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  • Day 11

    Eine andere Welt.

    September 10, 2019 in Mexico ⋅ ⛅ 19 °C

    Nein, heute mussten wir nicht früh aufstehen! Heute gingen wir den Tag entspannter an. Das heutige Ziel war der Canyón im Naturschutzgebiet nördlich von Tuxtla. Das bedeutete: Bootstour. Im Schnellboot und mit einer Schwimmweste ausgestattet, legten wir 35km zurück. Auf dem Weg sahen wir Krokodile, Pelikane, andere vogelartige Tiere und Affen. Das war tatsächlich das erste Mal, dass ich Krokodile in freier Natur gesehen habe. Schaute man hoch war es unglaublich imposant und wunderschön, schaute man hinunter, hätte man das Weinen anfangen können. Müll, Müll, Müll! Der ganze Regen spült den Mist, den die Leute auf die Straße werfen in diesen wunderschönen Fluss. Das wird zwar ab und zu gesäubert, aber anscheinend nicht regelmäßig. Echt unglaublich traurig! Nach 35km hielten wir und konnten bei einem schwimmenden Markt (Boot) Snacks und Getränke kaufen. Und dann ging es auch schon wieder zurück. Angekommen am Steg beschlossen wir spontan noch ein weiteres Dorf zu besichtigen. Ein Dorf der Einheimischen - San Juan Chamula. Unser Taxifahrer entwickelte sich zu einem perfekten Guide. Es war strengstens verboten Fotos in diesem Dorf zu machen, das war äußerst schade, denn was man gesehen hat, hätte man am liebsten festgehalten - sowas sieht man nämlich nicht jeden Tag. Der erste Halt war der Friedhof. Abgesehen davon, dass dieser vollgemüllt war, hat auch der tote Hund die Atmosphäre nicht weniger creepy gemacht. Keine Blumen, kein Grün, keine Grabsteine. Einfache Kreuze, allerdings in verschiedenen Farben, 5 an der Zahl. Jede Farbe erzählt eine Geschichte - ob der Tote eine wichtige Funktion hatte oder wie er gestorben ist. Definitiv kein schöner Ort, dennoch konnten wir Frauen beobachten, die lachend neben dem toten Hund vorm Friedhof herumsprangen. Nagut. Die Maisfelder drum herum waren allerdings schön anzusehen. Mais war das Hauptnahrungsmittel der Maya, außerdem sagt man, dass der erste Maya aus Mais entstanden ist. Okay. Kein Kommentar hierzu. Auch auf den Maya-Kreuzen sind Maispflanzen zu sehen, man sieht also: Mais ist heilig. Wobei heilig das falsche Wort ist, denn die Maya Kreuze haben absolut nichts mit unseren christlichen Kreuzen zu tun. Dennoch ist sie Ähnlichkeit jener der Grund, warum die Spanier die Maya zunächst in Ruhe ließen, denn unwissend gingen beide davon aus den gleichen Glauben zu praktizieren. Nein, nein. Das Maya Kreuz repräsentiert die Koordinaten, das christliche Kreuz den selbstlosen Tod Jesus’. Das, was wir anschließend im Tempel gesehen haben, war jedoch alles andere als christlich - auch wenn ich definitiv die Letzte bin, die das beurteilen kann. Bereits beim Reingehen sah man keine Stuhlreihen wie in einer Kirche, sondern strohartiges Zeugs und unzählige Kerzen auf dem Boden, ohne Kerzenständer versteht sich, sondern einfach mit Wachs auf den Boden fixiert. Nur eine Frage der Zeit bis alles lichterloh brennt. Es gab viele Familien, die versammelt auf dem Boden vor brennenden Kerzen hockten und mayaische Gebete von sich gaben. Sich die Farbe der Kerzen war von Bedeutung, denn je nachdem für was man betete, richtete sich die Kerze. Diese Anweisung bekam man vom Schamanen. Natürlich. Desweiteren wurden im Tempel Hühner geopfert und auch die Coca Cola durfte nicht fehlen. Coca Cola als Heiliger Trunk. Warum? Früher wurde eine aufwendige Mais-Flüssigkeit herangezogen deren Herstellung sehr aufwendig war. Dadurch, dass die Cola die gleiche Textur hat sowie weniger aufwendig in der Beschaffung ist, ist jetzt Coca-Cola nun das non plus ultra. Auch Pox, ein hochprozentiger Schnaps war Bestandteil aller Zeremonien, allerdings nicht nur für +18, sondern auch die kleinsten bis hin zu Babys wurden alkoholisiert. Das war nun wirklich eine andere Welt. Vor allem: Das, was wir heute gesehen haben, war quasi nur ein Vorgeschmack auf das, was sonst passiert, denn beispielsweise Sonntags ist der Tag, an dem das Dorf außer Rand und Band ist, Tiere geschlachtet werden oder die wichtigen 92 führenden Personen um Hilfe gebeten werden. Das hätte ich auch gerne gesehen. Außerdem haben wir erfahren, dass ein Mann durchschnittlich 6 Frauen hat und jede Frau im Durchschnitt 9 Kinder. 54 Kinder pro Kerl! Halleluja! Ein Grund hierfür ist die staatliche finanzielle Förderung dieses Dorfes pro Kind bzw. Frau. Das hat zur Folge, dass dieses Dorf unglaublich wohlhabend ist, was tatsächlich nun gar nicht passt. Frauen bekleidet mit einem Rock aus Schafsfell und in der Hand das IPhone 10. Das wäre definitiv ein Foto wert gewesen. Männer arbeiten hier übrigens grundsätzlich nicht, dafür haben sie ja 6 Frauen, die finanziell gefördert werden. Herrlich! Tatsächlich war das wirklich interessant, aber auch echt creepy. Den Nachmittag haben wir genutzt um uns endlich San Cristobal im Tageslicht anzuschauen. Wir aßen Hühnchen mit Mole, einer Soße bestehend aus Schokolade, Chillies und Nüssen, besuchten eine Kirche, schlenderten über den Markt und ließen den Tag in aller Ruhe ausklingen.Read more