28. & 29. Juli
28.–29. jul., Norge ⋅ ☀️ 22 °C
Diesen Tag widme ich mir selbst als Ruhetag und vor allem meinem Tagebuch. Seit über einer Woche habe ich nicht mehr geschrieben und das beginnt, innerlich zu nagen. Da ich für den Nachmittag Regen und Gewitter herausgehört habe, starte ich recht früh gegen sieben in den Tag und nach dem Frühstück schwimme ich erst mal eine Runde. Das Wasser fühlt sich hier noch wärmer an als vor ein paar Tagen, es ist die bisher längste Runde, die ich schwimme. Gleich darauf raffe ich ein paar Sachen zusammen, um gleich neben dem Strand auf den Berg zu steigen und von da aus weiter ins Hinterland auf den nächsten und wieder nächsthöheren. Die Aussicht von hier oben ist wunderbar, von diesem Punkt aus sehe ich das Gebäude der Militärs, zu dem eine ewig lange Treppe den Berg hoch führt. Von dem bis hierher erklommenen Berg steige ich in einen kleinen Canyon herunter, in dem der Bach angelaufen kommt und komme dort direkt mittendrin zu der Treppe, die unten am Fuß des Berges startet und bis ganz hoch führt. Die Aussicht dort oben dürfte aufgrund der Höhe noch viel weiter sein, also stapfe ich Stufe um Stufe hier hoch, bis ich gegen zehn angekommen bin. Während ich mich von hier aus in alle Richtungen umsehe, kommt einer der jungen Soldaten heraus und fragt mich höflich, was ich denn hier zu tun hätte. Dass es streng verboten sei, hier hoch zu kommen und auch zu fotografieren. Ich erkläre ihm, dass ich über die Berge statt unten vom Fuß der Treppe herkam und dementsprechend die von ihm erwähnten Schilder nicht wahrnehmen konnte. Er bittet mich, hier zu warten und kommt kurz darauf wieder, weil er diesen Fall nach den vorgegebenen Regularien dokumentieren muss. Den Ausweis habe ich natürlich nicht dabei, er gibt sich aber mit einem Foto auf meinem Handy zufrieden und studiert mit mir gemeinsam die relevanten Bilder, die ich aufgenommen habe und natürlich direkt löschen muss. Nach einer weiteren kurzen Nachfrage im Haus erhalte ich von einem seiner Kameraden die Erlaubnis, die Treppe wieder bis ganz runter zu gehen und so schleiche ich mich, nicht ohne vorher noch ein paar freundliche Worte miteinander gewechselt zu haben. Ich komme nahe der Kapelle wieder auf die kleine Straße, es hat inzwischen angefangen zu regnen und da ich es trocken eh nicht bis zum Zelt zurück schaffe, gehe ich wieder direkt an der Bunkeranlage entlang bis zu dem Punkt, wo der Fluss ins Meer läuft. Von hier aus folge ich dem Strand und als ich wieder zurück zum Platz komme, treffe ich erneut auf die zwei camouflagierten Kameraden von gestern. Wir unterhalten uns noch eine Weile, dann verziehe ich mich wieder Richtung Zelt, gehe noch einmal schwimmen und vertreibe mir den Tag, während ich nebenbei Tagebuch führe. Gegen zwei am Nachmittag zieht es sich deutlich zu, das Donnern ist weithin zu hören und da ich den Heringen in diesem Sandboden bei solchen Wetterlagen nicht abschließend vertraue, schleppe ich zur Absicherung noch einige große Steine heran. Wer weiß, wie es nachher mit dem Wind sein wird. Gegen drei gibt es dann die erste Kostprobe aus der Himmelsbrauerei. Ich habe mich pro forma zum Shelter aufgemacht, weil ich dort auch bei strömenden Regen das Gewitter sehr gut beobachten kann. Hier treffe ich auf zwei der jungen Soldaten, die heute Morgen oben auf dem Berg waren und da sie noch gute 2 Stunden hier sind und auch das folgende Gewitter im Shelter abwarten, haben wir lang und breit Zeit, uns wirklich toll zu unterhalten. Dabei beobachten wir die Blitze, wie sie ganz in der Nähe in die Berge und ins Meer einschlagen und die ganze Umgebung mit lautem Krachen erbeben lassen. Pünktlich gegen sechs ist das gröbste vorbei, die zwei müssen jetzt wieder hoch auf ihre Festung, ich hoffe inständig, auch meine Sandburg in einem Stück vorzufinden, denn es wird im Laufe des ganzen Abends immer wieder stark regnen und winden. Den folgenden Dienstag hänge ich auch noch dran und bleibe an diesem schönen Platz. Ein Bad im Meer und einfach ohne Hast den Tag sein lassen. Mehr ist es nicht und mehr braucht es nicht. Es regnet immer mal wieder und im Laufe des Nachmittags ändert sich das Wetter einmal komplett. Der Wind hat jetzt gedreht und kommt von Nord. Der Himmel ist komplett bedeckt und wenn es nicht konkret Regen ist, liegt zumindest ein feiner Niesel in der Luft. Dass die Temperaturen sich dementsprechend ziemlich reduzieren, ergibt sich aus dem Kontext. Es ist jetzt echt Arctic Summer. Am späten Nachmittag gehe ich noch mal vor zum Shelter und treffe dort Mantas, einen Litauer, der gerade mit dem Fahrrad angekommen ist und hier natürlich ein anderes Paradies vorfindet, als ich es hatte. Er will sich von hier auf den Weg nach Portugal machen und ist deswegen nicht so sehr mit Ruhe gesegnet. Und merkt gerade jetzt beim Zubereiten seiner ersten Mahlzeit auf dieser Reise, dass ihm ausgerechnet ein Feuerzeug fehlt. Da freue ich mich doch besonders, ihm eins von meinen zu überlassen. Als Schwergewichtler habe ich tatsächlich drei an Bord, zwei davon natürlich noch nie gebraucht, ihnen nur die Welt gezeigt. Also wahrlich entbehrlich. Wir unterhalten uns sehr gut, trinken zusammen einen Kaffee und ich sehe, wie unruhig er ist und doch jetzt gleich wieder aufbrechen will, um die 60 km zurück nach Kirkenes am besten noch heute zu schaffen. So hat jeder seine Art zu reisen und nachdem wir unsere Kontakte ausgetauscht haben, verabschieden wir uns. Ich freue mich, ihn vielleicht bald mal in Vilnius besuchen zu können.Læs mere















RejsendeDanke für deine tollen Bilder und Berichte, die du teilst und den faszinierenden Norden in südlichere Gefilde bringst.
Rejsende
Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein😌