• Boot, Bucht und Begegnungen

    May 30 in Turkey ⋅ ⛅ 17 °C

    Im kleinen Haus am Meer, eingebettet in die dörfliche Stille von Çıralı, schläft es sich hervorragend. Die Mädels waren früh auf den Beinen, auf dem Weg zu ihrem Yoga-Kurs – ich dagegen durfte ausschlafen. Danach ein ausgiebiges Frühstück in ungewohnter, aber sehr angenehmer Gesellschaft: elf sportliche, fröhliche Yoga-Frauen. Die ganze Anlage hier scheint ein Rückzugsort speziell für Frauen zu sein, die auf der Suche nach Entschleunigung, Bewegung und Achtsamkeit sind. Und ich mittendrin – es gefällt mir.

    Heute stand eine ausgedehnte Bootstour auf dem Programm. Unser Kapitän? Ein gebürtiger Italiener mit Charme, Sonnenbrille und dem Soundtrack seiner Heimat. Mit klassisch-italienischer Musik tuckerten wir entlang der Küste, vorbei an einsamen Stränden, felsigen Buchten und zwischen Bergen hindurch – der Blick aufs türkisfarbene Wasser, die warme Brise, das Gefühl von Freiheit. Die Stimmung an Bord war locker, herzlich, lebendig.

    An einer besonders schönen Bucht legten wir die erste Badepause ein – Sprung ins kühle Wasser, danach türkischer Kaffee an Deck. Die Mädels nutzten die Pause für eine spontane Yoga-Session auf dem Deck. Eine Szene wie aus einem Lifestyle-Magazin – nur echt.

    Weiter ging’s zur nächsten Bucht – und hier wartete das Highlight: Das Mittagessen wurde direkt auf dem Boot zubereitet. Frischer Fisch, gegrilltes Fleisch, dazu Salat, kalte Getränke und zum Abschluss türkischer Tee – alles mit Meerblick und unter der Sonne. Es war ein Tag zum Durchatmen.

    Und ich? Ich habe heute zehn neue Freundinnen gewonnen 😄. Es war spannend, mal ganz aus meiner üblichen Komfortzone herauszutreten – zuzuhören, was die Mädels bewegt, worüber sie sich austauschen, was sie inspiriert. Ohne männliche Konkurrenz fühlt sich das Zuhören anders an – entspannter, ehrlicher. Eine besondere Erfahrung.

    Nach der Bootstour ging es in die nahegelegene Stadt – Shopping stand an. Mein Durchhaltevermögen wurde auf die Probe gestellt: eine Stunde im selben Laden, zehn Meinungen zu einer Packung Tee – ich habe bestanden. Die Stadt selbst hat Charme, enge Gassen, viele kleine Läden, Lokalkolorit pur.

    Zum Abschluss landeten wir in einem gemütlichen türkischen Restaurant. Kaum war das Essen bestellt, waren die Mädels auch schon wieder unterwegs – noch mal schnell shoppen, während der Grill glühte.

    Zurück ins Hotel brachte uns ein Fahrer, organisiert vom Yoga-Veranstalter – und hier schloss sich ein ganz besonderer Kreis: Der Fahrer kam aus Kirgisistan, meinem Geburtsland. Wir sprachen lange – über das Leben dort, über das, was sich verändert hat. Ich bin 2001 mit 16 Jahren nach Deutschland ausgewandert – ganze 24 Jahre ist es her, dass ich dort war. Unsere Unterhaltung hat alte Erinnerungen geweckt, Bilder aus der Kindheit, Sprache, Gerüche, Mentalität. Ein Moment, der mich tief berührt hat. Und vielleicht – irgendwann – führt mich eine nächste Reise dorthin zurück.

    Jetzt ist es ruhig. Die Mädels sind zum nächtlichen Yoga unterwegs, ich lasse den Tag still ausklingen. Morgen ist unser letzter gemeinsamer Tag – am Sonntag geht’s für mich weiter.

    Diese Ruhe, dieses Miteinander, das Meer, die Wärme – es ist ein besonderer Ort. Und ich bin dankbar, ihn mit meinen Liebsten teilen zu dürfen.
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