Indonesia
Banjar Goagajah

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    • Day 5

      Highlight: Panca Wali Krama

      April 30, 2016 in Indonesia ⋅ 🌙 27 °C

      Was für ein unglaubliches Glück, dass ich genau hier bei Nyoman wohne und gestern nicht beim Touri-Tanz war! Und dass hier überhaupt so wunderbare Dinge passieren, Wahnsinn.
      Wir gehen also mit Dewa, dem Neffen, zur großen Zeremonie Panca Wali Krama im Tempel Samuan Tiga etwas außerhalb von Ubud. Kerstin und ein japanischer Freund von ihr kommen auch mit. Aber zuerst müssen wir uns natürlich entsprechend anziehen. Nyoman (die Mama) bindet mir mein Hamamtuch so, wie es sich für einen Sarong gehört. Dann bekomme ich von ihr ein langärmeliges Oberteil und einen Tempelschal um die Taille, vorne kunstvoll geknotet. Für Männer ist die Technik etwas anders und sie haben noch ein Band um den Kopf mit Knoten vorne. "Knot is symbol for gods. Men on head, women on belly." - "Why?" - "Is symbol." Ok.
      Los geht's mit dem Roller, ich sitze bei Dewa mit drauf. Nach ca. fünfzehn Minuten sind wir da. Die Straße ist total voll, überall Autos und zig Motorroller, meistens mt 2 oder 3 Personen drauf (viele mit Familie: Papa fährt, Mama hinten, Kind vorn irgendwo dazwischen). Wir schlängeln uns durch das Verkehrschaos zu den Parkplätzen. Dewa kennt die Parkplatz-Anweiser, "this my crew", und wir bekommen einen guten Platz nah am Eingang. Schon auf dem Weg dahin ist es so voll - überall Menschen mit wunderschönen Gewändern, alle so gebunden wie auch bei uns. Und alle Männer haben das weiße Tuch um den Kopf. Viele tragen Körbe voll mit Opfergaben für die Götter.
      Die Zeremonie heißt Panca Wali Krama. Wird jährlich abgehalten und dauert 10 Tage. Das Internet sagt: "It is one of the forms of Bhuta Yadnya rituals which are ceremonies and sacred rituals that belong to the category of those dedicated to the elements of nature." Sonst finde ich aber online kaum was darüber (zumindest nur auf Balinesisch), was umso merkwürdiger ist, da es einfach riesig ist. Riesig! Es ist wie ein Hindu-Volksfest.
      Dewa fragt mich: "Did you bring your camera to temple?" - "Yes, but is it okay if I take pictures?" - "Of couuurse, take many pictures! Hindu is very open. Hindu is not like Islam. Hindu is about smiling and caring. We happy." Und so is es dann auch.
      Wir gehen durch den Eingang mit zwei Säulen rein in den Tempel. Vorn spielt ein Gamelan-Orchester, das typische balinesische Orchester. Toll. Dewa fragt, ob ich mit ihm beten will. "Well, can I? I'm not Hindu, I don't know how." - "Yes yes, I will show you. Come." Wir gehen rechts in einen Abschnitt, wo schon viele Menschen sitzen. Männer im Schneidersitz, Frauen knien. Zum Glück hab ich vorher schon was darüber gelesen, wie man sich verhalten soll. Ich knie mich also neben Dewa und er macht eine kleine Kiste auf, die er mit hat. Drin sind Blumen und Räucherstäbchen. Er erklärt mir Beten: "First you use no flower. Second with flower, third with flower, last no flower. Ok? You say to gods what you hope and wish every time." Ähm ok, los. Räucherstäbchen an. Die vier Runden sind denkbar kurz und einfach: Hände vor der Brust aneinander legen, dann vor die Stirn, ein paar Sekunden sein Gebet sagen, Hände runternehmen. Und in der nächsten Runde mit einer Blüte in der Hand. "Flowers for the gods. Good for gods." Nach dem Gebet steckt man sich die Blüte hinters Ohr. Wie wunderschön und glücklich das alles ist. Die Menschen lächeln und überall liegen Blumen rum. Danach werden wir gesegnet. Männer und Frauen (Priester, nehme ich an) laufen mit kleinen Kännchen voller Wasser zu den Leuten. "Holy water, from holy spring. You do like this: take water in hands, drink, three times, and then you put on your face." Der Priester kommt, wir schauen zu Boden. Er besprenkelt uns mit Wasser, dann halten wir die Hände auf, bekommen das Wasser, nehmen einen kleinen Schluck, drei Mal. Und beim vierten Mal wischen wir uns mit dem Wasser über Gesicht und Nacken. Danach nehmen wir aus einer Schale in Wasser getränkten Reis. Ein paar Körner kommen zwischen die Augenbrauen, ein paar auf den Kehlkopf (bleiben dort jeweils kleben) und den Rest essen wir. "Why the rice?" - "Is holy. Now you protect from bad forces and demons. Rice here and here protect you." Fantastisch! Ich bin beseelt und fasziniert und so dankbar, dass ich hier erleben kann, wie die Menschen wirklich leben. Und sie leben die Religion einfach, das sieht man ja an den täglichen kleinen Opfergaben auf der Straße, den Haustempeln und den endlos vielen Festen. Ich hab gelesen, dass Balinesen etwa ein Drittel ihres Tages mit Vorbereitung oder Durchführung von Zeremonien verbringen. Könnte hinkommen.
      Wir gehen weiter, vorbei an einem anderen großen Areal, wo gebetet wird. Dort scheint man länger zu sitzen. Es sind bestimmt 500 Leute da drin, oder vielleicht auch noch viel viel mehr. Und genauso viele stehen an und warten, bis sie rein können. Vorn auf der Bühne sind große Götterstatuen in verschiedenster Form. Dewa zeigt auf eine Art riesigen Stroh-Büffel mit geschmückten Kopf. "You see, my family made this. From banana and coconut leaves." Wow.
      Wir schlängeln uns durch die Massen zur Tanzbühne. Ohne Dewa wäre ich in dem Getöse verloren, aber er weiß ganz genau, wo es lang geht und kennt auch an jeder Ecke jemanden. Wir kommen genau richtig zum Start der Tanzvorführungen und setzen uns auf den Boden. Diesmal darf man sitzen wie man will, puh. Für ungefähr eineinhalb Stunden schauen wir uns die Tänze an. Los geht's mit ganz jungen Mädchen, 10-12 Jahre alt. Jede Gruppe ist ein bisschen älter, ab der vierten sind es Erwachsene. Es ist einfach wunderschön. Die Kostüme sind großartig, sehr aufwändig verziert mit viel Gold und Tüchern und frischen Blumen auf dem Kopf. Zu Gamelan-Musik tanzen sie auf diese ganz eigene Art und Weise. Dewa sagt: "They dance only with the hands and the fingers and then the feet and the eyes." Spannend, wie feine Bewegungen sie mit ihren Händen machen können. Und wie viele verschiedene! Und dann die Augen und das ganze Gesicht - so ausdrucksstark, in einem Moment schauen sie ernst und böse, im nächsten lächeln sie selig. Jeder Tanz ist eine Geschichte, und auch wenn ich keine Ahnung habe, was erzählt wird, ist es einfach toll. Ich sage zu Dewa, wie sehr ich mich freue hier zu sein, und nicht bei den Touri-Tanzabenden in Ubud. Er sagt: "Yes, very good. You know, dance here is about love. Dance in Ubud is about money."
      Für so ein heiliges Fest ist die Atmosphäre überraschend entspannt. Man kommt und geht wie man will, man trifft sich, unterhält sich. Ich überlege, was wir in Deutschland haben, das vergleichbar ist. Sicher keine christliche Messe, sicher kein volltrunkenes Dorffest. Und zu welcher Veranstaltung geht einfach die ganze Familie, und jede Familie? Später zuhause erzählt mir Putu, dass das Fest zwar zehn Tage dauert, aber man hingeht, wann man will: "If you no time one day, is ok. If you busy, no problem. You go when you can. Three or four times is good." Ist wirklich einfach so eine schöne Religion, der Hinduismus.
      Während der Tänze unterhalte ich mich mit Dewa: Er ist 16 und geht auf die Junior High School. Vormittags hilft er immer bei seinem Onkel Nyoman, macht (mir) Frühstück und räumt auf etc. Ab 13.00 hat er Schule. Er erzählt mir von anderen Festen und Riten und Göttern, aber das meiste davon verstehe ich nicht. Als er klein war, hat er auch im Gamelan-Orchester gespielt. Und immer wieder will er wissen: "So you like temple? What do you think of ceremony?" Ich strahle ihn an - es ist wunderschön und großartig, yes I like it so much!

      Gegen zehn düsen wir wieder nach Hause und im Hof sitzen Mama-Nyoman und die Tochter Putu. Ich setze mich zu ihnen und später kommt Papa-Nyoman dazu. Wir unterhalten uns noch bis halb zwölf über alles mögliche. Sie sind einfach wunderbar und so lieb! Putu und Nyoman haben viele dieser kleinen Körbchen aus Kokosblättern für den Reis geflochten. "For ceremony. Every fifteen days, we have ceremony in family temple. Start in five days, we prepare now. Need 45 baskets for offering for the gods." Putu ist 26 und Krankenschwester. Sie hat in Ubud und Denpasar (Hauptstadt von Bali) studiert und arbeitet jetzt in einem schicken Resort hier, wo wohl viele Touris für Darmspülungen (!) etc. hinkommen. "For detox. Many Germans, California, Europe. More healthy afterwards. Loose 3 or 4 kilos!" Papa-Nyoman ist Maler und hat eine Galerie auf der Monkey Forest Road. Er malt mit Öl und Aquarell und hat viele Aufträge von europäischen Geschäftsleuten, die große Bilder mit balinesischer Landschaft anfordern. "But I paint everything. Balinese country and plants and also abstract. Only paint what I like. If I don't like, I stop. Must be good energy or painting no good. You know, I'm in Lonely Planet! When the Germans Thomas and Tanja in Bali, they very unhappy with Hotel. I meet them in the market and they say they want to stay with family, not in hotel. So I take them here and they stay long long time." Außerdem unterrichtet er an der Uni und in Schulklassen.
      Wir reden über dies und das und wie schon bei der Wanderung mit Mari kommt das Gespräch auf die Hautfarbe. Balinesen wollen gern möglichst hell sein, "more pretty" und ich meine, dass ich brauner werden will. Dass braun bei uns für Urlaub steht. Nyoman sagt: "No no, your skin good like this. Beautiful like this." In dem Moment macht einer der vielen Geckos dieses typische Geräusch. "You see! The gecko knows. If gecko goes "kekeke" when you say something, then it's true. Gecko very good, is god in the gecko. Bring good energy to home. If home has no gecko, no good. Also eat insects!"
      Später sagt Nyoman: "So you stay one more night?" - "Yes, one, until Monday." - "Why you no stay one more week? Or month? Or live here forever ok?" ... ja, warum eigentlich nicht?
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    Banjar Goagajah

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