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  • Day 445–450

    Sommer, Surfen, Schilfboote & Spargel

    February 3 in Peru ⋅ ☀️ 28 °C

    Der Plan war, nach einer Nacht in Supe weiter in Richtung Huaraz zu fahren. Wir sind schon abfahrbereit, wollen, bevor es wieder hoch hinaus in die Anden geht, nur nochmal schnell das neue Auslesegerät checken, ob auch wirklich alles klappt. Damit können wir künftig in den Höhenlagen selbst die DPF Regeneration anstoßen uvm. und uns dadurch sicher den ein oder anderen Besuch beim Mechaniker sparen. Aber auch nach längerem Herumexperimentieren kommen wir nicht weiter. In einem Amazon Kommentar wird das gleiche Problem beschrieben. Auf der Platine einen Widerstand entfernen - das soll die Lösung sein. Da wir selbst keine bessere Idee haben, vertrauen wir dem Verfasser des Kommentars. Wir fahren in's Dorf, auf der Suche nach jemandem mit Lötwerkzeug. Dort fragen wir uns durch, von Laden zu Laden, bis wir unseren Mann im Handyladen seiner Frau ausfindig machen. Er schließt seine unscheinbare kleine Werkstatt nebenan auf und in Nullkommanichts ist das kleine, störende Teilchen entfernt. Hoffentlich haben wir es damit nicht schlimmer gemacht. Aber nein, jetzt funktioniert es - die Verbindung kann hergestellt werden. Es kann also weitergehen, da es mittlerweile schon Nachmittag ist, verschieben wir unsere Abfahrt auf morgen und kochen Linsen & Spätzle. Am Abend rollt zufällig Julian auf den Hof, den wir schon in Sucre kennengelernt und in La Paz und Lima wieder getroffen haben. Nordperu soll in den Küstenregionen nicht ganz ungefährlich sein und unsere ReiseApp iOverlander warnt vor zahlreichen bewaffneten Überfällen. Daher vermeiden wir es partout frei zu stehen.

    Und so wie ich noch einen Tag länger Zeit habe darüber nachzudenken wie unsere Reise weiter geht, werfen wir wieder alle Pläne über den Haufen bzw. schieben noch 2-3 Stopps vor Huaraz ein, die nicht unbedingt auf der Strecke liegen. Gemeinsam mit Julian fahren wir 400km weiter der Küste entlang in Richtung Norden, in das kleine, bei Surfern bekannte Örtchen Huanchaco. Es gilt als die Wiege des Surfens in Peru und verspricht das ganze Jahr über gute Surfbedingungen und extrem lange Linkswellen. Wir bleiben ein paar Tage und genießen die Sommerurlaubsatmosphäre - v.a. am Wochenende ist in dem kleinen Ort ordentlich was los, ab Montag wird's wieder ein bissl entspannter.

    Wir sitzen schon im Bus nach Chan Chan, als uns auffällt, dass die Ruinenstätte montags geschlossen hat. Macht nichts, fahren wir eben weiter und schauen uns die Nachbarstadt Trujillo an, die wichtigste Stadt nördlich von Lima. Wieder einmal ein nett anzuschauendes, buntes koloniales Städtchen mit verzierten Holzbalkonen und prächtigen Innenhöfen - jedenfalls rund um den Plaza de Armas. Wir bummeln durch die Straßen und wie üblich auch über den Mercado Central. Auf dem Markt bekommen wir 1kg weißen Spargel für weniger als 1,50€. Was es zum Abendessen gibt, wäre damit geklärt. Auf der Herfahrt von Supe sind wir bereits an vielen Spargelfeldern vorbeigefahren. Nach der Avocado ist Spargel das zweit wichtigste landwirtschaftliche Exportprodukt des Landes. In Peru selbst wird er kaum gegessen. Was für ein Irrsinn, ein so wasserintensives Produkt hier in der Wüste anzubauen. Ich lese darüber, dass der Großteil im südlich gelegenen Department of Ica angebaut wird und dass das Wasser hauptsächlich aus der Andenregion kommt, wo es dementsprechend abgeleitet wird. Ganze Andendörfer mussten schon umsiedeln, weil sie selbst kein Wasser mehr zum Leben haben. Und auch die arme Bevölkerung, die in der Spargelernte tätig ist, lebt in Elendsviertel, in denen es wenn überhaupt nur wenige Stunden am Tag Wasser geben soll. Das hinterlässt einen üblen Nachgeschmack bei dem leckeren "Andengold". Leider mal wieder ein Beweis dafür, dass man sich viel mehr Gedanken darüber machen sollte, woher die Lebensmittel eigentlich stammen, die in Europa in Hülle und Fülle in den Supermarktregalen liegen - und zwar nicht nur hinsichtlich des Transportweges.

    Am Dienstag dann besichtigen wir die nahegelegene Ausgrabungsstätte Chan Chan inklusive Museum. Die Stadt entstand etwa um das Jahr 1.300 und könnte damals mit 60.000 Einwohnern der Chimú Kultur die größte Stadt des Kontinents gewesen sein, bis sie schließlich von den Inka erobert wurde. Die Lehmbauten sind aufwändig verziert. Dennoch finden wir diese Ausgrabungsstätte insgesamt weniger beeindruckend als manch andere, die wir schon besucht haben.
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