die Mittagspause zu halten. Neben mir eine junge Norwegerin mit ihrem Großvater. Sie bauen einen kleinen Dreibeingrill auf, den sie scheinbar eben erst gekauft haben und wir unterhalten uns ein bisschen. Als ich gerade losfahren will, kommen von der anderen Seite gerade zwei radelnde Kanadier den Pass hoch. Sie sind auf dem Weg nach Sizilien, sehr angenehme Leute. Jetzt aber los, gut 4 km rasant abwärts zum Nordkjosen. Bei der Einfahrt in Sørkjosen blicke ich über den kleinen Hafen und sehe direkt dahinter, wie an einem Schiff beladen wird. Das sehe ich mir erst mal aus der Nähe an. Es scheint, als würde hier Futter für die vielen vielen Fischzuchtanlagen im Meer verladen. Ein Teleskoplader schafft immer gleichzeitig vier auf der großen Fläche aufstellte BigPacks bis ans Schiff, ein obendrauf montierter Bagger nimmt sie hoch und lässt den Inhalt in den Bauch des Schiffes rieseln. Wenige Minuten später komme ich nach Storslett und überquere den Reisaelva, der hier ins Meer mündet. Oh, da klingelt bei mir was: ich bin am Ende des Reisadalen, nur 60 km von hier bin ich letztes Jahr am 21. September so aufwändig durch die Schlucht runter ins Tal zum Fluss abgestiegen und ihm dann stromaufwärts für eine Zeit gefolgt. Der Ort hier ist schon etwas größer, es sind eine Reihe von Läden. In einem davon steige ich für eine Pause und ein Eis ab. Gegen vier lasse ich Storslett hinter mir und ziehe auf der E6 weiter. Es rollt einfach toll und da ich um fünf rum hinter mir in den Bergen sehe, dass sich da scheinbar wettermäßig was zusammenbraut, frage ich eine halbe Stunde später an einem Haus nahe der Straße nach Trinkwasser, weil ich demnächst den Tag beenden möchte und das Zelt möglichst aufgebaut ist, wenn der Regen hier ist. Sehr freundlich bekomme ich nicht nur das Wasser, sondern auch angeboten, mich auf dem Grundstück zu platzieren, was ich auch nach einem längeren Plausch auf der Terrasse beginne. Es zieht sich jetzt auch hier rum mehr mehr zu und so stelle ich gegen sechs die Wohnung neben der Scheune bereit, der Muli ist in der selben untergestellt. Während ich mir draußen das Essen zubereite, beginnt es tatsächlich zu tröpfeln und nachdem ich alles unters Zelt geschafft habe, war es das auch mit dem Regen. Diese Art der kleinen Prüfungen ist mir inzwischen wohl bekannt. Innerhalb recht kurzer Zeit sehe ich schon in der Entfernung in den Bergen, wie es aufklart und ein dramatisches Panorama mit der durchscheinenden Sonne ergibt. Das lässt mich nach dem Essen noch mal schnell runterhasten bis an den Fjord, weil ich von dort aus einen freien Blick auf dieses Schauspiel habe. Ein schöner Tag klingt aus mit einem schönen Abend.Read more
Traveler
Das alte Eisen hat sich sein kindliches Lächeln bewahrt
TravelerOhja, an dein Bericht vom Abenteuer Abstieg kann ich mich noch erinnern …. 🫣