18. August
August 18 in Sweden ⋅ ☁️ 10 °C
Es ist Tag des Abschieds und meines persönlichen Ehrgeizes. Ich will heute die gut 130 km nach Kiruna auf dem Rad machen, um selbst aus eigener Kraft bis zu dem Ort zurückzukehren und die Tour dort zu beenden, von wo aus im letzten Oktober eine so schöne Zeit begonnen hat. Vorher stehen aber noch ein paar Punkte rund ums Dorf auf meinem Plan, die ich noch einmal aufsuchen möchte. Also breche ich nach dem Frühstück gegen zehn in leichtem Regen auf, im Kaufmannsladen noch ein paar Sachen zu besorgen und dann noch einmal runter an den Fluss und die paar Kilometer rüber bis zum See Ylinen Ahvenjärvi zu fahren. In der Zwischenzeit hat mir Carina, eine ganz liebe Bekannte einer Sami-Familie geschrieben, dass ich sie doch gern noch mal besuchen kommen soll. Das mache ich mit Verena zusammen um die Mittagszeit, gleichwohl ich gegen elf, spätestens aber um zwölf eigentlich mit dem Rad starten wollte. Es ist ein herzliches Wiedersehen auch mit ihrer Mutter und zwei ihrer Kinder. Als Dank für die Mithilfe im Winter bei den Rentieren gibt sie uns noch ein gutes Stück getrocknetes Rentierfleisch und das traditionelle Gáhkku-Brot sowie ein paar gefrorene Fische mit. Ich bin ziemlich sprachlos und angesichts der Tatsache, dass wir die Fische nicht lange aufbewahren und wohl im Camper zubereiten müssen, entscheiden wir uns stattdessen für das Anbraten in Lannavaara in der Küche. Diese ordentliche Portion Seesaibling ist wie der Paukenschlag am Ende des Konzerts hier. Gegen halb vier breche ich dann tatsächlich auf, heute wieder ohne Packtaschen, nur mit dem nötigsten Proviant ausgerüstet, um innert fünf, sechs oder sieben Stunden dem morgigen Spektakel entgegenzufahren. Der Regen hatte schon vor dem Mittag aufgehört, es sind also gute Voraussetzungen zum Fahren, wenn ich von dem recht böigen Gegenwind mal absehe. Aber ich habe es ja selbst gewollt. Aus dem Dorf heraus halte ich noch mal kurz am Fluss, wo die kleine Autofähre übersetzt und auf dem ich zuletzt Ende April bei -13° in der Frühe zu Fuß einige Kilometer unterwegs war. Nach guten 10 km erreiche ich in Nedre Soppero die E 45, die mich jetzt Richtung Süden als nächstes nach Vittangi führt. Ich begegne im Gegenverkehr zum vorerst letzten Mal dem Bus, der täglich einmal die Strecke Karesuando-Kiruna und zurück fährt. Wolken und Lichtverhältnisse sind wunderschön, wenn nur nicht der Wind so gegen mich wäre. Aber immerhin fährt es sich mit dem nackten zappeligen Fahrrad trotzdem viel schneller, als wäre ich jetzt in der Art rollende Schrankwand unterwegs wie sonst üblich. Gegen sechs habe ich Vittangi durchfahren und es ist wohl Zufall, dass mich ziemlich genau auf halbem Weg Verena überholt und an einer kleinen Parkbucht einen Boxenstop mit Kaffee und Kuchen anbietet. Dann geht es weiter Richtung Svappavaara, ein Ort ebenfalls mit einer Mine, den ich gegen acht erreiche. Auf der Straße hier begegnen mir sehr viele der 90-Tonnen-LKWs, die für diese Grube fahren. Bei einer Pause vor dem inzwischen verschlossenen Supermarkt regnet es ein paar Tropfen, für mich kein Grund zur Panik, denn der Himmel insgesamt sieht weiterhin wunderbar aus, vom Wind möchte ich nicht weiter sprechen. Da ich hier von der E45 Richtung Nordwesten auf die E10 abbiege, habe ich seit um halb neun den Sonnenuntergang mit seinen unglaublichen Farben die ganze Zeit vor mir. Ablenken davon tut mich lediglich über einige Kilometer, dass die Straße mit Leitplanken beziehungsweise den hier oft gebräuchlichen Stahlseilen zu beiden Seiten sehr eng begrenzt ist und ich kaum Möglichkeiten habe, den fließenden Verkehr an mir vorbeirollen zu lassen. Teils nur mit 15-20 km/h bin ich damit natürlich auf einer Europastraße ein gewisses Hindernis für die anderen. Aber Experimente mit LKW und Fahrrad nebeneinander auf Haaresbreite lasse ich nicht zu. Nachdem diese herausfordernden Kilometer geschafft sind, fährt es sich wieder deutlich entspannter und ich kann mich voll und ganz dem Licht und etwas klassischer Musik im Ohr hingeben. Dabei wird es mit fortschreitendem Abend auch immer kälter, die Temperaturen sind inzwischen auf 7° runter und ich denke zumindest darüber nach, die Hände in ein paar Handschuhe zu verstecken, was ich aber dank einer späteren Erwärmung auf 8° kurz vor Jukkasjärvi dann doch lasse. Angesichts einer wahrscheinlich überfüllten Stadt Kiruna zwecks des anstehenden Kirchenumzugs morgen früh habe ich mit Verena einen Platz etwas außerhalb vereinbart, wo ich irgendwann nach um zehn ankomme und ziemlich erschöpft bin. Aber auch gleichzeitig froh darüber, jetzt nicht mehr das Zelt aufstellen zu müssen, sondern mich direkt ins Bett zu legen.Read more

















Traveler
Und wieder, einfach wunderschön 😊
TravelerWunderschön 🤩