Sant'Antonio Abate - Sassi

Matera und die "Sassi", die Höhlenwohnungen, sind ein Geheimtipp von einem Pärchen, das wir in Montenegro getroffen haben. Wobei, gar nicht so geheim, immerhin war Matera 2019 europäische Kulturhauptstadt.
Unser Campingplatz liegt in einem archäologischen Landschaftspark, der nach einem langen, heißen Sommer einer Steppe gleicht. Das erste, was uns auffällt, ist die beruhigende Stille dieses Ortes. Als wir nachmittags ankommen, ist es den Grillen noch zu heiß, den Vögeln scheinbar auch und in dem alten Steinhaus, in dem die Rezeption liegt, ist es so still, dass man fast das Blut in seinen Ohren rauschen hören kann.

Mit der tiefstehenden Sonne machen wir uns durch die Steppe auf den Weg zur Schlucht auf deren gegenüberliegenden Seite die Sassi liegt. Die ersten Spuren menschlichen Lebens in den Felsenhöhlen sind 12000 Jahre alt und bis in die 1950er Jahre haben hier Menschen in Höhlenwohnungen gewohnt. Der Weg an die Schlucht alleine ist schon ein Highlight, wenn durch das Abendlicht immer mehr Fenster und Türen im Fels sichtbar werden und man erkennt wie die Sassi sich in den Fels geschmiegt hat.
Natürlich hat die Moderne auch hier nicht halt gemacht und hinter der alten Stadt erkennt man das "neue" Matera, unter anderem in Form von Flutlichtmasten des Fußballstadions. Heute beherbergen die ehemaligen Höhlenwohnungen Designerläden, Restaurants oder Museen, sind mit Elektrizität und fließendem Wasser ausgestattet. Und trotzdem kann man sich in den verwinkelten Gassen ein bisschen vorstellen, wie das Leben hier in und am Berg wohl war.

Mit den letzten Sonnenstrahlen hatten wir es durch die Schlucht geschafft und glücklicherweise gibt es einen Shuttleservice (in Form des netten Verwalters, der einen mit dem Auto abholt) zurück zum Campingplatz, sodass aus dem Rückweg keine Nachtwanderung wird.

Neben uns auf dem Campingplatz "wohnen" Hannah und Felix (der lustigerweise 8 Jahre in Darmstadt gelebt hat), ungefähr unser Alter, in ihrem Zelt, die seit fünf Monaten mit dem Fahrrad durch Europa unterwegs sind. Während sie am nächsten Morgen ihr Lager abbauen, schwatzen wir ein bisschen und hören ehrfürchtig zu wie sie mit dem Rad z.B. durch Armenien, Georgien und Kosovo gefahren sind, wie es den ersten Monat nur geregnet hat, dass das Zelt ihr Zuhause geworden ist und dass sie den Holzknüppel, den sie zur Abwehr von Straßenhunden mit sich herumtragen, bisher nur benutzt haben, um die Heringe ihres Zeltes einzuklopfen. Wir sind sehr beeindruckt von ihrer Reise, aber auch von ihrer entspannten Art, die irgendwie so zu diesem Ort passt, wo alles eine beruhigende Wirkung auf uns hat.

Wir blicken den Beiden mit ihren geschätzt 10 Packtaschen hinterher, schauen wohlwollend auf unsere fahrenden Vier Wände und stellen fest, dass wir für diese Art des Reisens wohl zu bequem sind.

Den Rest des Tages widmen wir uns dem Aufräumen und Putzen des Vans, überlegen wie unsere Reise weiter geht, Alex bekommt eine neue Frisur, und es erwartet uns hinter der Sassi ein noch beeindruckender Sonnenuntergang als am Vortag.

PS: Wer mehr über Matera erfahren will, empfehlen wir folgende kleine Doku: https://www.ardmediathek.de/video/schaetze-der-…Read more