• Die Stadt des ewigen Frühlings

    12–18 Jun 2024, Kolombia ⋅ 🌧 28 °C

    Wir sind in Medellín. El Poblado und La Candelaria sind zwei Stadtteile, die unterschiedlicher kaum sein könnten und sich doch mit demselben Wort beschreiben lassen: Dschungel. El Poblado ist so grün und dicht bepflanzt, dass ich hin & wieder den Eindruck habe, im Dschungel zu stehen. Alte Bäume und tropische Pflanzen überall. Es ist schön, sauber und zivilisiert. Wir sind zwei von vielen, fallen überhaupt nicht auf. La Candelaria dagegen, das historische Zentrum Medellíns, ist ein Großstadtdschungel aus Beton. Die Straßen sind voll, chaotisch, unübersichtlich und schmutzig. Wir Weißen stechen definitiv aus der Masse heraus. Ein krasser Kontrast. Die Polizeipräsenz in beiden Stadtteilen ist hoch.

    Wohnen tun wir im schicken und touristischen Viertel El Poblado. Diese Comuna wiederum besteht aus 24 Barrios und gilt als sicherstes Viertel Medellíns. Es gibt tolle Shoppingmöglichkeiten, viele Parks und Grünflächen, großartige Restaurants und ein lebendiges Nachtleben . Was will man mehr. Hier kann man's definitiv ein Weilchen aushalten.

    Nicht so lang halten wir es dagegen in La Candelaria aus. Hier herrscht ein ganz anderer Rhythmus. Erinnerungen an São Paulo werden wach, dort hat unsere Südamerika-Reise vor 19 Monaten begonnen. Statistisch gesehen, ist La Candelaria das unsicherste/ gefährlichste Viertel Medellíns. Wir beginnen unsere kleine Runde am Plaza Botero, wo wir nun doch noch in den Genuss seiner Kunst kommen. Ganze 23 Botero-Skulpturen stehen auf dem Platz. Der Legende nach bringt das Reiben der Statuen Liebe und Glück. Allem Anschein nach, muss es da draußen also sehr viele glückliche und verliebte Menschen geben. Aber in La Candelaria gibt es vor allem auch viel Prostitution (auch am helllichten Tag nicht zu übersehen) und extrem viele zwielichtige Gestalten mit leerem Blick und seltsamem Verhalten. Manchmal fast schon unheimlich. Aber auch authentisch, traurig, hart und faszinierend zugleich. Das kolumbianische Sprichwort „no dar papaya“ (gib keine Papaya) nehmen wir uns hier besonders zu herzen. Es bedeutet so viel wie, dass man vorsichtig sein und niemandem die Chance geben soll, einen zu beklauen. Das Handy lasse ich daher meist einfach in der Tasche - die wenigen Bilder vom Plaza Botero spiegeln also alles andere als die Realität dieser Gegend wider. Immer wieder drehen wir um, weil uns die Nebengassen weiter entfernt dann doch nicht mehr ganz so geheuer sind. Es ist definitiv kein Viertel, in dem ich mich nachts aufhalten möchte. Und deshalb werde ich schon leicht nervös, weil uns einfach kein Uber mehr abholen will. Erst dauert es ewig, bis die Fahrt überhaupt angenommen wird. Dann 15-20 Minuten Wartezeit. Kurz vor Abholung lehnen die Fahrer aus irgendeinem Grund ab und das ganze Spiel beginnt von vorn, bis die Fahrt von Uber schließlich komplett storniert wird. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit beschließen wir daher lieber die Metro zu nehmen.

    Generell sollte man natürlich überall Vorsicht walten lassen, auch in El Poblado. Die beiden Belgier, die wir auf dem Language Exchange im Purple Monkey Hostel kennenlernten, erzählen uns, wie sie noch in der gleichen Nacht (mit viel Glück nur) Zeugen eines Raubüberfalls wurden. Direkt hier, wenige Schritte von unserem Apartment entfernt.
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