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  • Day 9

    Torres del Paine NP - Glacier Grey

    November 9, 2017 in Chile ⋅ ⛅ 33 °C

    Der erste Tag unserer Wanderung führte uns um 7:30 Uhr zum Busbahnhof in Puerto Natales, von wo aus uns der Bus zum Parkeingang des Nationalparks „Torres del Paine“ brachte. Die Fahrt dauerte rund 2,5 Stunden und verlief - wie in Chile auf dem Land oftmals - über geschotterte Wege. Am Eingang befindet sich die Registrierung, wo jeder Besucher ein Formular mit - wie gefühlt überall - seiner Passnummer ausfüllen muss.
    Anschließend ging es weiter nach Pudeto, dem Schiffsanleger, wo wir das Transportmittel wechselten und eine halbe Stunde mit einem Katamaran zum Ausgangspunkt der heutigen Wanderung gebracht wurden.
    Während der Überfahrt bot sich uns bereits ein spektakulärer Blick auf die Szenerie und die sich im glatten Wasser des unberührten Sees spiegelnden, schneebedeckten Berggipfel. Das türkisblaue Wasser erinnerte an paradiesische Strände und war der Vorgeschmack auf die folgenden Tage. Von hier an hatten wir das Gefühl, in eine unwirkliche und so perfekte Welt einzutauchen - und das trotz der zahlreichen Mitreisenden.
    (Angemerkt sei hier, dass es sich bei genanntem Park um einen wahren Besuchermagneten handelt. Gut für uns, dass wir erst am Anfang der Saison stehen, der große Ansturm noch etwas auf sich warten lässt und der Nationalpark noch nicht überlaufen ist.)
    Schlussendlich mussten wir trotz Träumerei den Katamaran nach Anlanden am Ufer verlassen und wanderten von hier an bei bestem Wetter mit Sonnenschein, Sonnencreme (!) und frühsommerlichen Temperaturen von Anfang 20 Grad in Richtung unseres ersten Übernachtungsplatzes - dem Campamento Grey, hoch oben am Fuße des Gletschers Grey.
    Der Weg begann sich an einem Flusslauf entlang zwischen zwei Hügel hindurch zu schlängeln, stieg moderat an und gab den ersten Blick frei auf den See, über den wir gekommen waren.
    Um uns herum wuchsen knie- bis hüfthohe Sträucher, Blumen blühten und der Bach, aus dem Jose ihren ersten ungechlorten Schluck Chiles nahm, plätscherte vor sich hin. Die Wasserqualität der Gebirgsbäche ist exzellent und kann fast überall getrunken werden, was Schleppen von Wasserflaschen unnötig macht.
    Nach dem ersten steileren Anstieg und der sich nun ändernden Umgebung hin zu einer steinigeren und mit vertrockneten Bäumen bewachsenen Landschaft, tat sich ein kleiner Bergsee auf, wo wir unsere erste Pause einlegten und die Landschaft genossen.
    Weiter ging es bergauf und bergab. Die Sonne versteckte sich hin und wieder hinter ein paar Schönwetterwolken und insgesamt wurde es etwas kälter, je weiter wir vordrangen.
    Steile Anstiege durch Bachläufe hindurch, in welchen das hinablaufende Wasser den Weg vorgab und kurze Kletterabschnitte machten unsere Beine müde, das Gewicht unserer Rucksäcke tragend. Bald darauf jedoch sollten wir für die Anstrengungen belohnt werden.
    Wir kamen zum Lago Grey, dem See, in den der Gletscher kalbt. Hier sahen wir beide die ersten Eisschollen in unserem Leben auf dem Wasser treiben und nur zu gerne wären wir hinunter gelaufen und hätten unsere Hände danach ausgestreckt. Eine Höhendifferenz von 200 Metern stellte sich diesem Bestreben jedoch in den Weg. Der Anblick des grauen Wassers mit den bläulich schimmernden Eisschollen war dennoch faszinierend.
    Nach einem kurzen Blick ging es weiter und wir kamen zu einer Landkarte, die uns verraten sollte, dass wir das Camp und damit das Ende des ersten Tages nach zweieinhalbstündiger Wanderung bald erreicht hatten. Das tat sie leider nicht. Wir hatten bis dahin erst die Hälfte der Strecke und damit 6,5 Kilometer geschafft. Die Entfernungen in Chile stellten sich abermals als herausfordernd dar.
    An einem Steilhang entlang wanderten wir am Ufer des Sees und sahen nun endlich aus der Ferne die Kante des Gletschers und das Eisfeld dahinter. Eine unglaubliche, majestätisch Größe.
    Einige Pausen und einige Zeit später zeigten sich die ersten Hütten des Camps, und außer uns waren auch die anderen Wanderer froh, endlich am Ende der Tagestour angekommen zu sein. Der Platz liegt in mitten eines Waldstücks, geschützt vor Wind und Wetter.
    Wir meldeten uns an der Hütte des Campingplatzes an, wo es auch einen Minimarket und eine Hütte zum Kochen mit dem eigenen Campingkocher gibt.
    Unser Zelt schlugen wir an einem netten Plätzchen auf und wollten nun unbedingt noch den Gletscher aus der Nähe ansehen, bevor wir zur Ruhe kamen. Der Aussichtspunkt war innerhalb eine Viertelstunde gut erreichbar.
    Von dort sah er noch viel imposanter aus als zuvor und wir beide fanden nun endlich eine Stelle am Ufer, um Eisschollen anzufassen und unsere Hände in das kalte Wasser zu tauchen. Ich weiß nicht, ob es nachvollziehbar ist, aber nach all der Anstrengung und der sich verändernden Landschaft ist es ein überwältigendes Gefühl gewesen, dieses Naturkunstwerk in der einsamen Landschaft zu bestaunen.
    All das hat uns dermaßen erschlagen, dass wir uns nach einem einfachen Abendessen vom Gaskocher früh in unsere Schlafsäcke begaben und ganze 12 Stunden bis zum nächsten Morgen schliefen.
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