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- Day 19
- Friday, July 25, 2025 at 10:32 PM
- ☁️ 13 °C
- Altitude: 16 m
NorwayEkkerøya - Ekrea70°4’19” N 30°6’22” E
25. Juli

In den Morgenstunden hat es geregnet und wir beginnen den Tag mit der Prozedur „Abwischen und gleich wieder draufregnen lassen“. Bei Tobi klappt das noch nicht so gut, er kann tatsächlich trocken einpacken und ist fertig, während ich das altbekannte Spiel ja schon seit langer Zeit beherrsche. Ich lasse die Behausung einfach am Strand zurück und wir gehen zum Auto an der Straße zum gemeinsamen Frühstück. Am Ende packe ich mein Zelt heute nass ein und gegen elf verabschieden wir uns nach zwei tollen gemeinsamen Tagen, jeder fährt ab jetzt wieder seiner Wege. Tobi wird sich Richtung Nordkap orientieren, während ich Vadsø ansteuere. Ich fahre natürlich die gleiche Strecke zurück, die ich ab Vardø herkam, sie fährt sich allerdings heute deutlich angenehmer, da es nur leichten Gegenwind hat. Gegen eins habe ich die Kreuzung bei Vardø erreicht, ab hier beginnt wieder ein Tag mit unendlich vielen Stopps, weil es doch immer wieder was zu sehen gibt. Da liegt in einem kleinen Bachbett nahe der Küste ein riesengroßes hölzernes Schiffsruder, ich frage mich, wie groß wohl das ebenso hölzerne Schiff dazu gewesen sein mag. Nur eine Viertelstunde später nahe eines kleinen Fischerhafens stehen einige Boote an Land, die es hinter sich haben. Sie haben irgendwann mal am Grund gelegen, entsprechend gespenstisch sehen Sie aus. Von hier aus zieht sich die Straße jetzt einen Berg hoch, auf dessen Spitze große Antennenanlagen stehen und wie ich in einiger Entfernung erkennen kann, ist dort wohl eine Weltkugel platziert, die ich als Infopoint mit irgendwelchen Details und Beschreibungen aus der Gegend hier wähne. Das Fahrrad in den Graben geparkt steige ich den guten Kilometer durchs Kraut die Bergflanke hinauf. Als ich näherkomme, muss ich erkennen, dass es wohl doch nichts für den Touristen Fabian ist. Es ist eine Radaranlage vom Militär, die wie meistens im überdimensionalen Fußball-Format, hier aber zusätzlich Camouflage überzogen ist. Schilder rundherum warnen wegen der hohen Strahlung vor einem Mindestabstand von 50 Metern zum Objekt. So kann man sich täuschen, nichtsdestotrotz ist die Aussicht, die ich von hier aus habe, sehr gut und der Weg war nicht umsonst. Wieder zurück auf der Straße zieht es sich weiter aufwärts und ich komme an einen Punkt, von wo aus ein Feldweg oben auf dem Kamm in Richtung der Antennenanlagen geht. Da hätte ich mir den separaten Aufstieg ja sogar ersparen können. Da ich schon aus einiger Entfernung in dieser hohen Lage eine Weltkriegsstellung ausmache, mache ich noch einmal einen Abstecher und halte in einem Ausguck gleich eine windgeschützte Pause, nachdem ich die Überreste inspiziert habe. Nur einen guten Kilometer weiter wartet schon die nächste Unterbrechung am Weg, es ist ein Ausguck noch immer auf diesem Höhenzug, der wohl sicher in den Bereich Kunst einzuordnen ist. Ein windgeschützter Platz, der mit rosaroten Glasscheiben ausgestattet ist. Aber auch der Blick durch diese rosarote Brille auf die Welt lässt mich nicht wirklich schneller vorankommen und ich merke, dass die gut 90 km, die ich heute angedacht habe, wohl ziemlich lang werden. Da ist der inzwischen recht stark gewordene Gegenwind auch nicht wirklich zuträglich. Gegen halb vier erreiche ich den kleinen Küstenort Kiberg, ein Schild an der Hauptstraße deutet auf ein Museum hin, das ich direkt ansteuere. Es ist das Partisan-Museum, in dem über die lokale Geschichte der Widerständler, das Agententum und russischer Zusammenarbeit im zweiten Weltkrieg berichtet und ausgestellt ist. Zumal auch in Kiberg eine besonders große Küstenbatterie der Deutschen installiert war. Ich halte mich über den eigentlichen Informationsbesuch hinaus lange auf, fühle mich müde und schlapp und sitze in einem Raum abseits und nicke ein bisschen. Dabei wird es sogar sieben, schließlich treibt mich aus diesem unbemannten Museum niemand heraus. Von jetzt an ist es aber ganz was anderes. Ich bin wieder frisch, mein Herz frei und froh und die Gischt schäumt mir nicht mehr so stark um den Bug. Wie beflügelt tragen mich meine zwei 26“-Schwalben zwar nicht über den Eriesee, aber mit großer Freude entlang der Barentsee über diese ewig langen Küstenstraßen am Varangerfjord. Schließlich hören sie auf den klangvollen Namen Marathon Mondial, fliegen also weltweit.
»Ich schau nach vorn, schau in die Rund, sechs Meilen bis Vadsø, drei bis vier Stund‘. Am Bugspriet hier vorn bleibt es hell noch im Licht, die Mitternachtssonne es mir verspricht. Im Herzen bin ich froh, das Herze ist frei, von Süd nur zieht langsam Regen herbei. Der Kapitän in der Karte späht, kaum noch‘ne Meile, noch nichts zu spät. Wie halb eine Insel, wo Klippen und Stein, jag ich den Muli nach Ekkerøy rein.«
Der Himmel ist bedeckt, es ist frisch, aber ein ganz anderes Fahren als vor dem Museum. Gegen halb zehn sehe ich vom Süden her in den Bergen Regen heranziehen und da es bis Vadsø noch 20 km sind, suche ich in der Karte, wo ich in Kürze beenden kann. Da ist in 5 km das Dörfchen Ekkerøy auf einer Art Halbinsel. Ich biege ab und an einem der ersten Häuser frage ich nach Trinkwasser, möchte noch vor dem eintreffenden Regen einen Platz gefunden und das Dach aufgespannt haben. So einfach funktioniert es natürlich nicht, schließlich bitten mich Hiltrud und Terje, ein freundliches Rentnerpaar, auf einen Kaffee herein. Ein anderes Paar, das gerade noch zu Gast war, begrüße und verabschiede ich zugleich und sitze eine gute halbe Stunde auf dem Sofa, unterhalte mich hauptsächlich mit Terje, der aus seiner Schulzeit noch ein Deutsch beherrscht, das mich wirklich staunen lässt. Wenn ich da im Vergleich an meine verbliebenen Russischkenntnisse denke, obwohl ich diese Sprache seinerzeit so geliebt habe, werde ich doch kleinlaut. Der Kurzbesuch war wohl eine Art Ablenkungsmanöver, wie ich beim Raustreten aus der Haustür sehe: Es hat geregnet, ist jetzt aber trocken und wirkt auch nicht so, als wäre da was akutes zu erwarten. Also verabschiede ich mich und fahre noch gute 2 km weiter bis an den Hügel, der direkt über dem Fjord thront. Schon aus einiger Entfernung sehe ich vier oder fünf große Eingänge in den Berg und mir ist klar, auch hier hat es eine Stellung gegeben, von der aus der Fjord im Krieg überwacht wurde. Auf dem kleinen Wanderpfad schiebe ich mein Fahrrad recht steil bis dahin, sehe mich schon in einer dieser Höhlen übernachten statt im Zelt. Dass es von den Decken her tropft und auch der Boden sehr steinig ist, lässt mich von diesem Gedanken abrücken und so ziehe ich noch ein Stück weiter, bis ich die Hochfläche auf dem Hügel erreicht habe. Dort begegne ich schon bei dem ersten Bunkereingang einem Paar, Hanne und Thomas. Sie wohnen hier im Dorf und machen gerade eine Abendrunde, wir unterhalten uns sehr gut und während sie den Rückweg antreten, ich gerade auf eine kleine Mauer hochsteige, um nach einem geeigneten Platz Ausschau zu halten, ruft Thomas mir zu: „Wir laden dich ein, du kannst bei uns im Haus übernachten“. Kurze Gedenksekunde, Einladung angenommen. Sie erklären mir kurz das Haus, an dem wir uns dann gleich treffen und so bin ich wenige Minuten später wieder zurück im Dorf, kann in einem leer stehenden Nachbarhaus mein Zelt zum Trocknen aufspannen und nach einer kurzen Dusche ein delikates Nachtmahl genießen, das Thomas für mich zubereitet hat. Dass es hier Fisch auf dem Teller gibt, ist wie bei mir zu Hause das obligatorische Pfund Eichsfelder Gehacktes. Die Stunde hat jetzt schon wieder Mitternacht geschlagen, wir sitzen noch eine Weile, unterhalten uns und die Frage, wann ich denn aufbrechen will, kann ich wieder mal nicht wirklich beantworten. Denn es steht für mich zur Wahl, von Vadsø nach Kirkenes noch einmal das Schiff zu nehmen und in 2 Stunden über den Fjord überzusetzen oder das selbe um den Fjord herum in zwei Tagen aus eigener Kraft zu tun. Da das Schiff nur einmal morgens um sieben fährt und ich ja auch noch eine gewisse Anfahrt habe, willige ich ein, morgen noch hier zu bleiben und den Tag mit ihnen zu verbringen.Read more
Traveler
VOLVO C303 mit Opel 6Zyl. Cool !!
WildeHildeDa bin ich doch am Panda 4x4 ganz dicht dran. 😅