- Reise anzeigen
- Zur Bucket List hinzufügenVon der Bucket List entfernen
- Teilen
- Tag 26–28
- 25. Mai 2025 um 21:16 - 27. Mai 2025
- 2 Nächte
- ⛅ 23 °C
- Höhe über NN: 1.104 m
TürkeiNevşehir38°38’32” N 34°49’42” E
Vom Asphalt zur Höhle

Heute hieß es: Kilometer machen. Die Osttürkei ist weit, rau und oft menschenleer – also wollte ich so viel Strecke wie möglich zurücklegen. Die Landschaft hier ist zwar karg, aber auf ihre ganz eigene Weise beeindruckend – endlose Weiten, weiche Hügel, abgelegene Bergseen. Ein Landstrich, der schweigt, aber doch irgendwie zu dir spricht.
Früh aufgestanden, hungrig, aber optimistisch – in der Hoffnung auf ein Frühstück. Doch Fehlanzeige: Sonntag, ein religiöses Fest, alles zu. Auch die Hotelküche. So wurde es ein Brot mit Saft – improvisiert, aber immerhin etwas im Magen.
Die Straßen waren erstaunlich gut ausgebaut – breit, leer, und ideal, um einfach zu rollen. Ab und zu machte ich kleine Schlenker abseits der Route, fuhr zu einem abgelegenen See, genoss für einen Moment die Ruhe. Es war friedlich – aber auch seltsam leer. Man merkt: Hier ist man weit weg von touristischen Pfaden.
Erst am späten Mittag fand ich ein offenes Straßencafé – allerdings nur für Getränke. Auf meine neugierige Nachfrage erklärte man mir, dass es sich um einen Fastenfesttag handelt, der offenbar vor allem in dieser Region traditionell begangen wird. Ich wurde freundlich empfangen – und obwohl eigentlich keine Küche geöffnet war, bot man mir spontan an, mir gebratene Eier mit Sucuk zuzubereiten. Dazu gab’s Brot, Salat – ein reichhaltiges Frühstück, das so nicht geplant war, aber perfekt passte.
Während ich aß, hielt ein Minivan neben dem Café. Ein Mann stieg aus, seine Hand blutüberströmt. Er bat um Verbandsmaterial – der Verkäufer war hilflos. Also griff ich in meine Reiseapotheke, packte Mull, Desinfektion, Verband aus. Gemeinsam versorgten wir die Wunde. Der Mann war sichtlich berührt – und bedankte sich auf seine Weise: Er zahlte mein Frühstück. Ich wollte es nicht annehmen, doch er bestand darauf. Wieder einmal: diese unglaubliche Gastfreundschaft. Es sind solche Momente, die dich mitten ins Herz treffen.
Mit einem Lächeln unterm Helm fuhr ich weiter – durch die Hitze, durch die Einsamkeit, durch eine Landschaft, die sich immer weiter zog. Die Sonne brannte, der Asphalt flimmerte, kaum Schatten, kaum Abkühlung. Heute fühlten sich selbst 500 Kilometer doppelt so lang an.
Unweit meines heutigen Zielorts fand ich doch noch ein weiteres Straßencafé. Ich stoppte für einen Kaffee – und wie so oft blieb ich nicht lang allein. Ein älterer Herr setzte sich zu mir, hatte mein deutsches Kennzeichen gesehen. Er erzählte, dass er vor über 20 Jahren acht Jahre lang in Stuttgart gearbeitet hatte – in einer Reifenfabrik. Sein Deutsch war brüchig, aber ehrlich. Er sagte: „Ich kann's kaum noch... aber vergessen habe ich’s nicht.“ Wieder ein kleiner, ehrlicher Moment, wie ihn nur das Unterwegssein schenkt.
Und dann – endlich: Mein Ziel erschien am Horizont. Nach all der Weite, der Stille, dem Staub wurde es plötzlich laut, voll, lebendig. Häuser, Lichter, Autos – ein Kontrast wie Tag und Nacht. Und dann das Highlight des Abends: Ich habe eine Übernachtungsmöglichkeit in einer Höhle gefunden. Mal was ganz anderes!
Jetzt: Schnell duschen, Motorrad parken – und raus ins Zentrum. Die Stadt wirkt lebendig, voller Bars, Cafés, Stimmen und Farben. Heute Abend lasse ich mich einfach treiben. Mal sehen, was diese Höhlenstadt noch für Überraschungen bereithält.Weiterlesen
Was für ein tolles Höhlenhotel 🥰👍🏼 [Ellen]