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  • Day 3

    Mehr als nur ein Wasserfall.

    April 22, 2019 in Bosnia and Herzegovina ⋅ ⛅ 17 °C

    Mein Tag begann heute früh. Wie gestern berichtet wollte ich heute nach Jajce weiterfahren. Da ich gestern mit meinem Ticket keinen Erfolg hatte, ging ich früher zum Busbahnhof, um eventuelle Umstände zu klären, denn auf dem Online-Ticket stand: ‚Bitte nicht später als 1h vor Abfahrt einlösen.‘ Natürlich nahm ich das sehr ernst - ich wollte ja schließlich mein Ticket nicht verlieren und lief dementsprechend um 6:20 Uhr los, denn ich brauchte ja ca. 35 Minuten zu Fuß. Das mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist hier nämlich noch nicht so durchdacht. Angekommen am Busbahnhof musste ich zunächst feststellen, dass anscheinend nur Männer den Bus nehmen. Wie die Frauen sich fortbewegen? Völlig unklar. Ich ging zum Schalter und fragte erneut nach meinem Ticket. Wieder kein Glück. Egal, ich passierte also mit meinem Online-Ticket das Eingangsdrehkreuz und suchte nach einer Anzeigetafel. Fehlanzeige. Ich lief also zu jedem ankommenden Bus hin um zu schauen, welcher denn nun meiner ist. Das glich definitiv Frühsport. Irgendwann kam mein Bus, mein Büsschen, ein kleiner 10-Sitzer. Ich versuchte mit dem aussteigendem Busfahrer zu kommunizieren und zeigte ihm mein Ticket. ‚Jajce?‘ ‚Jajce!‘ Kommunikation beendet. Er drehte sich um und gab mir ein Ticket, mein Ticket, mit meinem Namen. Dass der Busfahrer MEIN Ticket hat, damit hab ich nun wirklich nicht gerechnet. Wieder was gelernt. Ich setzte mich in den Bus, der Busfahrer ging nochmal durch die Reihen und kontrollierte die Tickets, bis auf meines - das kannte er schließlich schon.
    Die 1,5-stündige Fahrt war wirklich ein Traum, wobei definitiv nichts für schwache Mägen. Eine tolle Landschaft, viele Schluchten, viele Berge und viel zu viele Kurven. Wir kamen sehr pünktlich an, was mich sehr erfreut, denn ich hatte ja viel vor. Vom Busbahnhof lief ich in Richtig Innenstadt und da war er auch schon: der spektakuläre Wasserfall direkt unter der schönen Stadt. Von einer Aussichtsplattform genoss ich den Anblick. Wirklich atemberaubend. Drei ältere Männer kamen und gesellten sich dazu. Sie quatschten mich an, aber ich verstand natürlich nichts. Es stellte sich heraus, dass ein Herr tatsächlich Deutsch sprach. Er lebte ein paar Jahre in Mainz und fährt nun Fleisch von Montenegro nach ganz Europa aus. Sein Angebot nach Montenegro mitzufahren lehnte ich dankend ab, seine Visitenkarte jedoch behielt ich - wer weiß, vielleicht benötige ich irgendwann mal Fleisch aus Montenegro. Ich wusste, ich würde heute viel laufen, deshalb musste ich irgendwie mein Gepäck loswerden. Ich fragte ganz naiv in der ‚Touristeninfo‘ und im gebrochenem Englisch entgegnete man mir, dass man bis 16 Uhr arbeiten würde. Das verstand ich als Einladung und lies mein Rucksack dort. Frühstück! Ich setzte mich in das erstbeste Kaffee und musste, weil ich zuvor einem Gespräch lauschte, feststellen, dass auch die Kellnerin Deutsch sprach. Also mit Deutsch kommt man hier besser klar als mit Englisch. Man staune. Tatsächlich saßen auch hier ausschließlich Männer. Vielleicht ist Bosnien arm an Frauen? Nach kalorienreicher Nahrungsaufnahme deckte ich mich beim Bäcker für 1,50€ (Ich bin übrigens ein riesen Fan der schmalen Bons!) mit Börek und Strudel ein um meine kleine Wanderung zu beginnen. In 5km Entfernung lagen nämlich stillgelegte Wassermühlen, die ich mir anschauen wollte. Der Weg führte entlang des Flusses, sodass ich nur noch Staunen konnte. Natur pur. Keine Menschenseele. Klares Gewässer. Berge, die sich spiegelten. Winzige Wasserfälle. Nach gut einer Stunde waren sie da - die Wassermühlen. Der Weg dorthin war wesentlich spektakulärer als die Wassermühlen selbst, dennoch waren sie schön anzusehen. Nach meinem kleinen Picknick lief ich wieder zurück in Richtung Jajce. Die Sonne brannte, meine Füße wurden immer schwerer. Aber da musste ich wohl durch. Da ich immer noch nicht genug hatte, erklomm ich die Festung und schaute mir die Katakomben an, in denen es so angenehm kühl war. Schon allein dafür hat sich der 1€ Eintritt gelohnt. Ich finde es übrigens toll, dass man hier im Lande nochmal explizit darauf hinweist, dass man Burger, Hund und Waffe doch zu Hause lassen solle, wenn man solch eine Sehenswürdigkeit besucht. Ich war ziemlich platt und verbrannt. (Ja, ich habe mich eingecremt!) Ich holte ganz vorbildlich mein Rucksack wieder ab und setzte mich in ein Lokal um natürlich etwas zu essen und um einfach nur mal zu sitzen. 2 Stunden später sollte mein Bus nach Sarajevo abfahren. Ich habe gelernt und verzichtete auf das Online Ticket und kaufte mir einfach eins am Schalter. Easy. Der Weg war wieder ätzend. Kurve. Kurve. Tunnel. Kurve..für meinen nächsten Bosnientrip benötige ich definitiv Reisetabletten.
    Vom Busbahnhof lief ich (mal wieder) eine gute halbe Stunde ins Hostel. Puh, die Dusche ruft!
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