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  • Day 98

    Chao Rauco

    December 13, 2009 in Chile ⋅ 19 °C

    So, jetzt bin ich also wieder in Santiago, bereit für neue Abenteuer!! Schade, dass das Projekt nicht so gelaufen ist, wie geplant. Immerhin hatte ich mich hierauf am meisten gefreut.

    Manche kennen das ja. Plötzlich ist Weihnachten und man hat schon wieder keine Geschenke! Genauso ist es in Chile mit den Ferien - plötzlich sind Ferien! Das weiß man nicht im Voraus. Also eigentlich weiß man es gar nicht. Ich musste selbst rausfinden, dass ich nur 2 Wochen unterrichten kann! Ich hab dann die Agentur kontaktiert - die wußten von nichts (das ist Chile), wollten sich aber um eine andere Schule bemühen. Ich sollte dann in einer anderen Schule für eine Woche unterrichten und im Anschluss erwachsene Touristenguides. Aber was kann man in einer Woche in unterschiedlichen Klassen kurz vor Weihnachten schon erreichen? Das bringt weder mir noch den Schülern was. Und so war ich egoistisch und dachte mir, ich will lieber noch ein bißchen was von Chile sehen. Dann kann ich doch noch in die Atacama-Wüste! :-)

    Die kurze Zeit, die ich in Rauco unterrichtet habe, hat mir aber sehr Spaß gemacht. Vielleicht werd ich ja doch noch Lehrerin! ;-) Natürlich hat man als Ausländerin schon gleich einen Pluspunkt bei den Kindern hier. Ich war deswegen auch sehr traurig, als ich Rauco verlassen hab. Auch wenn es ab und an Probleme mit der Kommunikation gab - man schließt seine "Familie" nach einiger Zeit doch ins Herz. Und die Leute in Rauco sind sehr nett und herzlich. Ich bin hier sogar zweimal getrampt. Nach einer Woche kennt man hier aber fast jeden. Meine chilenische Rauco-Mama hat mich auch überall hin mitgenommen - in die Stadt zum einkaufen, ihre Freundinnen besuchen, in den Salon zu den Zeugen Jehovas... überall war ich dabei. Oft wußte ich gar nicht, wo es diesmal hingeht. Mit zwei der Lehrerinnen hab ich sogar mal Plätzchen gebacken. Auch wenn es nicht so viel Spaß macht, bei 30°. Das passt einfach nicht zusammen!

    Ansonsten? Ja, Rauco ist zwar nicht so arm, wie ich gedacht habe, aber in ganz Südamerika ist es eigentlich so, dass, sobald man sich einen Flug nach Südamerika leisten kann, man schon reich ist für die Bevölkerung. Und in Rauco leben die Leute von der Landwirtschaft. Was natürlich ein Traum für jeden Obstliebhaber ist, gelle, Mama! Und die Früchte schmecken hier so intensiv, das ist kein Vergleich mit den unreif gepflückten Früchten aus den deutschen Supermärkten! Jeden Tag gibt es Kirschen, Pfirsiche, Aprikosen, ... alles frisch vom Baum. Und ich habe jeden Tag Avocados gegessen. Jeden Tag!! Die werden einem hier hinterhergeworfen. Mjam!

    Nun ja, zurück in Santiago weiß ich eigentlich nur, dass ich wieder weg will. Ich mag die Stadt ja sehr gerne, aber ein halber Tag und eine Nacht reichen und meine Augen sind schon wieder verklebt. Eigentlich müssten die Leute hier alle früh an einer Smogvergiftung sterben. Oder gibt es ein extra Gen für die Leute, die hier geboren werden?? Hm...

    Zwei Tage werd ich aber hier bleiben, um alles für den Trip zu organisieren und schon mal meine Abreise nach Columbien vorzubereiten.

    Und wer noch nicht genug an Informationen hat: hier ein Auszug der E-Mail, die ich an meine deutsche Agentur als Input geschickt habe.

    [...] Sonstiges: die Schule (ECELA) ist m.E. sehr gut und ich hab viel gelernt
    hier, auch wenn man in 4 Wochen einfach nicht perfekt Spanisch lernen
    kann, so wie ich das wollte. Und Chile ist wirklich nicht das beste
    Land, um Spanisch zu lernen (Aussprache - oh Gott!!! ;-)). Mal sehen,
    wie es in Equador ist.

    Meine Gastfamilie (Cocineria Lina; Mutter von Lehrerin Consuela) war
    toll!!!!!!! Ich lebe hier in einer Wirtschaft und werde Rauco (bzw. nahe
    Rauco in 4 Bocas) kugelrund verlassen. Meine Mama Chilena kocht toll und
    hier fehlt es mir an nichts! Hier bekommt man auch ständig was zu essen,
    nicht wie bei der anderen Gastmutter in Rauco. Morgens, Mittags, Abends,
    zwischenrein und auch am Wochenende - ohne Zusatzkosten. Das Zimmer ist
    einfach aber gemütlich. Waschen kann man auch bzw. wäscht die "Mama".
    Der Sohn hat ein Pferd und wer reiten kann, kann sich das liebe Tierchen
    auch mal ausleihen und die Gegend erkunden, die atemberaubend schön ist.

    Rauco ist im übrigen nicht so arm, wie ich dachte. Die Schule, in der
    ich gearbeitet habe war riesig und neu, hatte einen Computerraum mit
    etwa 30 Computern UND Mini-Laptops für etwa 30 Schüler. Im Moment wird
    eine neue Schule (etwa Highschool) für mehr als 1 Million EUR gebaut.
    Ich hatte mir die Region ärmer vorgestellt. Natürlich kommt das Geld vom
    Staat und die Bevölkerung bekommt nichts davon. Aber jedes Kind hat auch
    ein Handy, MP3-Player und viele haben ein Laptop.

    Die Schule ist etws unorganisiert und ich wurde jeden Tag in eine andere
    Klasse geworfen, auch wenn mein Stundenplan etwas anderes gesagt hat.
    Aber das war wohl nur wegen der Vorweihnachtszeit. Unterrichten darf
    (oder muss??) man im übrigen schon ab dem ersten Tag allein. Also keine
    Angst vor der Herausforderung!

    Anyway. Ich habe eine tolle Zeit in Chile verbracht und insgesamt bisher
    nur positives über Südamerika zu berichten. Argentinien und Chile eignen sich also bestens auch für
    Anfängerreisende! [...]
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